Spätestens nach der Niederlage beim SV Sandhausen lässt sich eine handfeste Krise beim FC Ingolstadt nicht mehr wegdiskutieren.
Ein derart schlechter Auftakt hätte wohl nicht einmal in den schlimmsten Schanzer Albträumen Platz gefunden, doch ist mit nur sieben Punkten aus sieben Spielen nun grausame Realität. Beunruhigend für alle FCI-Fans: Ihr Team hat viele der großen Kaliber in der 3. Liga erst noch vor der Brust.
Die derzeitigen Verantwortlichen des Klubs um Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer und Sportdirektor Ivica Grlic begingen einen ähnlichen Fehler wie ihre Kollegen vor drei Jahren, die in einer nach wie vor unbegreiflichen Naivität Profitrainer-Novize Roberto Pätzold mit einem Drittliga-Kader in die 2. Bundesliga schickten. Der katastrophale Ausgang ist bekannt und wirkt bis heute nach.
Auch die Schanzer Planung des Sommers 2024 war viel zu unbedarft. Der Entschluss, Identifikationsfigur Sabrina Wittmann von der Interims- zur Cheftrainerin zu machen, war charmant – und ist es nach wie vor. Dass der FCI aufsteigen will und wohl muss, ist ebenfalls nachvollziehbar. Warum aber sollte dieser immense Kraftakt einer Mannschaft gelingen, die sich im Vorjahr zu Platz zehn rumpelte, mit 51 Gegentoren schon deutliche Abwehrschwächen aufwies, in Jannik Mause den Torschützenkönig (18 Treffer) der 3. Liga verlor und auf den neuralgischen Positionen im Zentrum nicht oder nur sehr spät verstärkt wurde?
FC Ingolstadt: Profis lassen Trainerin Wittmann im Stich
Während die Absteiger-Generation 2021/22 für die 2. Bundesliga schlicht zu limitiert war, bewiesen große Teile des aktuellen Kaders ihre Klasse bereits. Doch zu viele Spieler schöpfen ihr Potenzial nicht aus, sind unkonzentriert, desorientiert, träge und ziemlich emotionslos. Das Korsett um die erfahrenen Lukas Fröde, Simon Lorenz und Ryan Malone strahlt keinerlei Stabilität aus, an der sich Youngster wie Niclas Dühring hochziehen können und daher umso verunsicherter wirken. Was umso enttäuschender ist, wenn man bedenkt, dass das vorgegebene Saisonziel Aufstieg aus dem Kreis des Teams gekommen sein soll.
Völlig unschuldig an der aktuellen Lage ist aber auch Wittmann nicht. Die 33-Jährige wagt zu viele Startelf-Experimente. Wiederkehrende Fehler vor den irrwitzig vielen Gegentoren, die in ihren Zuständigkeitsbereich als Trainerin fallen, redet sie zu oft schön, statt die Dinge kritisch beim Namen zu nennen. Dennoch gibt sie weiterhin alles für ihre Mannschaft. Wäre das andersrum genauso, hätte der FCI sicher mehr als nur sieben Punkte. Die Profis lassen Wittmann im Stich.
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