Zur Hälfte der Hauptrunde
Kommentar zum ERC Ingolstadt: Lob für Regans Transfers

Und warum das Team nicht auseinanderfallen muss

11.12.2024 | Stand 11.12.2024, 16:55 Uhr |

Fast nur Volltreffer auf dem Transfermarkt landete Sportdirektor Tim Regan im Sommer. Foto: Traub

Am kommenden Wochenende ist Hauptrunden-Halbzeit in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) – und Tabellenführer ERC Ingolstadt steht so gut da wie noch nie in seiner Historie. Das liegt auch an den Top-Transfers von Tim Regan. Warum der Sportdirektor auch in Zukunft kreativ und mutig sein muss – und das Team nicht zwingend auseinanderfällt. Ein Kommentar.

  

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„Schau’ auf Austen Keating, von ihm erwarte ich mir viel“, sagte Tim Regan noch, als das Aufnahmegerät nach einem Interviewtermin mit unserer Zeitung im Sommer schon ausgeschaltet war. Und der Sportdirektor des ERC Ingolstadt hat Recht behalten: Jener zuvor völlig unbekannte Keating, der vom College kam und in Europa seine erste Profisaison bestreitet, ist in der DEL voll eingeschlagen – bis zur Hälfte der Saison lieferte er im Schnitt einen Scorerpunkt pro Partie. Der 25-Jährige ist ein Puzzlestück der zu diesem Zeitpunkt besten Panther der Historie, die im Titelrennen längst mehr als ein Geheimfavorit sind.

 

Goldenes Händchen



Keating, Myles Powell oder Verteidiger Alex Breton, der als Neuzugang aus der slowakischen Liga schon zwölf (!) Treffer erzielte: Mit seinen Transfers hat Regan nach einigen Enttäuschungen in der Vorsaison wieder ein goldenes Händchen bewiesen. Sein Gespür für die passenden Ergänzungen zum bestehenden Kadergerüst und der Mut, auch in eher unpopulären Ligen nach Verstärkungen zu fahnden, haben sich vollumfänglich ausgezahlt. Dass seine Trefferquote heuer außergewöhnlich gut ist und kaum jährlich zu wiederholen sein dürfte, ist ein anderes Thema.

Es ist nicht gesagt, dass das ERC-Team auseinanderfällt



 Im Wettbewerb um die besten Spieler muss Regan auch künftig kreativ werden und ins Risiko gehen. Der DEL-Standort Ingolstadt bietet zwar ein stabiles, vertrauensvolles Umfeld und gute finanzielle Voraussetzungen. Doch die in die Jahre gekommene Saturn-Arena limitiert das Wachstum, der Fanzuspruch steigt trotz des sportlichen Höhenflugs nicht signifikant, und auch neue Geldgeber rennen dem ERC nicht die Bude ein – zumal sich die wirtschaftliche Lage durch die Audi-Krise gerade massiv eintrübt. Im Tauziehen um die deutschen Top-Talente und Nationalspieler sind die Panther gegen die Großklubs der Liga häufig chancenlos – das zeigen die jüngsten Meldungen und Gerüchte etwa um Joshua Samanski (von Straubing nach Berlin), Maxi Franzreb (von Bremerhaven nach Mannheim) sowie der Abgang von ERC-Kapitän Fabio Wagner nach München.

Chancen auf Verbleib von Trainer French stehen nicht schlecht



Auch nach dieser Saison – ob mit Titel oder ohne – werden die Panther nicht alle Leistungsträger halten können. Trotzdem ist längst nicht gesagt, dass das Team von der zahlungskräftigeren Konkurrenz komplett zerpflückt wird. Dem Vernehmen nach stehen die Chancen auf eine Vertragsverlängerung mit dem „Trainer des Jahres 2023“ Mark French, der eben keine Eintagsfliege war, nicht so schlecht. Das könnte auch den einen oder anderen umworbenen Profi von einem weiteren Jahr in Ingolstadt überzeugen. Doch zunächst heißt es: die Saison genießen! Und am nächsten Keating-Coup wird auch schon gearbeitet.

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