Ingolstadt
Jugendparlament fordert mehr Rechte

Gremium will wie Bezirksausschüsse unterrichtet und angehört werden, wenn es um Jugendrelevantes geht

20.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:04 Uhr

Die Rechbergstraße führt von der Innenstadt zum Nordbahnhof. Viele junge Leute nutzen die Route am Wochenende nachts auf dem Heimweg. Allerdings ist der Fußweg sehr schlecht beleuchtet, kritisiert das Jugendparlament. Foto: Eberl

Mit großem Tatendrang hatte sich das neue Jugendparlament (Jupa) Ingolstadt vor einem Jahr ans Werk gemacht, um die Stadt zu einem lebenswerteren Ort für die junge Generation zu machen. Mittlerweile hat sich jedoch eine gewisse Ernüchterung eingestellt, was die Umsetzung von Vorschlägen und die Einbindung in Entscheidungsprozesse betrifft. Daher fordert das Jupa mehr Rechte ein: Es will zu Themen, die junge Menschen betreffen, unterrichtet und angehört werden.

Dazu wurde in der Sitzung am Freitag ein Antrag verabschiedet: „Damit auch wir im Jugendparlament mehr Einblick in die wichtigen Themen der Stadt erhalten, uns wirklich zu allen jugendrelevanten Themen äußern können und natürlich auch die Politik jugendlicher gestalten können, benötigen wir diese Rechte“, wird der Vorstoß begründet.

Mangelhafte Einbindung in städtische Gremien

In der Vergangenheit fiel es dem Jugendparlament häufig schwer, große Themen anzugehen – teils, weil wichtige Informationen fehlten. „Auch ist die Einbindung in die städtischen Gremien wie dem Stadtrat oder dem Jugendhilfeausschuss bisher mangelhaft“, heißt es im Antrag. „Wenn man sagt, das Jupa ist wie ein BZA, dann stimmt das nicht. Uns fehlen nämlich Rechte, die wir jetzt einfordern“, so Jupa-Vorsitzender Luke Heinemann. „Projekte funktionieren häufig nur dann, wenn wir sie selbst organisieren – und auch nur mit Geldern vom Jupa. Alles andere ist viel aufwendiger oder wird gar nicht umgesetzt.“

Der Jupa-Vorstand will die Satzungsänderung in der Stadtratssitzung vorstellen und dort auch über die bisherige Arbeit informieren. Konkret soll dem Vorsitzenden in Fällen der Unterrichtung zum gleichen Zeitpunkt wie den Stadtratsmitgliedern Unterlagen zur Kenntnis zugeleitet werden. Im Falle einer Anhörung soll dem Jugendparlament Ingolstadt zur Abgabe einer Stellungnahme eine Frist von vier Wochen eingeräumt werden.

Wie immer sprüht das Jupa vor Ideen: So fordert es, das 365-Euro-Ticket für die Region 10 an alle jungen Leute unter 27 Jahren mit Lebensmittelpunkt in Ingolstadt abzugeben und nicht nur an Schüler und Azubis. „Vergleichsweise billige Mobilität muss für alle jungen Menschen möglich sein, und die Nachfrage ist riesig, wie die Verkaufszahlen des 9-Euro-Tickets zeigen“, so Luis Gutierrez. „Der Stadtrat hat sich für Klimaneutralität bis 2035 ausgesprochen: Wir wollen jetzt Taten statt leerer Versprechen.“ Laut CO2-Bilanzierung liege das größte Einsparpotenzial Ingolstadts im Verkehrssektor. Außerdem soll die Stadt an der Rechbergstraße zwischen Nordbahnhof und ZOB die Beleuchtung der Fußgängerwege ausbauen. Die Jupa-Arbeitsgruppe Stadtgestaltung bemängelt, die bestehenden Laternen würden primär Radweg und Straße beleuchten und seien nicht hell genug, auch den Fußgängerweg zu erfassen. Viola Baumgärtner und Maximilian Kern begründeten den Vorstoß: „Da die Rechbergstraße Innenstadt und Nordbahnhof verbindet, stellt sie vor allem auf dem Heimweg aus dem Ingolstädter Nachtleben eine der Hauptrouten dar“, erklärten die beiden. „Eine unzureichende Beleuchtung der Fußwege führt zu einem Gefühl der Unsicherheit vor allem bei jungen und weiblichen Personen. Dunkelheit und die angrenzenden Grünanlagen bieten Angreifenden eine Gelegenheit zu Übergriffen an dieser Stelle.“ Dieses Risiko soll minimiert werden.

Jupa spendiert 5000 Euro für DFB-Platz am Augraben

Das Jugendparlament unterstützt außerdem die Bestrebungen des Jugendtreffs Spot, im Park am Augraben einen DFB-Platz mit Bande, Netz, Kunstrasen und Toren zu errichten. Simone Oberleiter stellte das Projekt vor, das auch schon in den Bezirksausschüsse Oberhaunstadt und Nordost behandelt worden ist. Es soll mit bis zu 5000 Euro aus dem Jupa-Budget bezuschusst werden, um die Bürgerhaushalte zu entlasten. Denn der Platz kostet rund 50000 Euro.

Die bestehenden Fußballfelder sind aus Sicht des Jugendparlaments nicht zweckmäßig, da Bälle wegen fehlender Abgrenzungen Passanten, Sträucher und den Bach treffen. Außerdem ist der Rasen mit Maulwurfshügeln übersät und mit Hundekot verunreinigt. Darum spielen viele Jugendliche lieber in den Wohnvierteln, was oft zu Ärger führt.

Weitere Punkte auf der Tagesordnung: Es wird ein neuer Standort für den Müllcontainer vor der Fronte 79 organisiert, weil es auf dem Skateplatz und an der Tischtennisplatte manchmal unangenehm nach Abfall riecht. Die Umfrageaschenbecher sollen zwischen FOS und Katherl sowie am Hauptbahnhof angebracht werden. Das Jupa will sich mit einem Pavillon auf dem Tumult-Festival am 29. Juli präsentieren. Für Marvin Frank, der wegzieht, ist Enes Demir ins Jupa nachgerückt.

DK