Ingolstadt
Naherholung gewinnt an Bedeutung

Stadt schafft eine Koordinierungsstelle und möchte die Gebiete rund um die Badeseen aufwerten

05.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:32 Uhr

Abendstimmung am Baggersee: Viele Ingolstädter lieben dieses Naherholungsgebiet – so wie unser Leser Johann Tattermusch und seine Frau. Jetzt soll eine Koordinierungsstelle geschaffen werden, um die Anziehungskraft der Badeseen zu steigern. Foto: Tattermusch

Die Naherholungsgebiete werden jetzt „Chefin-Sache“: Angedockt bei Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll soll eine Koordinierungsstelle geschaffen und ein Konzept entwickelt werden, das darauf abzielt, die städtische Naherholung auf Vordermann zu bringen – „auf einen zeitgemäßen, qualitätvollen und zugleich umweltgerechten Stand“.

So steht es in einer Beschlussvorlage, die am Dienstag im Ausschuss für Sport, Veranstaltungen und Freizeit erstmals auf den Tisch kam. Höchste Zeit, begrüßte die Mehrzahl der Stadträte diese Pläne. „Es ist eine Schande, dass man den Baggersee so verkommen lässt“, sagte Georg Niedermeier (UWG). „Früher hast du da kaum einen freien Platz zum Liegen gefunden, jetzt ist dort tote Hose. Und am Freibad bilden sich lange Schlangen.“

In der Tat kehren immer mehr Ingolstädter den einst so beliebten Badeseen den Rücken, weil sie sich nicht mehr wohlfühlen – an Land und auch im Wasser: Weder der Auwaldsee noch der Baggersee laden aktuell zum Spielen oder Schwimmen ein. Die erneute Sperrung des Donauwurms stößt ebenso auf Kritik. In dieser Sommersaison wird sich an diesem Zustand auch wohl nichts mehr ändern, wie der DK erfahren hat (Bericht folgt).

Die Stadt trägt mit der neuen Stelle dem Umstand Rechnung, dass Naherholung in einer wachsenden Großstadt wie Ingolstadt immer mehr an Bedeutung gewinnt. Die zunehmende Verdichtung erfordere naturnahe Freiräume, wie gerade in Pandemiezeiten deutlich geworden sei, heißt es. Reizvolle Naherholungsorte leisten auch einen Beitrag für Nachhaltigkeit und stärken zudem die Verbundenheit mit Heimatstadt und Region. Ein angenehmes Lebensumfeld gilt nicht zuletzt auch als ein wichtiger Standortfaktor.

Die Naherholungsgebiete sollen zunächst im Zuge der Fortschreibung des Flächennutzungsplans mit integriertem Landschaftsplan und dem Sportentwicklungsplan auf Umfang, Erholungsfunktion des Landschaftsraums, Attraktivität und Ausstattung geprüft werden. Im Flächennutzungsplan für Ingolstadt sind derzeit vier Naherholungsgebiete dargestellt: Auwaldsee, Baggersee mit Donaustausee, Zucheringer Wald einschließlich der Flächen des SV Zuchering und des Kempesees sowie Irgertsheimer Seen. Dazu kommt jetzt noch der Schafirrsee. Besonderen Handlungsbedarf sieht die Stadt beim Auwaldsee: Die Nähe zum IN-Campus-Gelände mache eine Aufwertung und zeitgemäße Gestaltung wünschenswert. Dazu soll auch mittels einer „schlanken“ Bürgerbeteiligung und unter Einbeziehung des zuständigen Bezirksausschusses Südost ein Konzept entwickelt werden. Damit wird einem Antrag der CSU-Stadtratsfraktion vom November 2021 Rechnung getragen. FW-Stadtrat Klaus Böttcher stellte einen Ergänzungsantrag: Auf dem Auwaldsee wäre eine Kanu-Polo-Anlage, die der benachbarte Faltboot-Club nutzen könne, eine zusätzliche Bereicherung.

Der Antrag wurde schließlich einstimmig verabschiedet, die Entscheidung fällt am 26. Juli in der Sitzung des Stadtrats. Die Koordinierungsstelle Naherholung – Kostenpunkt rund 83000 Euro pro Jahr – soll nicht nur die Arbeit der verschiedenen Fachämter unter einen Hut bringen, sondern sich auch der Anliegen und Ideen der Bürgerschaft annehmen.