Glasfaser, aber kein Fernsehen

14.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:12 Uhr

Zu den Problemen mit der Verlegung von Glasfaserkabeln in Wettstetten und deren Folgen:Es begab sich zu der Zeit, als der hochverehrte Bürgermeister unseres Dorfes die Nachricht verbreiten ließ, dass alle Leitungen über, auf und unter der Erde erneuert würden, zum Wohle der Bevölkerung.

Am 14. März 2016 stand vor unserem Haus eine große Maschine und begann umgehend, den Flickenteppich aus Asphalt verschiedener Grautöne abzufräsen. Im Untergrund wurden Abwasser und Frischwasser und zuletzt auch Gasleitungen neu verlegt.


Beim Verlegen der gelben Rohre habe ich, einen dünnen, geringelten, schwarzgrauen Draht, in etwa zwei Spaten Tiefe unter dem Gras im Vorgarten entdeckt und gerettet. Es war die kupferne, sogenannte letzte Meile, mit deren Hilfe seit Jahren mein Computer seine Mails bekam.

Im Oktober 2016 begann das neue Zeitalter auch bei uns. Es wurden Glasfaserleitungen verlegt, genauer gesagt waren es nur die Leerröhrchen für diese. Jedenfalls habe ich rechtzeitig dafür gesorgt, dass selbige auch, zusammen mit dem dicken neuen Stromkabel in den von einem schweren Bagger durch meinen einst gepflegten Garten gegrabenen, knapp einen Meter tiefen Graben verlegt wurden. Für zusätzliches Geld wurden die Enden auch sehr sauber durch die Kellerwand geführt und, zu einer kleinen Rolle zusammengebunden, zum späteren Gebrauch hinterm Schrank verstaut.

Im Frühsommer 2019 (! ) kam dann ein Monteur und hat ein graues Kästchen, angeblich für die Glasfaserleitung mit zwei langen Dübeln und Schrauben an meiner Kellerwand befestigt. Die Schrauben standen im Nebenraum dann aus der Wand in großen Löchern im abgefallenen Putz. Wochen später wurden dann wirklich die richtigen Faserbündel mit Druckluft eingeblasen und im Anschlusskasten eingebaut. Dies ist eine sehr feine, anspruchsvolle Arbeit. Ich war begeistert. Noch dazu hat ein Test mit einem modernen Gerät die Funktion der Leitung bestätigt.

Wir hatten jetzt Glasfaser, im Keller! Damit war aber offensichtlich der Statistik von Wirtschaftsminister Aiwanger Genüge getan. Es tat sich nichts mehr und oben genanntes Kupferende, 1,6 Meter höher in meinem Büro bekam die Zeitenwende nicht zu Spüren.

Am 29. Oktober 2019 bin ich dann zum Telekom-Shop in den Westpark gegangen und habe gefragt, wann mein Computer von der Faser erreicht wird. Die freundliche Antwort: Ganz einfach, ich muss nur eine Änderung für meinen langjährigen Vertrag mit der Telekom unterschreiben.

Eine gute Beratung ergab noch eine Ergänzung durch Telekom Magenta Fernsehen. Meine alte Schüssel auf dem Dach war schon sehr verrostet.
Am 20. November 2019 kam dann der Monteur und schloss den Rechner an. Bestens! Gegen extra Geld sollte auch der Fernseher in Betrieb genommen werden. Leider stellte sich heraus, dass der falsche Receiver geliefert worden war. Von verschiedenen Typen hatte ich noch nie gehört. Also kein Fernsehen.

Dem Rat des Meisters folgend, versuchte ich am gleichen Tag, ohne Erfolg, das Gerät im Shop zu tauschen. Am nächsten Tag konnte doch eine Änderung vereinbart werden. Das falsche Teil wurde zurückgenommen und die Lieferung des richtigen Receivers für 25. November 2019 in Aussicht gestellt.

Es tat sich nichts, und auf telefonische Rückfrage meiner Tochter am 5. Dezember wurde keine Antwort erteilt, mit der Begründung, dass dies aus Datenschutzgründen nicht möglich sei. Am nächsten Tag, vor Ort im Westpark erfuhr ich, dass die Vertragsänderung nicht möglich sei wegen der vereinbarten Laufzeit bis 24. November 2021! Jetzt habe ich gelernt. Der Computer der Telekom kann das nicht. Der andere Empfänger braucht auch einen anderen Vertrag, da die Teile untrennbar mit Nummernschlüsseln verbunden sind. Also kein Fernsehen die nächsten zwei Jahre oder die Schüssel wird doch wieder montiert.

Ich bin gespannt auf die nächste Rechnung der Telekom. Wie immer online.
Friedemann Wagner,
Wettstetten