Vom Fan zum Teamkollegen
Luca Hauf trug als Kind ein Trikot von Daniel Pietta – nun spielt er beim ERC Ingolstadt mit ihm zusammen

08.08.2024 | Stand 08.08.2024, 8:59 Uhr |

Bei den Edmonton Oil Kings aus der nordamerikanischen Juniorenliga WHL durfte in der Saison 2022/23 jeder Spieler seine persönliche Torhymne wählen – Luca Haufs Wahl fiel auf „Wir sagen Danke schön“ von den Flippers. „So richtig meine Musik ist das nicht, es war mehr als Witz gedacht“, erklärt der ERC-Neuzugang und lacht. „Ich wollte etwas typisch Deutsches nehmen, und das Lied war im Trend.“ Privat höre er lieber Rap, Pop und Country, verrät der 20 Jahre alte Stürmer. Fotos: Traub/Imago Images

Als Kind besuchte Luca Hauf die Spiele seines Heimatvereins Krefeld Pinguine und trug ein Trikot seines „absoluten Vorbilds“ Daniel Pietta. Nun steht der 20-Jährige selbst an der Schwelle zum Eishockey-Profi – und stürmt in der kommenden Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) an der Seite des 37 Jahre alten Pietta für den ERC Ingolstadt.



„Zu Daniel blicke ich hoch, von ihm kann ich unglaublich viel lernen. Mit ihm jetzt in einer Mannschaft zu spielen, ist ein kleiner Traum“, schwärmt Hauf.

Pietta: „Könnte mein Sohn sein“



Pietta, der mehr als 1000 DEL-Spiele bestritten hat, entwickelt angesichts des Altersunterschieds beinahe väterliche Gefühle für den Neuzugang aus der gemeinsamen Heimat am Niederrhein. „Er könnte mein Sohn sein, wenn ich früh angefangen hätte“, sagt der Panther-Senior grinsend. Vom Talent Haufs, der schon mit 17 für die Pinguine in der DEL debütierte, wusste Pietta seit Langem: „Ich kenne ja die Trainer im Krefelder Nachwuchs, daher hatte ich den Namen Hauf schon mal gehört“, verrät der ERC-Topscorer der Vorsaison. Und so half er Sportdirektor Tim Regan dabei, den begehrten Youngster an die Donau zu lotsen.

Beim Kaffee: Piettas Rat an Hauf



„,Pietzi’ hat es ein bisschen eingeleitet, auch wegen ihm habe ich diesen Schritt gemacht“, berichtet Hauf. Vor der Entscheidung über die Zukunft traf er sich mit seinem Idol auf einen Kaffee. „Er wollte wissen, was ihn in Ingolstadt erwartet. Ich sagte ihm, dass er hier nach vorne kommen kann, dass die Trainer mit ihm arbeiten, wenn er sich voll reinhängt“, berichtet Pietta. „Jetzt gilt es, sein Talent und Potenzial in Arbeit umzulegen, damit er eine gute und lange Karriere vor sich hat.“ Gerade offensiv talentierte Spieler müssten lernen, defensiv verantwortungsvoll zu agieren, um sich ihre Eiszeit zu verdienen. „Jetzt spielt er gegen erwachsene, austrainierte Männer“, mahnt Pietta.

Hauf, der eine Wohnung in Unsernherrn bezogen hat, scheint gut zugehört zu haben. „Ich kann das Spiel lesen und meine Mitspieler in Szene setzen, habe aber auch selbst einen ordentlichen Schuss“, beschreibt er seine Stärken. „Aber für mich geht es vor allem darum, im Profieishockey anzukommen, erwachsen zu spielen, defensiv gut zu arbeiten und mir meine Eiszeit zu verdienen.“

Zwei Jahre Nordamerika als „mega Erfahrung“



Die Chancen auf einige Minuten pro Spiel stehen nicht schlecht, obwohl Hauf gemeinsam mit Verteidiger Niklas Hübner der jüngste Feldspieler im ERC-Kader ist. Zum einen muss jedes DEL-Team stets drei U23-Spieler aufbieten, zum anderen verfügt Hauf über zwei wertvolle Jahre Nordamerika-Erfahrung. 2022 wagte er als 18-Jähriger den Schritt, spielte ein Jahr für die Edmonton Oil Kings in Kanada und ein weiteres für die Seattle Thunderbirds in den USA, bei denen ERC-Legende Glen Goodall mehrere Rekorde hält.

„Das war eine mega Erfahrung, ich bin froh, das gemacht zu haben“, sagt Hauf. Er sei sowohl von seinen Gastfamilien als auch von den Teamkollegen „super aufgenommen“ worden, auch das Heimweh sei längst nicht so schlimm wie erwartet gewesen. Die Saison in Edmonton bescherte dem Sturm-Allrounder sogar ein Treffen mit NHL-Superstar Leon Draisaitl: „Wir haben in derselben Halle trainiert wie die Oilers. Deren Kabine war 15 Meter von unserer entfernt, alles war super professionell. Unser Trainer hat Leon und mich zusammengeführt, wir haben ein bisschen gequatscht und ein Foto gemacht. Er ist ein total relaxter Typ“, sprudelt es aus Hauf heraus.

Zwei U18- und drei U20-WM-Teilnahmen



Trotz ordentlicher Punktausbeute in der WHL ging Hauf bei der Talenteziehung der NHL leer aus. „Das ist ein bisschen schade, weil ich recht hoch gelistet war. Aber wenn man ein guter Spieler ist, setzt man sich auch so durch“, ist er überzeugt. Und auf Vergleiche mit den Besten seines Alters musste Hauf nicht verzichten: Er lief mit der deutschen Auswahl bei zwei U18- und drei U20-Weltmeisterschaften auf, spielte unter anderem gegen die Top-Talente Connor Bedard (jetzt Chicago Blackhawks) und Logan Cooley (Utah Hockey Club). „Vor meiner ersten U18-WM dachte ich, dass ich ganz gut bin. Doch wenn man dann gegen die Besten der Welt spielt, merkt man, dass man davon meilenweit weg ist“, gesteht er.

Dass man solche Lücken allerdings schließen und irgendwann sogar mit seinem Idol in einer Mannschaft spielen kann, weiß Hauf inzwischen ja aus eigener Erfahrung.

Förderlizenz: Verteidiger Ryan Odude aus der U20-Mannschaft des ERC trainiert aktuell mit den Panther-Profis und erhält wohl eine Förderlizenz, mit der der 18-Jährige auch für das DEL-Team einsatzberechtigt wäre. Schon in der vergangenen Saison war der 1,89 Meter große Odude, der über offensives Potenzial verfügt, 13-mal für Oberligist Bayreuth aufgelaufen. Künftig kooperiert der ERC mit dem EC Peiting.

TV-Termine: DF1 ist der Free-TV-Partner der DEL und hat die ersten Übertragungstermine bis Weihnachten bekanntgegeben. Der ERC Ingolstadt wird nur einmal live und frei empfangbar übertragen – beim Heimspiel am 22. September (19.15 Uhr) gegen Straubing.

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