Seit Monaten wurde in der Szene spekuliert, nun ist der Deal offiziell: Katar steigt über seinen Staatsfonds beim Formel-1-Rennstall von Audi ein. Das wurde heute in Doha am Rande des Großen Preises in dem arabischen Emirat von den Beteiligten bekannt gegeben.
Wenn Bosse von Autokonzernen an Rennstrecken der Motorsport-Königsklasse auftauchen, obwohl deren Autos gar nicht mitfahren, dann stehen immer wichtige Nachrichten bevor. So war das im August 2022, als der damalige Audi-Vorstandsvorsitzende Markus Duesmann in Spa den Einstieg des deutschen Premiumherstellers ab der Saison 2026 in der Formel 1 verkündete. So war das am Freitag am Losail International Circuit, wo Duesmanns Nachfolger Gernot Döllner den Deal des Ingolstädter Autobauers passenderweise mit dem Gastgeber des Formel-1-Zirkus an diesem Wochenende bestätigte.
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Staatsfonds verwaltet rund 475 Milliarden Dollar
Zwar wurden keine Zahlen genannt, aber dem Vernehmen nach wird der katarische Staatsfonds (Qatar Investement Authority/QIA) einen Anteil von 30 Prozent am Rennstall übernehmen, eine Investition von mehreren Hundert Millionen, aber für die Katarer doch eher nur „Peanuts“. Zuletzt verwaltete der Staatsfonds eine Summe von rund 475 Milliarden (!) US-Dollar.
Offiziell ist von einer „signifikanten Minderheitsbeteiligung“ an der Sauber Holding AG die Rede. Diese hatte Audi bis zum vergangenen Frühjahr Schritt für Schritt komplett übernommen – und damit allen internen und externen Zweifel(er)n am zunächst teuren Einstieg in die Formel 1 getrotzt.
Döllner: „Unterstreicht Commitment in der Formel 1“
„Die Investition von QIA spiegelt das Vertrauen wieder, welches das Audi F1-Projekt bereits gewonnen hat“, sagte Döllner. Und er betonter dieses Mal, es „unterstreicht das Commitment von Audi in der Formel 1“. In der aktuellen Lage der Konzerntochter und der großen Mutter Volkswagen lässt sich das Motorsport-Engagement angesichts angedrohter Werksschließungen bei VW öffentlich immer schwieriger rechtfertigen.
Drittgrößter Anteilseigner an Volkswagen
Mit dem Einstieg der Katarer fließt nun frisches Kapital von außen, was die Lage für Audi deutlich entspannt, zumal es sich um einen alten Bekannten handelt – immerhin mit 17 Prozent den drittgrößten Anteilseigner am Volkswagen-Konzern (nach Porsche/53,3 und dem Land Niedersachsen/20). Im Sport ist Katar, das – nicht zu vergessen – der Ausrichter der Fußball-WM 2022 war, als Eigentümer von Paris Saint-Germain erfahren.
Die willkommene Finanzspritze soll und dürfte den Ingolstädtern einen Schub beim Aufbau der Rennwagen und der restlichen Struktur geben. „Das zusätzliche Kapital wird das Wachstum des Teams beschleunigen und ist ein weiterer Meilenstein in unserer langfristigen Strategie“, sagte Döllner. Auch Katar verfolgt als treuer Investor einen langfristigen Ansatz, um Rendite einzufahren – in der weiterhin boomenden Formel 1 ein nicht abwegiges Ziel.
Geld fließt wohl nach Hinwil
Das Geld des Emirats wird vor allem nach Hinwil fließen, dem Sauber-Stammsitz in der Schweiz. Dort wird das Chassis entsprechend dem komplett neuen 2026er-Reglement entworfen – und dort werden auch die Renneinsätze geplant. In dieser und der nächsten Saison fährt das Schweizer Team noch unter dem alten Namen – erst 2026 erfolgt der große Aufschlag als Audi-Werksteam –, und Sauber rollt dabei aktuell aussichtslos im Feld hinterher. Entsprechend groß ist auch der Aufholbedarf mit Steinen und Beinen (Infrastruktur und Experten), der mit den Katar-Dollar leichter fallen dürfte.
Power Unit wird in Neuburg entwickelt
In Neuburg bei Ingolstadt, am Sitz der motorsportlich abgewickelten Traditionssparte Audi Sport, scheint der Autobauer weiter zu sein. Hier entsteht bei der eigens gegründeten Firma Audi Formula Racing GmbH die sogenannte Power Unit. Ab 2026 erhöht die Formel 1 den elektrischen Teil der Antriebeinheit auf fast 50 Prozent.
Das Fahrerduo ist mit dem deutschen Routinier Nico Hülkenberg (37) und dem brasilianischen Top-Talent Gabriel Bortoleto (20) benannt. Der von Dauer-Dominator Red Bull abgeworbene Jonathan Wheatley wird bekanntlich Teamchef, der ehemalige Ferrari-Mann Mattia Binotto ist seit heuer die starke Kraft im Projekt, alles „Ausdruck der Entschlossenheit von Audi“, wie es heißt.
mgb
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