Ingolstadt
Staatsfernsehen

Zwei rivalisierende Innenminister inspizieren das Ingolstädter Videoüberwachungssystem

29.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:01 Uhr

Der Bundesinnenminister macht sich ein Bild von der Lage: Thomas De Maizière (l.) besucht im September die Leitstelle der INVG. - Foto: Hauser

Die beiden Parteifreunde von der Union sind Rivalen, aber ansonsten halten sich ihre Gemeinsamkeiten in Grenzen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, ein gemütlicher Mittelfranke, läuft im Fasching grundsätzlich als schwarzer Sheriff auf.

Bei Bundesinnenminister Thomas De Maizère, dem immer sehr ernsten Staatsdiener aus Bonn, weiß man dagegen nicht so recht, ob er mit den Fachbegriffen Fasching oder Karneval überhaupt irgendetwas anfangen kann. Noch etwas trennt die beiden: Herrmann ist die Nummer eins auf der CSU-Landesliste für die Bundestagswahl - und damit schon so gut wie in Berlin. Im April wird er von CSU-Chef Horst Seehofer kühn zum künftigen Bundesinnenminister erklärt, sollten CDU und CSU die Wahl am 24. September gewinnen.

Diese Besetzung können sich viele durchaus vorstellen. Jedoch mindestens einer ganz sicher nicht: der Bundesinnenminister. De Maizière.

Im April stellt Herrmann in der Leitstelle der Ingolstädter Verkehrsgesellschaft (INVG) ein neues Videoüberwachungssystem in Dienst:

Zwölf Kameras liefern von acht Bushaltestellen scharfe Bilder. Wenn die Disponenten in der Leitstelle Verdächtiges melden oder Notrufe eingehen, kann sich die Polizei in die Übertragung einschalten und Bildausschnitte vergrößern. Der INVG ist das Zoomen wegen des Datenschutzes verboten. "Mustergültig!", lobt Herrmann das Prinzip, fügt aber an: "Videoüberwachung ist kein Ersatz für polizeiliche Präsenz."

Knapp zwei Wochen vor der Bundestagswahl wandelt De Maizière auf den Spuren seines von der CSU designierten Nachfolgers: Er kommt nach Ingolstadt. Nur eine Zufälligkeit in der Terminplangestaltung des CDU-Bundesministers? Der inspiziert ebenfalls in der Leitstelle das Überwachungssystem, geht medienwirksam vor der telegenen Monitorwand in Stellung und lobt die Sicherheitstechnik: "Vorbildlich!"

Das findet auch die Polizei. Sie kann dank der INVG-Kameras in der Testphase zwischen Mai und September nach Straftaten - darunter Einbruch, Raub und ein Versicherungsbetrug - acht Täter ermitteln.

Herrmann verpasst übrigens den Einzug in den Bundestag. Die CSU bringt keine Listenkandidaten nach Berlin, weil sie alle bayerischen Direktmandate holt, aber nur 38,8 Prozent der Zweitstimmen. De Maizière bleibt Bundesinnenminister; zwar nur geschäftsführend, doch dafür mit Bundestagsmandat.