Lenting
„Generell fehlt Personal“

Träger zahlt Zulage auch für Erzieherinnen in Lenting – Entscheidung über Beteiligung der Gemeinde steht noch aus

09.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:25 Uhr

Vielfältige Arbeit in Kitas: Sabrina Neumüller, Leiterin der Kindertagesstätte St. Josef in Lenting (links), lässt sich von Kindern zeigen, wie sie sich um Gemüsepflanzen kümmern. Die Arbeit in Kindertagesstätten hat sich in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt. Foto: Vogl

Die Arbeitsmarktzulage für Erzieherinnen und Erzieher in Ingolstadt beschäftigte in der jüngsten Gemeinderatssitzung auch das Lentinger Gremium. Bürgermeister Christian Tauer (SPD) stellte die wichtigsten Fakten und Zahlen kurz vor. Einen Beschluss gab es dazu nicht.

Alle drei frühkindlichen Bildungs- und Betreuungseinrichtungen in Lenting – die Kitas St. Nikolaus, St. Josef und St. Walburga – stehen unter der Trägerschaft der katholischen Kita gGmbH Ingolstadt. In der Sitzung hieß es unter anderem, dass der Träger „wahrscheinlich verpflichtet ist, aus Gründen der Gleichbehandlung die Arbeitsmarktzulage in allen Einrichtungen zu zahlen“.

Trägervertreter Markus Schweizer bestätigte dies auf Nachfrage gegenüber unserer Zeitung: „Ja, ich werde allen Mitarbeiterinnen die Arbeitsmarktzulage bezahlen. Ein Arbeitgeber, gleiche Arbeit, gleiches Geld.“ Das heißt für das pädagogische Personal der katholischen Kita gGmbH und auch in deren Einrichtungen in Lenting, dass die Zulage in Höhe von zehn Prozent auf alle Fälle kommt.

Wo aber kommt das Geld dafür her? Die Mehrkosten könnten zum Beispiel über die Elternbeiträge abgerechnet werden, wie Bürgermeister Tauer erläuterte: Bei einer Buchungszeit von 30 bis 35 Wochenstunden in einer Kita müssten aktuell 173 Euro im Monat entrichtet werden. 100 Euro gibt es vom Staat, den Rest tragen die Eltern.

Bei Krippenkindern liegt der Beitrag etwas höher. Für ein- bis dreijährige Kinder zahlt der Freistaat Bayern allerdings auch einkommensunabhängig monatlich 250 Euro Familiengeld – unabhängig davon, ob das Kind eine Krippe besucht.

Mit Arbeitsmarktzulage müssten bei derselben Buchungszeit mit 30 bis 35 Wochenstunden in Kitas künftig 219 Euro Elternbeiträge entrichtet werden. Damit läge man in Lenting über dem Niveau der Elternbeiträge in Ingolstadt. Das konnte man sich für Lenting nur schwer vorstellen. Übernimmt aber die Gemeinde 50 Prozent der Kosten, läge man mit den Elternbeiträgen bei 196 Euro im Monat, abzüglich 100 Euro Förderung vom Staat, und damit unter unter den Ingolstädter Beträgen und somit eher vorstellbar. Sollte der Gemeinderat sich dazu entschließen, rechnet Bürgermeister Tauer für einen Zeitraum von drei Jahren mit einer Mehrbelastung von 175000 Euro pro Jahr, inklusive Lohnerhöhungen. „Was aber macht man nach den drei Jahren?“ so der Rathauschef. Tauer ging davon aus, dass die Zulage weiter gezahlt wird. „Das Problem ist, dass generell Personal fehlt“, unterstrich der Bürgermeister.

Wolfgang Hüttner (CSU) fand deutliche Worte: „Es ist von der Stadt Ingolstadt höchst unverantwortlich, so etwas einzuführen. Natürlich ist das Erziehungspersonal unterbezahlt, aber dieses Problem kann man nicht durch eine sehr lokale Maßnahme lösen. Das löst sonst Rivalitäten aus. Eigentlich muss das durch einen Tarifvertrag geregelt werden.“ Hüttner verwies auch auf andere Berufsgruppen im sozialen Bereich, wo es an Personal mangelt, wie Krankenschwestern, Pfleger oder Arzthelfer. „Was ist mit diesen Berufen?“

Im Gremium erntete Hüttner quer durch die Fraktionen breite Zustimmung für seinen Beitrag. Klaus-Dieter Tuchen (SPD) meinte, man solle sich solidarisch mit den Gemeinden zeigen, die die Arbeitsmarktzulage ablehnen. Einen Beschluss gab es nicht, weil zu dem Thema erst eine Bürgermeisterdienstbesprechung mit der Rechtsaufsicht des Landratsamtes Eichstätt stattfinden wird. Danach wird es in Lenting voraussichtlich eine Sondersitzung zu dem Thema geben.