Neue Schau im MKK Ingolstadt
Für Kunstkenner und Spielkinder

24.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:30 Uhr

„Zurück auf Start!“ heißt die neue Ausstellung im Museum für Konkrete Kunst. Foto: Hauser

Der Umzug auf das Gießereigelände verzögert sich. Für das Museum für Konkrete Kunst ist das eine Gelegenheit, mit viel Augenzwinkern an die Eröffnung vor über 30 Jahren zu erinnern.

Die immer wieder verschobene Eröffnung des neuen Museums für Konkrete Kunst und Design auf dem Gießereigelände beschert dem bisherigen Ausstellungsort in der Tränktorstraße einen zweiten Frühling. Eigentlich sollte die Sammlung längst umgezogen sein, mit der Schau „Mind the gap“ hatte man sich 2020 bereits spektakulär und originell von den Räumlichkeiten verabschiedet. Und nun? Ein Ende der Ausstellungstätigkeiten in den alten Gemäuern ist nicht abzusehen, und auch die jetzt kurz vor der Eröffnung stehende Schau „Zurück auf Start! Die Sammlung Gomringer und 30 Jahre Museum für Konkrete Kunst“ ist definitiv noch nicht die letzte dort.

Die Hängepartie zwischen Aufbruch und Abschied ist für die Museumsdirektion belastend. Umso erfreulicher, dass ihnen auch unter diesen Bedingungen die Ideen nicht ausgehen und wieder eine erstaunlich kreativ gestaltete Schau gelingt. Die zudem den Vorteil hat, die Bedeutung von Sammlung und Museum zu unterstreichen.

Denn der Versuch eines Rückblicks auf die Eröffnung vor über 30 Jahren, 1992, zeigt, dass damals eigentlich alles richtig gemacht wurde. Wenn man heute an den Werken von Josef Albers, Max Bill, Rupprecht Geiger, Verena Loewensberg und Günther Uecker vorbeiflaniert, wird vor allem klar, dass es Ingolstadt gelang, in diesen Jahren echte Klassiker der Moderne zu erwerben. „Und das zu einem Schnäppchenpreis“, wie Museumsdirektorin Theres Rohde versichert. Die Konkrete Kunst macht seitdem ein Stück weit die Identität der Stadt aus. Was auch damit zusammenhängt, dass damals die Initiative und auch die Finanzierung des Museumsprojekts maßgeblich auf bürgerschaftliches Engagement zurückging. Oder wie Theres Rohde betont: „Ingolstadt hat dieses Museum, weil Ingolstadt dieses Museum wollte.“

Gleich im ersten Raum der Ausstellung wird ein Rückblick auf die drei Jahrzehnte seit der Gründung des MKK präsentiert. Dem kann man auch entnehmen, dass die neue Ausstellung bereits die 130. Schau in diesem Haus ist. Das Projekt startete mit dem Kauf der Sammlung des Künstlers Eugen Gomringer 1981, sie bestand aus rund 50 Werken. Inzwischen fasst die Sammlung rund 15000 Exponate. Wenn man zu den wahren Ursprüngen der Initiative vordringen will, muss man noch länger im Zeitstrahl zurückgehen. Bereits in den 50er Jahren führte Herbert Geier eine Siebdruckwerkstatt in Ingolstadt, ein Anlaufpunkt für Künstler der Konkreten Kunst. Unter anderem Geier hat damals den Kontakt zu Gomringer überhaupt erst hergestellt.

Mathias Listl, der Kurator der Ausstellung, begnügt sich nicht damit, die Klassiker dieser Kunstrichtung erneut respektvoll zu präsentieren. Er und Theres Rohde wollen auch den Geist der Konkreten Kunst transportieren. Sie reden daher gerne von der Spielmetapher. Gemeint ist der lustvolle und interaktive Charakter dieser Kunstrichtung. So stehen an verschiedenen Stellen Spieltische, wo die Besucher selbst kreativ werden können – um Bauelemente zu neuen Konstrukten zusammenzubauen, eine Art konkretes Memory zu spielen oder farbige Versatzstücke zu einem Puzzle zu arrangieren. Und ein Quartettspiel mit Informationen über das MKK ergänzt die Schau. Auch in der Ausstellung selbst ist stets ein Augenzwinkern des Kurators spürbar – wenn etwa in der Abteilung über Striche und Linien zu Rumba und Tango aufgefordert wird – um die Linien zum Tanzen zu bringen. So ist die Ausstellung gleichermaßen etwas für Kunstkenner und (alt gewordene) Spielkinder.

Neben den Klassikern ist auch eine Wandarbeit von Thomas Laubenberger-Pletzer zu sehen. Der Künstler hat die Buchstaben A (wie Anfang) und E (wie Ende) auf ihre grundlegenden Strukturelemente reduziert, zerlegt und so neu arrangiert, dass sie sich spiegeln. Die Arbeit steht in unmittelbarem Zusammenhang zu den Werken der Konkreten Poesie von Eugen Gomringer selbst, von denen auch einige in der Ausstellung gezeigt werden, obwohl sie damals vor 40 Jahren noch nicht zum Kernbestand der Sammlung gehörten. Ganz am Ende führt die Ausstellung zu einem kunsthistorischen Meisterwerk von Günther Uecker. Es passt perfekt zur Ausstellung, denn es trägt den Untertitel „Hommage an Eugen Gomringer“.

DK


Die Ausstellung „Zurück auf Start!“ wird an diesem Samstag um 19 Uhr eröffnet. Die Einführung wird der Kurator Mathias Listl halten, als Gast ist Nora Gomringer anwesend, sie wird Texte ihres Vaters Eugen lesen. Am Sonntag, 26. März, 14 Uhr, plant das MKK eine Familienvernissage, ein Spielenachmittag mit dem Spielclub Ali Baba. Um 15 Uhr beginnt die Veranstaltung „Sonntags?Kunst! Workshop im Atelier: Gestalte dein eigenes Memory.“ Die Ausstellung läuft bis 24. September. Öffnungszeiten: Di bis So 10 bis 17 Uhr.