Grazie e arrivederci!
Jutta und Claudio Tomei haben ihr Michelangelo in andere Hände gelegt – nach vier Jahrzehnten

01.10.2022 | Stand 22.09.2023, 5:05 Uhr

Haben das italienische Restaurant Michelangelo in neue Hände gelegt: Jutta und Claudio Tomei. Für das Foto kam Chefkoch Claudio schnell aus der Küche. Foto: Konze

Nach über 40 Jahren ist nun Schluss. Aber nicht ganz. Denn Jutta und Claudio Tomei haben das italienische Traditionsrestaurant Michelangelo in neue Hände gelegt. Weil Jutta Tomei inzwischen 65 Jahre alt ist, Claudio Tomei 64. „Es ist der einzige Grund, warum wir aufhören, das Alter“, sagt Jutta Tomei.

Doch ein paar Monate bleiben die Tomeis als Starthilfe an Bord. Jutta Tomei für die Buchhaltung, Claudio Tomei in der Küche.

Jutta Tomei, geborene Herzner, ist eine echte Schanzerin. „Ich bin im alten Krankenhaus, also innerhalb der Stadtmauern geboren.“ Ihr Mann stammt aus dem süditalienischen San Nicola/Centola. 1977, mit 19, kam er nach seinem Militärdienst mit seinem Onkel nach Deutschland, war zuerst in Nürnberg, dann in Ingolstadt. Im Portofino, als der gelernte Koch wegen einer Verletzung als Kellner arbeitet, lernten sich Jutta und Claudio kennen. 1981 wurde geheiratet.

1982 öffnete in der Ziegeleistraße das Michelangelo. „Den Namen wollte ich unbedingt“, sagt Jutta Tomei. „Mein Mann wollte es ,La Grappa‘ nennen, weil er in Nürnberg im ,La Grappa‘ gearbeitet hatte. Ich fand aber, ,Michelangelo‘ klingt weicher und schöner.“

Alle Angestellten machen weiter

Nun ist das Michelangelo – für die Tomeis – bald Geschichte. Rund 50 Angestellte in all den Jahren haben im Restaurant gearbeitet, sagt Jutta Tomei. „Das ist nicht viel in gut 40 Jahren. Zum Teil ist unser aktuelles Personal schon 30 Jahre bei uns.“ Das wird auch beim neuen Betreiber, der Familie Hoti, so bleiben. „Keiner hat gekündigt, alle machen weiter.“ Die Speisekarte bleibt auch die gleiche, sagen die Tomeis. Beim Blick zurück auf besonders schöne Tage sagt Claudio Tomei: „Alle waren schön. Ich habe immer gerne gearbeitet.“ Und er betont: „Ich war in all den Jahren nicht einen Tag krank.“ Seine Frau sagt, sie habe Generationen aufwachsen sehen. „Das war faszinierend.“ Zuerst die Eltern mit Kindern, dann die Kinder mit eigenen Kindern. Da merke man, wie die Zeit vergangen ist. „Wir haben manchmal auch die erste Liebe miterlebt. Eine junge Frau mit Rose in der Hand neben ihrem Freund.“

Namhafte Persönlichkeiten waren auch im Michelangelo zu Gast – auch wenn die Wirtsleute sie nicht immer gleich erkannt haben. Die Fußballer Andreas Köpke, Roland Grahammer und Didi Hamann waren da, Fußballtrainer Nevio Scala, Boxer Rene Weller. „Auch Rupert Stadler war bei uns“, betont Claudio Tomei. „Und der ehemalige Formel-1-Fahrer Michele Alboreto.“ Damals, als er für Audi fuhr. Für Claudio Tomei als Ferrari-Fan natürlich etwas Besonderes. Audi Sport war, als es noch in Ingolstadt beheimatet war, übrigens „jeden Mittag da“.

Von der Nichtköchin zur Köchin

„Ich habe stets mit Begeisterung gearbeitet. Ich bin nach der Hochzeit als Nichtköchin zur Köchin geworden. Und ich habe diesen Schritt nie bereut“, so Jutta Tomei. „Ich hatte immer Spaß an der Arbeit, mir war es nie langweilig“, sagt Claudio Tomei,. Dass er fast immer 16-Stunden-Tage hatte – „egal“. Nun klingt es langsam aus, das Leben als Koch und Restaurant-Besitzer. „Der Abschied fällt schon schwer – nach so langer Zeit. Aber wir sind noch ein bisschen da“, sagt Jutta Tomei. Und ihr Mann ergänzt: „Wir wollen ja, dass unser Lebenswerk weiterlebt.“ In den vergangenen Tagen – und wohl auch noch in den kommenden – haben sich viele Stammkunden verabschiedet. Jutta Tomei: „Da ging mir die eine oder andere Karte schon ans Herz.“

DK