Noch zwei Tage nach der WM schmerzten Beine und Oberarme. „Das war der härteste Wettkampf meiner Karriere“, gestand der Großmehringer Clemens Scherbel nach den Hyrox-Titelkämpfen in Nizza am vergangenen Wochenende. Am Ende hatte es für ihn und seinen neuen Partner Lee Tuck (England) zu Gesamtrang zwölf gereicht. „Im ersten Moment waren wir schon enttäuscht, unterm Strich war es aber okay“, meinte er.
Der 36-Jährige betreibt diese Trendsportart mit acht Fitness-Stationen und zwischengeschalteten Ein-Kilometer-Laufeinheiten schon eine ganze Weile, stand bei der WM und der EM im „Double Men“-Wettbewerb mit seinem Standard-Partner Christopher von Stelzer (Reichertshofen) mehrfach auch schon ganz oben. Dass es dieses Mal nicht für das erhoffte Podium gereicht hat, lag aber nicht an seinem neuen Partner. Vielmehr haderte Scherbel anschließend etwas mit den Temperaturen in der Halle und musste aufgrund der schwülen und eigentlich zu warmen Wettkampf-Halle eingestehen, dass einfach nicht mehr ging. „Ich war bei der letzten Laufeinheit und der letzten Fitness-Station absolut am Limit. Lee hat bei den ,Wall Balls’ (ein Medizinball muss aus der Hocke 100-mal auf ein Ziel in drei Metern Höhe gestoßen werden, Anm. d. Red.) dann auch 60 bis 70 Prozent des Programmes übernehmen müssen“, beschrieb Scherbel.
Scherbel pokert bei den „Wall Balls“
Trotzdem wurde es am Ende ganz knapp. Denn – ein weiterer Punkt, weshalb Podiums-Plätze bei einer Hyrox-WM inzwischen immer schwerer zu erreichen sind – die Konkurrenz ist nicht nur deutlich besser geworden, sondern in der Spitze auch enger zusammengerückt. Entsprechend gaben am Ende wenige Sekunden bei dem knapp eine Stunde andauernden Wettkampf den Ausschlag.
Scherbel, auch wenn er Tuck die letzten Bälle überlassen musste, pokerte deshalb ganz am Ende sogar etwas. „Als Lee den letzten Ball hochgestoßen hat, bin ich schon losgelaufen. Hätte sein Versuch gezählt, wären wir in unserer Altersklasse Dritter geworden“, erklärt der Großmehringer. Doch Tuck musste diesen letzten Wurf wiederholen und Scherbel kurz ein Stück zurückkommen, sodass es am Ende nach 54:51 Minuten zu Rang sechs in der AK 30-39 und Gesamtplatz zwölf reichte. Platz sieben in der Gesamtwertung, mit dem Scherbel/Tuck Bronze in ihrer Altersklasse geholt hätten, war nur elf Sekunden entfernt.
„Bei den ,Wall Balls’ gab es in Nizza erstmals eine elektronische Messung. Prompt mussten wir eine ganze Reihe ungültiger Versuche hinnehmen, was uns Zeit und letztendlich auch die Medaille gekostet hat. Ansonsten können wir uns aber sicher in keiner Disziplin etwas vorwerfen“, resümierte Scherbel. Nach dem Ski-Ergometer, dem Schlitten-Schieben und dem Schlitten-Ziehen lagen Scherbel/Tuck auch noch dicht hinter den Top-Teams. Die dann folgende Laufrunde war dann „das erste Mal richtig hart“ (Scherbel). Beim anschließenden „Burpee Broad Jump“ (eine Mischung aus Streck- und Standweitsprung) blieben sie aber noch in Reichweite. Beim Ruder-Ergometer, „Farmers Carry“ (es geht mit schweren Eisenkugeln durch einen Parcours) und den „Sandbag Lunches“ (Sandsäcke werden durch einen Parcours geschleppt) verkauften sie sich ebenfalls noch achtbar, ehe an der letzten Station die Chance auf eine vordere Platzierung dahinging.
Scherbel/Flynn planen „Hyrox-Extrem“
Scherbel will sich nun erstmal erholen. Zum einen, weil es im Hals kratzte, zum anderen, weil der Wettkampf in Nizza für ihn enorm fordernd war. Das hielt ihn freilich nicht davon ab, bereits neue, ambitionierte Ziele anzusteuern. Als Nächstes plant er mit Carsten Flynn (Wiesbaden) ein Charity-Event unter dem Arbeitstitel „Hyrox-Extrem“. Am 6. Juli will er dann mit seinem Kumpel zehn Hyrox-Runden hintereinander bewältigen.
DK
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