Zu den Artikeln "Ohne Umwege"
Warum fahren so viele Busse leer durch die Gegend?

03.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:55 Uhr

Zu den Artikeln "Ohne Umwege" (DK vom 8./9. Dezember) und "Zwischen Wunsch und Wirklichkeit" (14. Dezember), in denen es um den Busverkehr geht: "Es darf quer gefahren werden" hieß es in dem Artikel, in dem die neue Buslinie zwischen Gaimersheim und Großmehring vorgestellt wurde.

Grundsätzlich eine gute Idee. Es ist einleuchtend, dass zeitlich flexible Busverbindungen nötig sind, um die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel attraktiv zu machen. Weiter hieß es, Landrat Knapp hoffe, dass die Linie gut angenommen wird. Meines Erachtens ist dies der springende Punkt der Verkehrsplanung hinsichtlich der Buslinien in der Region.

Ich selbst wohne an einer viel befahrenen Straße in Gaimersheim, an der verschiedene Buslinien verkehren. Leider muss ich feststellen, dass viele Busse schwach besetzt oder gar leer vorbeifahren und unzählige Busse als "Betriebsfahrt" gekennzeichnet sind. Zudem ist es für mich unverständlich, warum es nicht bei anderen Buslinien ähnlich gehandhabt wird wie bei der neuen 9230, die mehrere Orte sinnvoll verbindet, einen "Rundkurs" fährt und somit mit Sicherheit eine größere Auslastung aufweisen würde. Außerdem wäre dann die Belastung einzelner Straßenzüge durch den Busverkehr, den man nicht unterschätzen darf, gemindert. In Zeiten unzähliger Diskussionen über Dieselfahrverbote in den Innenstädten, die meiner Meinung nach nur Augenwischerei sind, wäre es an der Zeit, nicht nur an politische und wirtschaftliche Gesichtspunkte zu denken, sondern den Umweltaspekt hervorzuheben und an die Anwohner zu denken, die durch Verkehrslärm und Abgase beeinträchtigt werden.

Was nutzt ein flexibles Angebot, wenn die Busse leer durch die Gegend fahren und jeder alleine im Auto sitzt und unzählige, mit Sicherheit meist vermeidbare Betriebsfahrten zulässt? Dann muss man nach den Gründen suchen, warum das Angebot kaum angenommen wird, und sinnvolle Konsequenzen daraus ziehen. Ein Zwölf-Millionen-Defizit der INVG spricht für sich. Um den genauen Bedarf der Bürger festzustellen, könnten Umfragen gemacht werden. Natürlich bedeutet so etwas Aufwand und Geduld für die Autofahrer, aber wenn man wirklich etwas an den Verkehrsproblemen ändern will, muss man andere Wege gehen und nicht auf einen blinden Einsatz extrem vieler Busse setzen, um dadurch politisch gut dazustehen.

Aussagen von Kommunalpolitikern wie dass in Ingolstadt keine Elektrobusse fahren sollen, die Firma Audi sei schuld, weil sie die Autos zu billig an ihre Mitarbeiter abgibt, oder das große Angebot an Bussen sei eine Errungenschaft, kann ich nur so deuten, dass diese Politiker vermutlich nicht an einer vielbefahrenen Straße wohnen.

Letztendlich ist die Politik an der Reihe, sinnvolle Gesetze zu erlassen - zum Beispiel für neue Elektrobusse, so würden ohne großen Aufwand nach und nach die Dieselbusse von den Straßen verschwinden und niemand finanziell belastet werden. Dieses Verkehrsproblem kann man sicher nicht von heute auf morgen in den Griff kriegen. Aber ein metakognitiver Blick auf die gegebene Verkehrssituation in und um Ingolstadt und eventuell ein Einlassen auf eine neue ehrliche Bedarfserfassung ist mit Sicherheit ein Anfang.

Ich wünsche mir für die Zukunft einen sinnvollen Einsatz von Elektrobussen, deren Größe und Häufigkeit ihres Einsatzes an den Bedarf der Bürger angepasst und regelmäßig überprüft wird und das Ingolstadt und die Umgebung wieder den entspannten Charakter von früher bekommen.

Agnes Wittmann, Gaimersheim