Premiere am Ochsenthomer Berg
Landschaftspflegeverband Ingolstadt setzt erste Pflegemaßnahme um

03.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:39 Uhr

Der Ingolstädter Landschaftspflegeverband hat seine erste pflegerische Maßnahme abgeschlossen. Auf der Fläche trafen sich jetzt Reglindis Seyberth vom Bund Naturschutz (von links), Bürgermeisterin und LPV-Vorsitzende Petra Kleine, LPV-Geschäftsführerin Nadine Kühnert, Schäfer Stefan Ampferl, LPV-Vorstandsmitglied Andreas Höcker sowie Vorstandsmitglied und Stadtrat Franz Wöhrl. Fotos: Hauser

Wo in Ingolstadt der Ochsenthomer Berg ist, dürften auch viele Alteingesessene nicht auf Anhieb wissen. Nadine Kühnert weiß es genau, obwohl sie noch gar nicht so lange in der Stadt ist. Die 44-Jährige ist seit September die Geschäftsführerin des neu gegründeten Landschaftspflegeverbands Ingolstadt. Sie hat Naturschutz und Landschaftsplanung studiert, kennt sich aber nicht nur in der Theorie aus. Aufgewachsen ist sie im Thüringer Wald, wo sie auf den Bergwiesen gelernt hat, anzupacken und unter anderem mit Rechen und Heugabel umzugehen. „Ich bin eine Praktikerin“, sagt sie.

Ein Naturpark wie der Thüringer Wald ist der Ochsenthomer Berg zwar nicht, dennoch hat die Anhöhe nördlich von Etting am Rande von Wettstetten eine ökologische Bedeutung. Es handelt sich um einen Ausläufer der Jura-Hochflächen mit artenreichem Magerrasen. Hier wachsen Pflanzen wie der Großkelchige Weißdorn und Steppen-Bergfenchel, die auf der Roten Liste bedrohter Arten stehen. Dazu gibt es seltene Tiere, die auf solche Biotope angewiesen sind wie der Hufeisenklee-Gelbling – ein farbenprächtiger Schmetterling – und Zauneidechsen. Um Magerrasen zu erhalten, muss verhindert werden, dass Freiflächen zuwuchern. Das beste Mittel gegen die Verbuschung sind Schafe. Deswegen treibt der Schäfer Stefan Ampferl im Auftrag der Stadt schon seit einigen Jahren regelmäßig seine Herde über das Areal. Dennoch ist das Gelände zunehmend zugewachsen. Büsche und kleine Bäume drohten auch die Streuobstgehölze auf der Fläche zu überwuchern. In den letzten beiden Februarwochen ist deswegen auf einer Fläche von rund drei Hektar, etliches Buschwerk entfernt worden.

Landwirte setzen die Maßnahmen um

Die Pflege solcher wertvollen Biotope in Kooperation mit der Stadt zu organisieren, ist eine der Aufgaben des Landschaftspflegeverbandes. Für die Umsetzung der Maßnahmen werden vorwiegend Landwirte beauftragt. Stefan Ampferl hat sich neben seiner Schäferei auch für solche Arbeiten spezialisiert und den Zuschlag für die Maßnahme am Ochsenthomer Berg erhalten. „Für mich ist das ein zusätzliches Standbein“, sagt er. Landschaftspflege könne durchaus ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell für viele Bauern sein, ist er überzeugt.

Franz Wöhrl ist ebenfalls Landwirt. Außerdem Stadtrat und im Vorstand des Verbandes. Bauern und Umweltschützer zusammenzubringen, gegenseitiges Verständnis und Wertschätzung zu entwickeln, darin sieht er eine der wesentlichen Aufgaben der neuen Organisation. „Da muss man oft und viel erklären“, sagt er. Aber die Skepsis, die mancher vor der Gründung des LPV gehegt habe, sei vielerorts längst verflogen. „Wir sind auf die Landwirte angewiesen“, sagt auch Kühnert. „Sie haben das Wissen und die Manpower, die es braucht, um die Maßnahmen umzusetzen.“

Landschaftspflegeverband kann Fördermittel akquirieren

Bürgermeisterin Petra Kleine, die die Gründung eines LPV in Ingolstadt lange vorangetrieben hat, ist froh über diese Entwicklung. Der Verband – in dessen Vorstand je zwei Vertreter der Landwirte, der Stadt und Umweltschutzverbände sitzen – stärke den Austausch und die Vernetzung. Zudem werden Strukturen geschaffen, die die Umsetzung von Pflegemaßnahmen ermöglichen, die die Stadt alleine nicht hätte stemmen können. „Außerdem kann der Landschaftspflegeverband Fördermitteln akquirieren, die die Stadt nicht bekommen hätte.“