Wettstetten
Nahwärme für Wettstetten?

Machbarkeitsstudie im Rat vorgestellt – Gemeinde will bis zum Jahr 2028 Energieneutralität erlangen

26.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:28 Uhr

Ehrgeizige Ziele zur Nachhaltigkeit und Ökologie hat die Gemeinde Wettstetten. Foto: Gülich

Wie gestaltet man die Wärmeversorgung im Ort? Da fossile Brennstoffe „bekanntermaßen gerade nicht mehr en vogue“ sind, wie Bürgermeister Gerd Risch (FW) zusammenfasste, hat der Wettstettener Gemeinderat am Donnerstagabend die Firma Schlamp Wärmecontracting mit der (für die Gemeinde kostenfreien) Erstellung einer Machbarkeitsstudie zum Thema Nahwärmenetz beauftragt. Bereits in der Oktobersitzung hatten Firmenvertreter ihr Konzept vorgestellt.

Schlamp Wärmecontracting verkauft laut eigenen Angaben ökologische und nachhaltig erzeugte Energie zum Heizen und zur Aufbereitung von Warmwasser. Die thermische Energie einer zentralen Heizungsanlage wird an mehrere Abnehmer eines Ortes oder einer Siedlung verteilt. „Wir würden in Wettstetten eine Heizanlage betreiben und die dort gewonnene Energie dann in Ihren Wasser-, Heizungs- und Stromkreislauf zuhause einspeisen“, fasste Firmenvertreter Andreas Vorig zusammen. Gedämmte Erdleitungen transportieren die Wärme zu den angebundenen Gebäuden, vorzugsweise werden auch kommunale und kirchliche Einrichtungen angebunden. An die Nahwärme angeschlossene Verbraucher zahlen nicht mehr für Brennstoffe wie Öl, Gas oder Brennholz, sondern für die übergebene Wärme.

Entgegen der verbreiteten Ansicht, Nahwärmenetze seien vor allem in Neubaugebieten realisierbar, erklärte Vorig: „Nahwärmenetze lassen sich überall umsetzen.“ In einer von der „Bundesförderung für effiziente Wärmenetze“ (BEW) zu 50 Prozent geförderten Machbarkeitsstudie prüfe die Firma, welche Möglichkeiten es gebe, mit welchen Kosten zu rechnen sei und wie die konkrete Planung für die Umsetzung des Konzepts aussehen könnte.

Auf die Teilnehmer am Wärmenetz kommen – je nach Aufwand der Verlegung, den individuellen Gegebenheiten vor Ort und der Zahl der Teilnehmer – einmalige Anschlusskosten zu. Daneben schließen sie einen Wärmeliefervertrag ab, über den die gelieferte Energie regelmäßig abgerechnet wird. Die realistische Dauer für eine Errichtung eines solchen Nahwärmenetzes seien rund anderthalb Jahre, so Vorig.

„Gerade in Gebieten, in denen die Ölheizungen der 70er- und 80er-Jahre so langsam kaputt gehen, ist der Zeitpunkt für was Neues ideal“, hielt Bürgermeister Risch fest. Für den Großteil der gemeindlichen Liegenschaften sei allerdings bereits der Bezug von Wärme aus anderen erneuerbaren Quellen erfolgt oder geplant.

Für Verwunderung sorgte die von Risch spontan kurz vor der Abstimmung eingefügte Klausel, dass die Rechte an der Machbarkeitsstudie auch im Fall einer Beendigung der Zusammenarbeit mit der Firma Schlamp Wärmecontracting – die für die für die Gemeinde kostenfreie Studie in Vorleistung geht – in den Besitz der Gemeinde übergehen sollen.

Gemeinde will bis 2028 energieneutral sein

Das Thema Nachhaltigkeit zog sich weiter durch die öffentliche Sitzung. Die Gemeinde Wettstetten beteiligt sich zunächst beschränkt auf zwei Jahre am Aufbau einer Öko-Modellregion in Verbindung mit der Stadt Ingolstadt und weiteren umliegenden Gemeinden, um den ökologischen Landbau zu fördern und weiter ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. Die Kosten von rund 700 Euro im Jahr 2023 und 1130 Euro im Jahr 2024 seien überschaubar, so Bürgermeister Gerd Risch. Dem stimmte der Gemeinderat einstimmig zu.

Die Gemeinde strebt an, mit ihren eigenen Einrichtungen bis zum Jahr 2028 hinsichtlich ihres Strom-, Wärme- und Mobilitätsbedarfs Energieneutralität zu erlangen. Ferner will sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten darauf hinwirken, dass dieses Ziel auch in der Gemeinde als Gesamtheit (d.h. private Haushalte, Gewerbe, Industrie, Verkehr) bis zum Jahr 2035 erreicht wird.

Ergebnisse des Energienutzungsplans des Landkreises Eichstätt

Risch stellte auch die Abschlussergebnisse des Energienutzungsplans des Landkreises Eichstätt in Bezug auf Wettstetten vor, befand aber, dass das Ergebnis nicht das sei, was er erhofft und erwartet habe. Mit dem Wort „enttäuschend“ bestätigten mehrere Gemeinderäte diese Einschätzung. Es seien zwar einige Anregungen enthalten (wie die Installation von Photovoltaik-Anlagen auf verschiedenen gemeindlichen Gebäuden zu prüfen und alte Heizungen – wie zum Beispiel die im Feuerwehrhaus Echenzell – auszutauschen), aber insgesamt sei das Ganze „viel Papier, das uns wenig bringt“, so der Rathauschef abschließend zu diesem Punkt.

Schließlich gab es noch Antworten auf zwei Anfragen. So wollte BWG-Gemeinderat Josef Schmidt Auskunft über die Kosten der Abdichtungsarbeiten am Holzlagerplatz erhalten. Diese belaufen sich auf insgesamt 154410 Euro , teilte der Bürgermeister mit. „Ein Wahnsinn“, fasste er zusammen.

Ebenfalls auf Anfrage informierte Gerd Risch darüber, dass die Gemeinde im neuen Gewerbegebiet „Im Speck“ derzeit noch zwei Grundstücke besitze. Eins sei für den Bau der neuen Integrierten Rettungsleitstelle zum Verkauf vorgesehen, das andere werde die Gemeinde als Lagerfläche behalten. Dass es für den Weihnachtsmarkt, der am Freitag und Samstag (25. und 26. November ) stattfindet kein gedrucktes Programm und keine Übersicht der Aussteller gebe, sei der Personalnot im Rathaus geschuldet.