Ingolstadt
Gelungene Premiere

Erstes Inklusionscamp der Audi Schanzer Fußballschule begeistert alle Beteiligten

09.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:25 Uhr

Mit vollem Einsatz sind alle Kinder dabei, auch wenn es bei manchen nicht immer gleich auf Anhieb klappt. Fotos: Kaczynsi

Ein außergewöhnliches Projekt ging in den Pfingstferien am Audi Sportpark an den Start: Der FC Ingolstadt veranstaltete zum ersten Mal in Kooperation mit Audi, dem Caritaszentrum St. Vinzenz und der Stadt Ingolstadt ein Fußballcamp für Kinder mit und ohne Behinderung. Schon am ersten Nachmittag waren sich alle Beteiligten einig: Das Experiment ist geglückt. Rund 60 Buben und Mädchen im Alter von sechs bis 13 Jahren nahmen an der Aktion teil, darunter zehn Kinder mit Einschränkung, die von „eigenen“ Assistenten unterstützt wurden.

Fünf Tage dauert das Fußballcamp, am ersten wurden die Kinder in verschiedene Teams eingeteilt – zu jeder Gruppe gehören auch Buben und Mädchen mit Einschränkungen.

Gerade übt ein Teil der Kinder Torschüsse. Die richtige Technik wird vom Trainer gezeigt. Wer noch nicht klarkommt, bekommt noch mal Einzelunterricht. Für einen gehörlosen Jungen steht zudem eine Gebärdendolmetscherin zur Verfügung, die die Anweisungen übersetzt – und schon gelingt der Treffer.

Ein anderes Team muss mit dem Ball in der Hand über eine Koordinationsleiter laufen, danach folgt ein Torschuss mit anschließendem Dribbling durch aufgestellte Hütchen. Auch hier machen alle mit, so gut sie es eben können. Angefeuert werden alle – egal ob mit oder ohne Handicap.

Ganz glatt läuft das Camp trotzdem nicht ab – man muss individuell auf die Kinder und ihre Bedürfnisse eingehen: „Bei manchen Kindern ist alles total unkompliziert, andere verhalten sich doch recht originell“, drückt es Cornelia Eichlinger vom Caritaszentrum St. Vinzenz aus. „Daher ist eine Eins-zu-Eins-Betreuung gerechtfertigt. Zudem ist es für kognitiv beeinträchtigte Jungen und Mädchen enorm schwer, den ganzen Tag bei der Sache zu bleiben.“

Wie für Emilia und Benjamin, die gerade keine Lust auf Fußball haben und lieber Fangen spielen wollen. Die beiden werden von Elisa und ihrem Kollegen Luis betreut. Die 18-Jährige sagt lachend: „Es macht richtig Spaß, auch wenn es anstrengender ist, als ich es mir vorgestellt habe, denn die Kids können echt schnell laufen. Aber es ist auch schön, zu sehen, wie sich die Kinder gegenseitig helfen – etwa beim Schuhe binden.“

Leiter des Fußballcamps ist Moritz Krug, der bei der Premiere der Inklusionsvariante unbedingt dabei sein wollte: „Ich bin überrascht, wie gut es klappt – auch wenn alles ein bisschen anders abläuft. Man muss etwas spontaner und flexibler sein und noch mehr auf die Kinder eingehen, aber die Inklusion funktioniert wirklich super. Und wenn sich ein Junge oder ein Mädchen doch für kurze Zeit rausnehmen will, ist das vollkommen in Ordnung. Und wer mitmachen will, macht eben mit“, sagt der Coach, der den grundsätzlichen Ablauf des Camps nicht verändert hat, lediglich der Schwierigkeitsgrad der Übungen wird eventuell angepasst.

„Ich hatte schon Respekt vor dieser Woche, aber die Kids gehen spitze miteinander um, jeder hilft jedem, für sie ist es das Normalste der Welt. Es ist schön, dass es dieses Projekt gibt, denn es macht riesig Spaß und ist eine rundum gelungene Aktion“, ist Krug begeistert.

Auch Eichlinger berichtet, wie neugierig und unbefangen die kleinen Fußballer miteinander umgehen: „Sie fragen nach, warum die Kinder mit Down-Syndrom anders ausschauen oder erzählen, dass sie noch nie Gleichaltrige mit Beeinträchtigungen kennengelernt haben.“ Genau das möchte das Projekt erreichen: die Kinder schon frühzeitig für das Thema Inklusion zu sensibilisieren. Bei den kleinen Kickern funktioniert das jedenfalls schon prima: „Die Kinder waren sehr verständnisvoll, nahmen Rücksicht aufeinander und gehen ohne Berührungsängste aufeinander zu“, bestätigt auch Inge Braun, Inklusionsbeauftragte der Stadt Ingolstadt.

Und wie sehen die Teilnehmer selbst das Projekt? Die neunjährige Katharina ist beim Fußballspiel voll dabei, auch wenn nicht alles auf Anhieb klappt. „Es gefällt mir sehr gut“, bestätigt sie und möchte beim nächsten Inklusionscamp auf jeden Fall wieder dabei sein. In ihrem Team war auch Kilian, der bereits diverse Fußballcamps absolviert hat. Wie sieht er Katharina als Mitspielerin? „Sie hat sich wirklich angestrengt. Auch wenn sie nicht so gut ist, hat man gesehen, dass sie versucht, besser zu werden – das finde ich toll“, sagt der Zwölfjährige. Und wie ist seine Meinung zum Thema Inklusion? „Ich finde es gut, dass auch behinderte Kinder die Möglichkeit bekommen, bei einem Fußballcamp mitzumachen. So kann man ihnen helfen und lernt, ihre Situation besser zu verstehen. Beim nächsten Mal mache ich bestimmt wieder mit“, meint Kilian.

DK