„Knäuel“ lautet der Titel der ersten gemeinsamen Ausstellung von Matthias Geitel und Ludwig Hauser, die seit beinahe 30 Jahren befreundet sind. Damit schließt sich für Hauser ein Kreis, da in diesem Zeitraum viele seiner Werke entstanden seien und es auch Analogien zu Geitels Schaffen gebe. Die Schau in der Kunsthalle P3 spiegelt die Auseinandersetzung des Ingolstädter Bildhauers und des Berliner Künstlers mit Variationen von Verdichtung und Sedimentierung wider.
Während für Geitel das grafische Element die Basisstruktur seiner Arbeiten sei, stünden für Hauser der Raum, das Raumgefüge und die Materialität des Steins im Mittelpunkt.
Ludwig Hauser verwendet häufig Material aus der Region, zum Beispiel Korallenkalkstein, einen Ablagerungsstein aus Marching. Im Vorraum der Halle warten hingegen Ceppo-Steine aus dem öffentlichen Raum auf ihre Neugestaltung.
„Sedimentation“ nennt er als Motiv und stellt sich immer wieder die Frage, wie Ablagerung entsteht. In ein langes Becken hat er noch nassen und formbaren Sägeschlamm gegossen, der beim Sägen von Stein entsteht, und der sich über einen sehr langen Zeitraum hin wieder verfestigen wird. Dabei werde Material wieder auf den Ursprung des Materials zurückgeführt.
Über die Ecke arrangiert lehnen Hebeeisen an der Wand, wie man sie in Steinbrüchen zum Heben von Steinen verwendet. Eines davon hat der Bildhauer in Naturstein ausgeführt, was den Verfremdungscharakter betone.
Mit seinem „Brunnenstein“ aus Marmor zeigt Ludwig Hauser, der vor zwei Wochen mit dem 2. Preis des 1. Kunstpreises des Ingolstädter Lions Clubs ausgezeichnet wurde, die Skulptur, auf die das prämierte „Regal Lager IV“ zurückgeht. Dessen zwölf Objekte aus Naturstein hat der Künstler für diese Ausstellung auf einem hölzernen Handkarren angeordnet. Sie seien „Geschlechts-Orientierungs- und Entwicklungsmodelle“, quasi „ein Selbstbedienungsregal für die Erfüllung einer selbst gewählten, gewünschten, gehofften oder nicht erkannten sexuellen Identifikation“. Der vor 25 Jahren entstandene Brunnenstein zeigt an seiner Front die Linien zweier, häufig als weiblich identifizierte Beine. Die Leerstelle, die anstelle der Geschlechtsmerkmale ausgearbeitet wurde, könne nun mit einer der zwölf Varianten ausgefüllt werden.
Matthias Geitel, der aus Thüringen stammt und in Berlin lebt und arbeitet, kann auf eine langjährige und rege Ausstellungstätigkeit zurückblicken. 1994 beteiligte er sich zum ersten Mal in Ingolstadt in der Harderbastei an der Schau „Akten und Briefe“. In der Kunsthalle P3 zeigt er den Komplex „Knäuel“, an dem er bereits seit einigen Jahren arbeitet. Er geht zurück auf „Detrax“, einen Zyklus von hundert Bleistiftzeichnungen auf Papier aus dem Zeitraum von 2004 bis 2006.
Geitel widmet sich der Frage „nach höherer Komplexität durch Verknotung und Verdichtung“ und nach der „Entwicklung von Netzwerken“. Vierzig Blätter, Arbeiten mit schwarzer Tusche auf Papier, zeigen „verschiedene Arten von Verdichtung, mehr offen oder bis hin zum Knäuel“. Schwarze Linien verzweigen sich, so ergeben sich „fortschreitendes Wachstum und Rückkoppelung“.
Zwei großformatige Werke entstanden durch das Übereinanderschichten von farbigen Linien, so dass daraus schwarze Linien mit farbigen Rändern resultieren, ohne dass die Farbe Schwarz verwendet wurde.
Extra für die Ausstellung in der P3 schuf der Künstler eine Aquarellserie in Grüntönen, zu denen ihn die grün patinierten Stahlwände in der Halle inspirierten. Die Technik des Aquarells bringt einen langsameren Arbeitsfortschritt mit sich, da die einzelnen Linien erst trocknen müssen, um ein ungewolltes Verlaufen von Strukturen und Vermischen von Farben zu vermeiden. Dabei könnten jedoch trotzdem Fehlstellen entstehen, die Geitel oft auch zulasse. So bewirke die Strukturbildung und Sedimentation während des Trocknungsprozesses „reizvolle Stellen“ im Bild, zusätzlich zur Linie bekomme Fläche Bedeutung.
DK
Die Ausstellung ist in der P3 in der Peisserstraße bis zum 1. Oktober zu sehen, freitags bis sonntags von 15 bis 20 Uhr und nach Vereinbarung.