Neuer Sieg-Rekord möglich
Leon Hüttl über Höhenflug des ERC Ingolstadt: „Mit dieser Truppe macht es richtig Bock“

07.10.2024 | Stand 08.10.2024, 17:40 Uhr |

Leon Hüttl ist ein Gesicht des starken Saisonstarts des ERC Ingolstadt. Der 24-Jährige aus Bad Tölz präsentiert sich defensiv verlässlich und offensiv mit sieben Scorerpunkten aus den ersten sieben Partien so gefährlich wie nie. Foto: Traub

In jedem der bislang sieben Spiele gepunktet, die jüngsten sechs gewonnen und Tabellenführer: Einen solchen Start in die neue Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) hätte dem mit zwölf Neuzugängen aufgefrischten ERC Ingolstadt wohl kaum jemand zugetraut.

  

Am Sonntag gewannen die Panther bei Meister-Mitfavorit Adler Mannheim mit 3:1 und könnten am kommenden Wochenende ihre bislang längsten Siegesserien in der DEL einstellen. Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt Verteidiger Leon Hüttl, warum der ERC aktuell so stark auftritt.

Herr Hüttl, wie angenehm war die Rückfahrt aus Mannheim – mit einem Siegerbier und Football im TV?

Leon Hüttl: Die Ausländer haben Football geschaut, ein paar von den Deutschen haben vorne Karten gespielt. Mein Job war es, das Kartenspiel zu kommentieren. Ich hab’ einfach nur blöde Kommentare reingeworfen (lacht). Aber ja, die Busfahrt war sehr angenehm.

Wer hat gewonnen beim Karteln?

Hüttl: Wer wohl? „Pietzi“ natürlich!

Früher war Thomas Greilinger der Abräumer, heute offenbar Daniel Pietta. Erfahrung zahlt sich anscheinend aus.

Hüttl: Absolut, ja.

Sie haben im Duell mit den Adlern allein fünf Schüsse geblockt und standen damit sinnbildlich für den starken Einsatz der gesamten Mannschaft. Wie weh tut es heute? Und lassen sich diese Schmerzen mit drei Punkten besser ertragen?

Hüttl: Manchmal blockt man nur einen Schuss, aber der geht genau auf den Knöchel oder aufs Handgelenk. Die fünf von Mannheim gingen zum Glück alle dahin, wo man noch geschützt ist. Zwei unten an den Schlittschuh, an die Kufe. Wenn der fünf Zentimeter weiter höher kommt, tut es wahrscheinlich heftig weh. Zwei weitere flogen an den Ellenbogen, aber auch dort an den Schutz. Es war also kein schlimmer Treffer dabei. Mit Eispacks und drei Punkten ging es sowieso.

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In den sechs Partien zuvor verbrachten die Panther mehr Zeit in der offensiven Zone, diesmal entwickelten die Mannheimer vor allem im ersten Drittel großen Druck und zwangen Ihr Team in die Defensive. Zeichnet es die Mannschaft in dieser Saison aus, dass sie trotzdem stabil bleibt und Lösungen findet?


Hüttl: Auf jeden Fall. Wir sind gut gestanden, haben die Schüsse weggeblockt, und der Willy (Torhüter Devin Williams, d. Red.) hat alles gehalten. Auch die Abpraller haben wir gut kontrolliert. Das zeichnet uns schon aus. Vorne haben wir die Chancen genutzt, das war echt gut.

In der vergangenen Saison hatten die Panther viel Puckbesitz und gute Passquoten, konnten das aber zu selten in gute Ergebnisse ummünzen. Schaffen Sie es heuer besser, diese Dominanz mit Effizienz und gefährlicherem Powerplay zu verknüpfen?

Hüttl: Ich glaube, dass wir ein, zwei Spieler dazubekommen haben, die das Powerplay noch mal besser machen. Aber es waren auch erst sieben Spiele. Wichtig ist, dass wir es schaffen, konstant so weiterzumachen.

Sie sind mit zwei Treffern und fünf Vorlagen gemeinsam mit dem Münchner Jonathon Blum und dem Bremerhavener Phillip Bruggisser aktuell punktbester Verteidiger der Liga. Liegt das daran, dass Sie mehr Powerplay spielen dürfen? Ihre Hauptrunden-Bestmarke aus dem Vorjahr steht bei 27 Zählern und ist nun in Gefahr.

Hüttl: Es kann sein, dass es am Powerplay liegt. Ich weiß allerdings nicht, ob das so weitergeht. Vielleicht ist es einfach nur Glück (lacht).

Drei Imports in der Abwehr: „Wir haben viel mehr Ruhe hinten“

Die Verteidigung ist wieder mit drei statt zwei Importspielern besetzt, was für Sie und Ihren Partner Mat Bodie Entlastung bedeutet. Wie sehr spüren Sie das?

Hüttl: Mir tut das bestimmt ganz gut. In der letzten Saison hatte ich manchmal vier, fünf, sechs Minuten mehr Eiszeit. Das macht viel aus, wenn man fast die Hälfte des Spiels auf dem Eis steht. Der eine Ausländer mehr macht so viel aus, wir haben viel mehr Ruhe hinten. Vor allem, weil wir zwei richtig gute Leute dazubekommen haben. Morgan Ellis strahlt so eine Ruhe aus, und Alex Breton ist auch richtig gut. Wir können konstant mit sechs Verteidigern spielen, das macht es viel angenehmer.

Haben Sie noch andere Gründe für den überragenden Saisonstart ausgemacht?

Hüttl: Ich glaube, dass wir einfach ein gutes Team sind. Wir harmonieren eigentlich jedes Jahr, aber mit dieser Truppe macht es richtig Bock.

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Diese Truppe ist größer als in den Vorjahren. Müssen Sie diejenigen, die überzählig nicht zum Einsatz kommen – zum Beispiel Jan Nijenhuis, der erst einmal ran durfte –, manchmal ein bisschen trösten? Wie nehmen die Teamkollegen auf der Tribüne die Situation an?

Hüttl: Das gehört ja zum Profisport, dass man auch mal nicht spielt. Aber diejenigen stellen trotzdem das Team in den Vordergrund und wollen, dass wir gewinnen. Klar muss man die mal aufbauen und sagen: „Kopf hoch, arbeite weiter.“

Die längste Siegesserie des ERC in der DEL ist fast 20 Jahre alt: Sowohl in der Saison 2003/04 als auch 2005/06 gelangen acht Erfolge hintereinander. Diese Marke greifen Sie nun am kommenden Wochenende beim Heimspiel gegen Wolfsburg am Freitag und am Sonntag in Köln an?

Hüttl: Auf jeden Fall, wir wollen jedes Spiel gewinnen!

Vor dieser Saison äußerten sich Trainer Mark French und Sportdirektor Tim Regan mit Blick auf das Saisonziel etwas verhaltener als im Jahr davor. Wie lautet das Ziel der Mannschaft?

Hüttl: Wir wollen das Bestmögliche rausholen, was mit der Mannschaft drin ist. Wichtig ist für uns aber, nicht zu weit nach vorne zu schauen, sondern Spiel für Spiel anzugehen. Alles geben und dann schauen, wofür es reicht.

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