Wer spricht schon Urdu?
NefAS feiert 15-Jähriges – Frauen für Integration

26.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:36 Uhr

Jubiläums-Torte für NefAS: (von links) Vorsitzende Olga Paul und Karoline Schwärzli-Büher, Projektleiterinnen Linda Qasem und Niloufar Kafi-Asgari sowie Integrationsbeauftragte Ingrid Gumplinger feierten das 15-jährige Bestehen des Vereins. Fotos: Olma, NefAS

Netzwerk für Arbeit und Sozialbelange – das klingt ziemlich sperrig. Aber hinter dem gleichnamigen Verein, kurz NefAS genannt, steckt das pralle Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. Seine Gründung liegt 15 Jahre zurück: Frauen mit Migrationshintergrund entschlossen sich, anderen Neuankömmlingen beim Start in Ingolstadt zu helfen. Ganz pragmatisch.



Sie hat es am eigenen Leib erfahren: Vereinsvorsitzende Olga Paul schilderte bei der Jubiläumsfeier im Blauen Salon des Theaterrestaurants, wie sie 2006 in Ingolstadt ankam: „Ich musste viel erledigen: Wohnung suchen, die Anmeldung machen, bei der Arbeitsagentur melden, Zeugnisse anerkennen lassen, einen Job suchen ... Termine, Gespräche, Telefonate – nichts hat geklappt. Ich habe ein Jahr gebraucht, um wirklich anzukommen.“

Irgendwann riet ihr jemand, in die Permoserstraße zu gehen, und Olga Paul tat es: „Dort habe ich eine wunderbare Frau getroffen“. Karoline Schwärzli-Bühler vom Jugendmigrationsdienst – Ingolstadts Kümmerin. „Dank ihr habe ich Fuß gefasst und einen Job bekommen“, so Olga Paul.

Übersetzer für mehr als 30 Sprachen

Das Zusammentreffen der beiden Frauen war die Geburtsstunde von NefAS. Es wurde eine Erfolgsgeschichte, denn Integration in Ingolstadt würde ohne die Dienste des Vereins nicht funktionieren. Das bestätigte auch Bürgermeisterin Petra Kleine. „Sie bringen Ihre Kompetenz ein für Menschen, die neu in der Stadt sind. Die Sprachmittler von NefAS sind als Übersetzer für unsere städtischen Stellen ganz wichtig, wenn zu uns Menschen kommen mit exotischen Sprache wie Urdu.“ Der Verein vermittelt unter Regie von Niloufar Kafi-Asgari Übersetzer für mehr als 30 Sprachen – von Albanisch bis Vietnamesisch.

Das seit 2008 bei NefAS angesiedelte Gesundheitsprogramm MiMi (Mit Migranten für Migranten), betreut von Linda Qasem, sei gerade in Corona-Zeiten ein wichtiger Anker gewesen, fuhr Kleine fort. Das bekräftigte auch Ingrid Gumplinger, Integrationsbeauftragte der Stadt Ingolstadt: „Auf unkomplizierte Art und Weise konnten wichtige Informationen zeitnah an die Communities geleitet werden.“



Fast 50 Prozent Migrationsanteil


Wie bunt zusammengewürfelt die Stadtgesellschaft mittlerweile ist, belegte Gumplinger anhand aktueller Zahlen: Ende 2022 lebten in Ingolstadt mehr als 142000 Einwohner. „Der Migrationsanteil liegt bei rund 48 Prozent – Tendenz steigend. Das Bevölkerungswachstum ist hauptsächlich auf den Zuzug von Menschen mit Migrationshintergrund zurückzuführen.“

Die Integrationsbeauftragte betonte, in der Stadt gehe es um ein gleichberechtigtes Miteinander. Schließlich haben fast alle Ingolstädter die gleichen Probleme: etwa bei der Kindererziehung. Das NefAS-Projekt Elterntalk erfreut sich seit Jahren großer Beliebtheit. „Da sind auch Eltern ohne Migrationshintergrund willkommen“, so Gumplinger, die ergänzte, dass sich mittlerweile auch junge Menschen bei NefAS engagieren und Nachhilfe erteilen.

Die Frau, ohne die das alles nicht möglich ist, blieb selbst bescheiden im Hintergrund und nahm mit Tränen in den Augen das viele Lob entgegen. Karoline Schwärzli Bühler ist als Geschäftsführerin der gemeinnützigen GmbH Arbeit+Leben übrigens auch Chefin im Theaterrestaurant, das im März eröffnet werden soll. Ein Höhepunkt der Abends war die Musik des Ingolstädters Serkan Özkan, der mit seiner Baglama eigene Lieder mit hintergründigen Texten darbot.