Die Sechs-Kilo-Kugel kann Georg Harpf jetzt zufrieden zur Seite legen. Mit der Bronzemedaille im Kugelstoßen hat sich der Ingolstädter bei seinem altersbedingt letzten Start bei einer U20-WM in Lima (Peru) das erhoffte Edelmetall gesichert. „Das war er guter Abschluss, jetzt kann ich beruhigt in die U23 und zur größeren Kugel wechseln“, sagt der 18-Jährige.
Seit 2021 startet Harpf, der zuvor das Trikot des MTV Ingolstadt getragen hat, für die LG Stadtwerke München. Hintergrund sind natürlich seine Ambitionen, denn Harpf gehört seit Jahren zu den besten Nachwuchs-Athleten des Landes, hat bei der U18-WM vor zwei Jahren schon einmal Silber geholt und kann in München unter Stützpunkttrainer Andreas Bücheler trainieren. Seit Oktober vergangenen Jahres gehört er der Spitzensportgruppe der Bayerischen Polizei an, bei der er eine Ausbildung im mittleren Dienst absolviert. „Das gibt mir optimale Rahmenbedingungen, um mich auf den Sport zu konzentrieren“, sagt er.
Harpf mit Respekt vor starker Konkurrenz
Und das Potenzial des 1,94 Meter großen und rund 120 Kilogramm schweren Modellathleten scheint enorm zu sein. Mit einer Bestweite von 20,61 Meter war er als Weltranglisten-Zweiter nach Peru gereist und durfte sich nach Rang vier bei der U20-WM im Vorjahr durchaus etwas ausrechnen. „Ich erinnere mich, wie schmerzhaft es war, Vierter zu werden. Das hat mich motiviert, noch mehr Gas zu geben“, hatte er schon im Vorfeld erklärt. Zugleich war klar, dass „die Konkurrenz sehr stark ist und einige Jungs im Feld klar über 20 Meter stoßen können. Es ist halt eine WM.“
Somit war sich Harpf in Lima auch nach der gelungenen Qualifikation am Vormittag keinesfalls sicher. Nach einem unter kuriosen Umständen annullierten ersten Versuch (die Messtechnik funktionierte nicht einwandfrei) war er „aufgewühlt“, wie er beschrieb – und wuchtete die Kugel auf 20,32 Meter. Bestweite im gesamten Feld – und ein erstes Statement.
Van Rensburg holt sich im letzten Versuche Silber
Im Finale am Abend legte er gleich den nächsten „20er“ nach (20,15), gefolgt von 20,28 Meter im zweiten Durchgang. Gute Weiten, für ganz vorne sollten sie aber nicht reichen. „Klar hätte ich gerne noch etwas weiter gestoßen. Aber das war mein Niveau an diesem Tag, das muss ich so annehmen“, sagt er. Pech für ihn, dass mit Sieger Jarno van Daalen (Niederlande, 20,76) und JL van Rensburg (Südafrika, 20,74 im letzten Versuch) zwei Athleten ihre bisherigen Bestweiten klar übertrafen und so Gold und Silber wegschnappten. „Sie haben beide über 20,70Meter gestoßen. Das sind echt starke Weiten, das muss ich dann einfach anerkennen“, sagt Harpf.
Wechsel zur U23 und der großen Kugel steht an
Ende September wird er 19, steuert somit im kommenden Jahr auf die 20 zu, weshalb nun der Wechsel in die U23 und zur 7,26 Kilogramm schweren Erwachsenenkugel ansteht. Dass er 2025 somit international nicht gleich wieder ganz vorne dabei sein kann, ist ihm klar. „Ich will mich erstmal rantasten – an die neue Kugel und an die nochmal stärkere Konkurrenz in der U23“, sagt er. Bisher hat er mit der schwereren Kugel in der Halle schon 18,55 Meter gestoßen, die Norm für die U23-EM 2025 liegt bei 18,50 Meter. „Aber die bloße Normerfüllung wird nicht reichen, um eines der drei EM-Tickets zu ergattern“, ahnt der Blondschopf, der die kontinentale Meisterschaft, die kommendes Jahr in Bergen stattfindet, durchaus im Hinterkopf hat. „Versuchen werde ich es auf jeden Fall“, sagt er. „In Norwegen wäre ich schon gerne dabei.“
DK
Zu den Kommentaren