Aufgeregt sieht man die jungen Lyrikerinnen und Lyriker umhereilen, noch kurz vor sieben Uhr abends werden die letzten Vorbereitungen getroffen und Stühle durch die Räumlichkeiten getragen. Punkt sieben sind dann alle Publikumsplätze besetzt.
Schüler und Ehemalige, Familie und Freunde, Lehrkräfte und Interessierte – sie alle füllten die Stuhlreihen der Harderbastei. „Und niemals höre ich auf zu dichten“: Unter diesem Motto fand die traditionelle Herbstlesung des Poesieteams statt – bereits die 15. Veranstaltung dieser Art.
Spannende und vielfältige Lyrik
An Piano und Geige stimmte das musikalische Duo „The Eternities“ den Beginn der Veranstaltung ein, zwei Schülerinnen trugen die ersten Texte des Abends vor. Bei der Veranstaltung wurde wie gewohnt Wortkunst mit Live-Musik kombiniert. Etwa 15 Autorinnen und Autoren im Alter zwischen 14 und 20 Jahren kamen in dem alten Gemäuer zusammen. Gemeinsam mit Michael Ernest, Deutschlehrer und Leiter der Gruppe, standen sie auf der Bühne und präsentierten dem Publikum ihre spannende und vielfältige Lyrik. Für die musikalische Umrahmung sorgte neben dem Pop-Duo auch Hunor Molnar am Schlagzeug, Klavier und mit der Gitarre.
Gemeinsam mit der Schülerin Laura Botsch, die bereits seit vier Jahren Mitglied des Poesie-Teams ist, führte Ernest mit viel Witz und Humor, aber auch dem notwendigen Respekt für die intimeren und durchaus ernsten Themen durch den Abend. Die beiden wirken eingespielt, haben bereits einige Veranstaltungen dieser Art zusammen moderiert. Was eine 17-Jährige dazu bringt, trotz Oberstufenstress ihre Freizeit in das Poesie-Team zu investieren? „Für mich ist es einfach wunderschön, die vielen verschiedenen Gedanken mitzubekommen, die sich hier zusammentun.“ Die Texte der anderen Mitglieder des Poesie-Teams inspirieren die Schülerin auch immer wieder kreativ. Michael Ernest sieht man ebenfalls die Begeisterung für sein Team an. Ihn als Leiter und Lehrkraft freut es besonders, „das Wachsen der Autoren und Autorinnen zu sehen“, etwas Schöneres kann er sich nicht vorstellen. Was ihn immer wieder aufs Neue beeindruckt: „Jeder Text ist anders, weil jeder anders denkt.“
15. Auftritt seit Gründung des Poesieteams
Entstanden ist das Poesieteam am Katharinen-Gymnasium, mittlerweile hat es aber längst die Grenzen der Schule überschritten. Die erste und zweite Generation hat zwar bereits ihr Abitur geschrieben, ist aber weiterhin im Team aktiv. Dazu kommen einzelne Externe, die sich der Gruppe angeschlossen haben.
Das Event war bereits der 15. Auftritt seit Gründung des Poesieteams vor etwa drei Jahren. Die runde Halle der Harderbastei bot dabei eine besondere Atmosphäre und konnte als Location nicht nur durch die beeindruckende Akustik, sondern auch durch die Kunstwerke der aktuellen Ausstellung überzeugen, welche die Wände zieren.
Die Themen waren ebenso vielseitig und vielschichtig wie das Team selbst: Romantische Gefühle, Druck in der Schule oder Gedanken zum eigenen Sein bestimmen die erste Hälfte des Abends. Nach der Pause werden die Themen düsterer und gewähren intime Einblicke in die Gedankenwelten der Lyriker. Eine „Kampfansage an unrealistische Schönheitsideale“ erntet begeisterten Applaus, ein weiterer Text thematisierte Missbrauch. Auch aktuelle Ereignisse, wie die Proteste der Frauen im Iran, fanden Einfluss. Der Eintritt war dabei frei, für die Verpflegung sorgte die Oberstufe des Katherls. Im Rahmen der Veranstaltung konnten außerdem auch die neuen Gedichtbände des Poesieteams und des Leiters Michael Ernest erworben werden.
15 Auftritte in nur drei Jahren, 15 Auftritte trotz Pandemie, Krieg, Krise – oder auch gerade deswegen. In jedem Fall ein starkes Zeichen der jungen Lyriker für die Liebe zu Kunst, Kultur und kreativer Entfaltung. Wer sich selbst einen Einblick in die Arbeiten verschaffen oder über künftige Veranstaltungen informiert werden möchte, kann die Internetseite www.jungepoesie.de besuchen.
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