„Kann grundsätzlich jeden treffen“
Kripo warnt vor Anrufen falscher Bankmitarbeiter: So professionell prellen sie ihre Opfer

25.11.2022 | Stand 19.09.2023, 3:32 Uhr

Im Erfolgsfall hat der Anrufer Zugriff auf das komplette Kontovermögen des Angerufenen und kann damit etwa Überweisungen bis zur Höhe des Konto-Limits ausführen. −Symbolbild: dpa

Eine besondere Telefonbetrugs-Variante greift aktuell um sich: Dabei rufen angebliche Bank-Mitarbeiter unter der Telefonnummer des Geldinstituts an und kennen sogar aktuelle Umsätze am Konto. Die Polizei verrät den Trick und warnt: „Es kann jeden treffen“.



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Wie die Beamten am Freitag mitteilten, erhielt eine 36-jährige Frau aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen bereits am 14. November einen Anruf. Laut Anzeige am Telefondisplay erfolgte dieser sogar von ihrer kontoführenden Bank. Um augenscheinlich unberechtigte Kontobelastungen stoppen zu können, bat der Anrufer um Übermittlung von TANs.

Da der falsche Bankberater die Kontodaten, Umsatzdaten, persönlichen Daten und den Namen des Kundenbetreuers der Bank benennen konnte, schöpfte die Frau keinen Verdacht und übermittelte die TANs. Minuten später stellte sie das Fehlen von fast 4000 Euro auf ihrem Bankkonto fest.

Damit ist sie nicht allein. „Immer wieder erleiden Geschädigte im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord auf Grund solcher oder ähnlich ablaufender Betrugsmaschen hohe Vermögensschäden“, heißt es aus der Pressestelle der Polizei.

So funktioniert die Masche mit den falschen Bankmitarbeitern:

In der Regel erfolgt der Anruf des angeblichen Bankmitarbeiters überraschend und nicht selten außerhalb der üblichen Öffnungszeiten der Bankfiliale. Im Display des Telefons erscheint dabei tatsächlich die korrekte Rufnummer des kontoführenden Instituts. „Diese ist mit einfachen technischen Tricks zu fälschen“, so die Polizei.

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Was der Angerufene nicht weiß: Der Anrufer hat aufgrund gephishter oder anderweitig unrechtmäßig erlangter Zugangsdaten längst Zugriff auf das Online-Banking des Bankkunden und ist dort auch angemeldet. Am Telefon kann der Betrüger deshalb problemlos den Namen des üblichen Kundenberaters, die Kontoumsätze, den Kontostand und die persönlichen Daten des Kontoinhabers nennen. So erschleicht sich der falsche Bankberater das Vertrauen des Angerufenen.

Zunächst weist der falsche Bankmitarbeiter den Angerufenen häufig auf ein angebliches Problem mit dessen Konto hin. Es geht fast immer um die Sicherheit im Onlinebanking, Sicherheitsabfragen oder eine dubiose Falschüberweisung von dem Konto, welche die Bank angeblich stoppen möchte. Die rhetorisch geschulten Anrufer verwickeln die Bankkunden in ein Gespräch und entlocken dabei ganz geschickt TAN-Nummern oder Freischalt-Codes. In einigen Fällen veranlasste der kriminelle Anrufer sogar aus dem gekaperten Onlinebanking heraus die Zustellung neuer Banken-App-Zugangsdaten mit Sicherheitscodes per Post an den Kunden und fragte den Briefinhalt am Telefon - vorgeblich zum Datenabgleich - ab.

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Betrüger haben bei Erfolg Zugriff auf komplettes Kontovermögen

Im Erfolgsfall hat der Anrufer Zugriff auf das komplette Kontovermögen des Angerufenen und kann Überweisungen ausführen, eine virtuelle Zahlungskarte auf einem Mobiltelefon erstellen und damit sowohl einkaufen wie auch Bargeld am Automaten abheben oder das TAN-Verfahren auf ein eigenes Mobilgerät ummelden.

Die Kriminalpolizei rät:

- Geben Sie niemals persönliche Daten oder Bankdaten am Telefon preis! Gesundes Misstrauen schützt.

- Beenden Sie das Gespräch, wenn Sie den leisesten Verdacht hegen, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte und verständigen Sie unverzüglich Ihre Bank.