Angespannter Wohnungsmarkt
IG BAU fordert beim Wohnungsbau in Ingolstadt die Nutzung alternativer Wege

22.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:26 Uhr

Neues Stadtviertel „INquartier“: Das ehemalige Rieter-Gelände wird Tausenden Menschen Platz bieten und so zur Entlastung des Ingolstädter Wohnungsmarkts beitragen. Foto: Gerch (Archiv)

Eine Fläche, so groß wie 868 Fußballfelder: Die Ingolstädter wohnen auf insgesamt rund 6,2 Millionen Quadratmetern. Die verteilen sich in der Stadt auf 72320 Wohnungen. Rund 6710 Wohnungen in Ingolstadt verfügen über sieben oder sogar mehr Räume, wie die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) mitteilt.

„Wer so eine große Wohnung hat, die ihm auch noch gehört, hat eine Sorge nicht: die Angst vor steigenden Mieten“, sagt Harald Wulf. Der Vorsitzende der IG BAU Oberbayern warnt die Immobilienwirtschaft davor, die Mietenspirale weiter nach oben zu drehen und damit die Inflation zusätzlich anzuheizen. Wulf fordert Privatvermieter genauso wie Wohnungsgesellschaften auf, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen. Dies bedeute, bei den Mieten Maß zu halten und auf Steigerungen weitgehend zu verzichten.

„Ein Großteil der Haushalte wird durch die Kostenexplosion bei den Heizkosten ohnehin schon finanziell in die Knie gezwungen. Da darf nicht auch noch die ‚Mietenkeule‘ hinterherkommen“, so Harald Wulf.

Bedingungen derzeit für Wohnungsbau schwierig

Darüber hinaus warnt die IG BAU vor einer „Lähmungsphase beim Wohnungsbau“. Angesichts der aktuell schwierigeren Neubaubedingungen – hier vor allem Materialengpässe, steigende Materialpreise, hohe Baulandpreise und anziehende
Bauzinsen – sei es dringend nötig, nach alternativen Wegen zu suchen. „Was wir jetzt brauchen, ist Flexibilität: Die Schaffung von neuem Wohnraum muss der Situation angepasst werden“, sagt der IG BAU-Bezirksvorsitzende Wulf.

Vor allem Wohnungsbaugesellschaften seien jetzt gefordert, Bauvorhaben zu ändern. „Wenn der Neubau nicht realisierbar erscheint, bietet gerade das Umbauen von vorhandenen Nicht-Wohngebäuden zu Wohnungen große Chancen. Der Umbau braucht deutlich weniger Material – und ist schon deshalb der passende Weg zu mehr Wohnungen in der Krise. Alleine durch den Umbau von Büros, die durch das Etablieren vom Homeoffice nicht mehr gebraucht werden, können viele neue Wohnungen entstehen. Und das deutlich kostengünstiger als im Neubau“, so der IG BAU-Bezirksvorsitzende.

Dachaufstockungen würden sich lohnen

Darüber hinaus biete die Dachaufstockung bei Wohnhäusern, die in der Nachkriegszeit bis zum Ende der 90er-Jahre gebaut wurden, ein enormes Potenzial: „Viele neue Wohnungen sind alleine hier durch On-Top-Etagen möglich – und ebenfalls günstiger als jeder Neubau“, sagt Harald Wulf. Es lohne sich also, eine „Dachaufstockungs- und Umbau-Offensive“ zu starten.

DK