Die Stadt Ingolstadt will bis 2035 klimaneutral werden. Dafür hat die Stadt so einiges geplant: Lokale Förderprogramme, Projekte und Initiativen zu Klimabildung sollen dabei helfen. Wie genau Ingolstadt klimaneutral werden will, hat unsere Zeitung zusammengefasst.
Der Klimawandel und seine Konsequenzen sind wegen brachial über die Welt hereingebrochener Großkrisen – Corona und Russlands Krieg gegen die Ukraine – etwas aus dem kollektiven Bewusstsein gedrängt worden. Und das obwohl in Deutschland die Flutkatastrophen im Juli 2021 oder die Dürreperioden des vergangenen Sommers (und so vieler Sommer davor) die Folgen der Erderwärmung besorgniserregend vor Augen führten.
Forciert von der Angst um die Energieversorgungssicherheit bekommen Strategien für Einsparungen sowie die Erschließung alternativer Energiequellen indes wieder neue Aktualität.
Die Stadt Ingolstadt hat sich das Ziel gesetzt, bis 2035 Klimaneutralität zu erreichen, die Stadtverwaltung soll das sogar schon bis 2030 schaffen. Der Stadtrat hat in der jüngsten Sitzung mehrere Beschlüsse zur Realisierung des Klimaschutzkonzepts gefasst. Sie ermöglichen lokale Förderprogramme und Projekte sowie Initiativen für Umweltbildung und -beratung. Hier die Zusammenfassung der Stadtverwaltung:
• 200.000 Euro an Fördermitteln stehen im neuen Jahr für Bürgerinnen und Bürger bereit. Mit maximal 200 Euro je Antrag wird die Anschaffung von Mini-Solaranlagen für Balkone, Gärten, Flachdächer oder sonnige Fassaden gefördert. „Diese eignen sich wegen ihrer einfachen Montage auch für Mietwohnungen. Sie erzeugen zwar nur Strom für den Eigenbedarf, tragen aber ebenfalls zur Stabilisierung und Sicherung der Energieversorgung und Senkung der Energiekosten bei“, so die Stadt. Dafür hat der Stadtrat 50.000 Euro bereitgestellt. Die Stadtwerke Ingolstadt verzichten auf die anfallenden Gebühren in Höhe von 140 Euro für die notwendige Umstellung auf einen digitalen Stromzähler.
• Lastenfahrräder: Nach zwei Förderperioden mit großer Nachfrage wird 2023 die Anschaffung von Lastenfahrrädern und -pedelecs neu aufgelegt. Bei Neukauf oder Leasing werden 25 Prozent der Nettokosten – maximal 750 Euro – gefördert. Inhaber des Ingolstadt-Passes können eine Förderung bis 1500 Euro erhalten. Der mit 100.000 Euro gefüllte Fördertopf wird zur Hälfte für Inhaber des sozialen Ingolstadt-Passes reserviert. Wer zur Antragsstellung ein mit Diesel oder Benzin betriebenes Fahrzeug verschrottet, erhält einen einmaligen Öko-Bonus in Höhe von 500 Euro obendrein, so die Stadt in der Mitteilung.
• Über Informationen im Rahmen des bundesweiten Projekts „Stromsparcheck“ sollen einkommensschwache Haushalte beraten werden, wie sie die Kosten für Strom und Heizenergie deutlich reduzieren können. Diese Beratung leistet in Ingolstadt der Verein SKM Augsburg, für den die Stadt die Fahrtkosten übernimmt. Für den Kauf energiesparsamer Haushaltsgeräte können bedürftige Haushalte künftig eine kommunale Unterstützung erhalten. Den Zuschuss aus der Bundesförderung verdoppelt die Stadt auf bis zu 200 Euro. Insgesamt 50000 Euro werden hierfür angesetzt.
Die Fördervoraussetzungen, um diese Programme in Anspruch zu nehmen, sowie die Formulare der Antragsstellung sollen ab dem Jahreswechsel beantragt werden können, weitere Informationen hierzu folgen demnächst, so die Stadt.
• Neu erarbeitet werden sollen nach Beschluss des Stadtrats auch die Förderrichtlinien für Photovoltaik und Solaranlagen; sie sollen dem Gremium 2023 vorgelegt werden.
• Ebenso hat der Stadtrat im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz dies beschlossen:
Um die Umweltbildung für Kinder und Jugendliche außerhalb der Schule zu verbessern, wird eine staatlich anerkannte Umweltstation „Mensch.Natur.Stadt“ gegründet. Damit sollen bestehende Bildungsangebote, etwa bei Stadtjugendring, Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz und Umweltamt, gebündelt und gestärkt werden. Auch die Ausbildung und Koordinierung der Fachkräfte soll die Umweltstation leisten. Die Trägerschaft wird über eine Kooperation von Stadt, Stadtjugendring und Bund Naturschutz erfolgen. Bis zu 150.000 Euro jährlich hat der Stadtrat bewilligt.
• Ein Klimabeirat soll die Stadt beraten und dabei unterstützen, die Klimaneutralität bis 2035 zu erreichen. Im gehören Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Umweltverbänden, Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft an. Eine Besonderheit ist die Beteiligung von zehn Bürgerinnen und Bürgern, die nicht in Vereinen und Verbänden organisiert sind. Mit einem Fonds von jährlich 25.000 Euro sollen kleine Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsprojekte aus der Bürgerschaft finanziert werden.
• Um den ökologischen Landbau auszubauen und die Verarbeitung und Vermarktung regionaler Bioprodukte zu stärken, bewirbt sich die Stadt zusammen mit Umlandgemeinden um die Anerkennung als Öko-Modellregion. Damit soll in der Bevölkerung eine bessere Wahrnehmung für alle Öko-Betriebe, Projekte und Aktivitäten erreicht werden. Die Kosten belaufen sich auf circa 30.000 Euro pro Jahr.
• Stimmen aus dem Rathaus: „Die Stadt setzt die Maßnahmen des im Juni beschlossenen Integrierten Klimaschutzkonzepts zügig um. Mir ist dabei ein besonderes Anliegen, alle Bürgerinnen und Bürger auf dem Weg zum klimaneutralen Ingolstadt 2025 mitzunehmen und auch auf soziale Ausgewogenheit zu achten“, sagt Bürgermeisterin Petra Kleine. OB Christian Scharpf teilt mit: „Wir gehen mit diesen Maßnahmen einen weiteren Schritt auf unserem Weg zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Beides hat eine große Bedeutung für ein lebenswertes Ingolstadt von morgen. Und als Grundlage für eine zukunftssichere wirtschaftliche Stadtentwicklung. Ich danke meiner Bürgermeisterkollegin und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren Einsatz.“
DK
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