Misere im Nahverkehr wird nicht besser

Zu den Fahrgastzahlen im Busverkehr:

08.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:26 Uhr

Zu den Fahrgastzahlen im Busverkehr:



Wir sind es mittlerweile gewohnt, dass Ingolstadt mit allen möglichen Institutionen in fast allen Umfragen stets an der Spitze steht oder zumindest stehen will. Ob die Umfragen sinnvoll sind oder die Inhalte für das städtische Gemeinwohl immer zutreffend, sei dahingestellt.

Aber ausgerechnet beim öffentlichen Nahverkehr, der für viele Bewohner der Stadt, die eher auf Busse denn auf großräumige SUVs angewiesen sind, hinkt Ingolstadt anderen Städten, ja selbst solchen, die nicht dem Kreis der Großstädte zuzurechnen sind, weit hinterher.

Es ist fast beschämend, wenn man feststellen muss, dass im Verhältnis zur Einwohnerzahl der öffentliche Nahverkehr hier, entgegen allen Entwicklungen woanders, eher geringer geworden ist. Nun wird seit Jahren mit hoch bezahlten Leuten herumprobiert, wie man diese elende Situation verbessern könnte. Doch diesen Leuten, die als Experten bezeichnet werden, fällt nichts ein. Wäre der öffentliche Nahverkehr in Form einer Aktiengesellschaft organisiert, hätten die Eigentümer sich sicher zu einer personellen Erneuerung entschieden.

Die Misere des Nahverkehrs beginnt schon damit, dass zum Beispiel eine Linie wie die 40 geteilt wurde und damit die Fahrgäste zum Umsteigen am ZOB gezwungen wurden. Dabei ist die Entfernung von Hundszell nach Unterhaunstadt für die Verhältnisse einer echten Großstadt kein Problem.

Wo kämen Städte wie München oder gar Hamburg hin, wenn sie bei so lächerlich geringen Entfernungen eine vorhandene Linie teilen würden?

Noch immer warten viele Buskunden auf eine bessere Taktung der einzelnen Linien, noch immer fehlen Querverbindungen von Stadtteil zu Stadtteil. Man ist gezwungen, zunächst in die Stadt zu fahren, dort umzusteigen und wieder aus der Stadt herauszufahren. Ein flexibles Angebot sieht anders aus.

Darüber hinaus ist die Preisgestaltung verbesserungswürdig. Dass die Konkurrenz für den öffentlichen Nahverkehr groß ist, wissen wir alle. Damit aber die Unzulänglichkeiten des hiesigen öffentlichen Nahverkehrs zu entschuldigen, ist fatalistisch und zeugt von mangelnder Kreativität. Würde es gar der City-Managerin gelingen, die Ingolstädter Innenstadt einmal so lebendig und attraktiv zu machen wie zum Beispiel die Innenstädte von Würzburg oder Regensburg, dann würde sich die mangelnde Konkurrenzfähigkeit des Nahverkehrs erst recht bemerkbar machen.

Aber vermutlich wird beides, Nahverkehr und Innenstadt, so bleiben wie es ist.
Wolfgang Prestel,
Ingolstadt