Erinnerungen und Fragen
Nach 17 Jahren Ordenstätigkeit: Kapuziner verabschieden sich mit Gottesdienst aus Ingolstadt

05.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:28 Uhr

Mit einem feierlichen Gottesdienst nahmen die Kapuziner am Sonntag Abschied aus Ingolstadt. Hauptzelebrant war Kapuzinerprovinzial Helmut Rakowski (7.v.l.). Foto: Brandl

Nur noch wenige Tage sind es, bis die Kapuziner offiziell ihren Dienst in Ingolstadt beenden. Zum 31. März verabschieden sich die fünf verbliebenen Mönche um Pater Jose Vettikate aus dem Kloster an der Harderstraße.

Der Schritt wurde notwendig, weil es dem Orden an Nachwuchs fehlt und sich das Kloster deshalb nicht mehr aus eigener Kraft finanzieren kann. Betroffen von der Entscheidung sind weitere Kapuzinerklöster in Deutschland. Die Mönche werden sich auf weiter bestehende Klöster verteilen. Unsere Zeitung berichtete mehrmals über die Entwicklung und die Hintergründe.

Abschiedsgottesdienst in der Franziskanerkirche

Am Sonntag kamen Kirchenbesucher und Gäste in der Franziskanerkirche zu einem feierlichen Abschiedsgottesdienst zusammen. Es war ein Abschied voller Wehmut und der Frage nach dem Warum. Verbunden war er aber auch mit einem warmherzigen Rückblick voller guter Erinnerungen an die vergangenen 17 Jahre. Er wäre heute lieber nicht hier, so wie viele der Gottesdienstbesucher vermutlich auch nicht, sagte Kapuzinerprovinzial Helmut Rakowski zu Beginn der Messe, zu der auch ehemalige Franziskaner- und Kapuzinermönche, die in Ingolstadt wirkten, angereist waren. Für den Geistlichen sei dies in den vergangenen Tagen nicht der einzige Termin dieser Art gewesen, erzählte er und nannte Beispiele. Derzeit werden die Klosterschlüssel nahezu in Serie abgegeben, weil die Deutsche Kapuzinerprovinz sich radikal verschlankt.

Die Zeiten ändern sich

„Was ist schuld, dass alles so wegbricht“, fragte Rakowski und erinnerte an Tage, als es einen Pfarrer an jedem Ort gab und Klöster überall. Er glaube, es liege daran, dass die Zeit sich so rasant verändere. Als weiteren Grund nannte er das Zweite Vatikanische Konzil, das mit der Neupositionierung zur Religionsfreiheit einen großen Umbruch eingeleitet habe. Dieser Punkt sei am meisten umstritten gewesen, obwohl er eine Stärkung der Ökumene bewirkt habe, so der Kapuziner. „Es ist der Preis der Freiheit, was wir sehen und was uns so schmerzt“, sagte er.

Lange Geschichte des Klosters in Ingolstadt

Klaus Schimmöller, Dompropst im Ruhestand, erinnerte an die lange Geschichte des Franziskanerklosters und späteren Kapuzinerklosters in Ingolstadt, die sich über 766 Jahre erstreckt. Er sprach von einem „wahrhaft historischen Tag“. Noch einmal schaute er zurück auf den Oktober vergangenen Jahres, als der Provinzrat des Ordens seine Entscheidung gegen den Standort bekanntgab. Bestürzung und Trauer hätten sich anschließend breitgemacht, so Schimmöller. Er berichtete, dass derzeit noch offen sei, was aus der Kirche und dem Klostergebäude werde – eine Frage, die die Diözese Eichstätt lösen müsse. „Ein wichtiger Platz im Dekanat wird leer bleiben“, machte er deutlich. Als er die Glaubensgemeinschaft aufforderte, den Kapuzinern mit einem kräftigen Applaus zu danken, wurde dem umfangreich nachgekommen. Ein Vertreter der Kirchverwaltung schilderte anschließend die Fassungslosigkeit, die man verspürte, als die Nachricht von der Auflösung publik wurde. Er sprach von einem Ort der Zusammenkunft und einer Art von Familie, die nun fehle, und erinnerte an die seelsorgerischen Aufgaben, die die Kapuziner wahrnahmen, wie etwa die Hilfe im Hospiz.

„Alles hat seine Zeit“

Das Schlusswort gehörte Pater Jose Vettikate, Leiter des Ingolstädter Konvents. Es falle ihm schwer, hier zu stehen und zu sprechen, sagte er. „Doch alles hat seine Zeit“, zitierte er aus dem Alten Testament. Die Jahre seien bereichernd und unvergesslich gewesen. Sein Dank für 17 Jahre Zusammenarbeit galt der Diözese, dem Dekanat sowie der Pfarrei Liebfrauenmünster und St. Moritz. Vetikatte wechselt Mitte April zum Kapuzinerorden nach Münster. „Ich werde Ingolstadt im Herzen verbunden bleiben, denn es ist zu einem Stück Heimat geworden“, erklärte er, bevor er den Schlüssel zum Kloster an Schimmöller übergab. Es folgte eine brüderliche Umarmung. Die Kirchenbesucher nahmen auf ihre Art Anteil und würdigten den symbolischen Akt mit stehenden Ovationen. Der Gottesdienst endete mit einem Betgesang. Anschließend luden die Kapuziner zu einem Stehempfang im Kreuzgang des Klosters. Zahlreiche Besucher kamen dem gerne nach.