Ingolstadt
Kita-Situation: Kurzfristige Besserung nicht in Sicht

30.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:31 Uhr

Ein Platz in der Kita ist in Ingolstadt keine Selbstverständlichkeit mehr. Foto: Eberl (Archiv)

Die Situation im so genannten Cluster Süd ist angespannt. Wegen fehlenden Personals in den Kitas Kleine Welt und Lichtblick müssen dort die Öffnungszeiten reduziert werden, Buchungszeiten werden verkürzt. Eltern, die unter Vorbehalt einen Betreuungsplatz ab September erhalten haben, bekamen jetzt die Absage. Die anderen werden ihre Kinder künftig bereits um 15 Uhr abholen müssen.

Für manche – vor allem berufstätige – Eltern eine kaum zu bewerkstelligende Situation. Krippenkinder können nicht in den Kindergarten wechseln und müssen weiter in der Krippe betreut werden.

Am Donnerstagabend kamen rund 80 betroffene Eltern mit der Clusterleitung und Adelinde Schmid, der Leiterin des Amtes für Kinderbetreuung, in Unterbrunnenreuth zusammen. „Obwohl das ein belastendes Thema ist, war die Stimmung respektvoll und nicht aggressiv“, berichtet Schmid. Und das, obwohl sie den Eltern kaum Hoffnung auf kurzfristige Besserung machen konnte.

Neues Personal soll verstärkt im Süden eingesetzt werden

Immerhin verspricht Schmid, dass Erzieherinnen und Kinderpfleger, die sich in nächster Zeit in Ingolstadt bewerben, verstärkt im Süden eingesetzt werden . „Sobald wie möglich“ sollen wartende Eltern einen Betreuungsplatz bekommen. Wann das sein wird, ist allerdings nicht zu sagen. Eltern hatten schon vor dem Treffen vorgeschlagen, Leitungskräfte, die vor allem mit Verwaltungsaufgaben beschäftigt sind, vermehrt in der Betreuungsarbeit einzusetzen und sie dafür mit Verwaltungskräften zu unterstützen. So sehe es auch das Gesetz für Krisenzeiten vor, argumentierte ein Vater in einer Mail an den DK. Das geschehe im Rahmen der Möglichkeiten bereits, erklärte Schmid. „Jede Leitungskraft geht in eine Gruppe, wenn es nötig ist. Aber nur punktuell.“ Grundsätzlich findet auch Kulturreferent Gabriel Engert: „Die Leitung einer Kita muss eine Erzieherin sein.“

Am Donnerstagabend vereinbarten einige Eltern, sich gegenseitig bei der Betreuung ihrer Kinder zu unterstützen. Allerdings können sich Berufstätige auch an solchen Initiativen nur eingeschränkt beteiligen, merkt eine Mutter im Gespräch mit dem DK an. Sie stört vor allem, dass die Probleme lange bekannt seien. „In Ingolstadt haben wir seit zehn Jahren einen Geburtenrekord nach dem nächsten.“ Das Thema sei aber nie mit der nötigen Ernsthaftigkeit angegangen worden. Die Stadt betont, in den vergangenen zwei Jahren 700 neue Betreuungsplätze geschaffen zu haben. Dafür müssten jetzt rund 100 zusätzliche Stellen besetzt werden. Dazu hat der Stadtrat unter anderem eine Arbeitsmarktzulage beschlossen. Oberbürgermeister Christian Scharpf hat, wie berichtet, in einem Schreiben an Sozialministerin Ulrike Scharf eine Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen gefordert.

FW und CSU fordern kurzfristige Lösungen

Die Freien Wähler und die CSU kritisieren Scharpfs Bemühungen als nicht ausreichend und fordern kurzfristige Lösungen. „Die Stadt könnte zusammen mit der Region für die pädagogischen Kräfte beispielsweise Kosten für Ausbildung übernehmen, Wohnraumangebote offerieren“, schreiben die FW. Sie und die CSU lehnen die Arbeitsmarktzulage weiter ab. „Das dort investierte Geld wäre aus unserer Sicht z.B. besser in die Ausbildungssituation geflossen“, findet CSU-Fraktionschef Alfred Grob. Die Replik der SPD kam prompt: „Jahrzehntelang hatte die CSU in Ingolstadt die Verantwortung für eine gut funktionierende Kinderbetreuung und dabei zahlreiche Versäumnisse begangen.“

Im Ingolstädter Süden und an vielen anderen Stellen in der Stadt organisieren sich derweil Eltern ihre Betreuung selbst. Nach Angaben der Stadt stehen ab September in Ingolstadt zwischen 180 und 200 Familien ohne Kinderbetreuung da.