Artmosphere „Christmas Edition“
Für Augen, Ohren – und Herz

Die in der elfgrad° Event Location

21.12.2022 | Stand 17.09.2023, 7:40 Uhr

Stimmungsvoller Abend bei „Artmosphere“ von Achtzig20 in der elfgrad° Event Location an der Stauffenbergstraße. Foto: Louis Hörner/Achtzig20

Von Heike Haberl

Ingolstadt – Wie schon bei den ersten beiden Malen herrschte auch bei der Weihnachtsausgabe wunderbar locker-entspannte Lounge-Atmosphäre im Fabrikhallenflair des ehemaligen DK-Forums an der Stauffenbergstraße. Mit dem innovativen, vor wenigen Monaten an den Start gegangenen Format „Artmosphere“ in der elfgrad° Event Location hebt die Agentur Achtzig20 als Gastgeber die Trennlinien zwischen den kreativen Genres, zwischen Klassik, Jazz, elektronischer Musik, Pop, Tanz und Kunst auf.

Noch vor der eigentlichen Veranstaltung – moderiert von Florian Krumm – heizte DJ Julian Holste (alias Sankt Mörtel) den Besuchern mit coolen Techno-Beats ein. Da kam fast schon Club-Feeling auf. Einen fulminanten „Kaltstart“ legten dann die drei Tänzerinnen Sarah Kübler, Klea Sinani und Amira Mirvic hin. In schwarzen Outfits präsentierten sie eine mitreißende, ausdrucksstarke Performance voll elektrisierender Sinnlichkeit und weiblicher Power.

In gänzlich andere Sphären entführte die weltweit erfolgreiche niederländische Harfenistin Lavinia Meijer an ihrem stimmungsvoll beleuchteten Zupfinstrument. Ganz pur und intim, zauberhaft losgelöst begann sie mit einem neoklassischen Stück von Nils Frahm.

Doch auch zwei hochemotionale Eigenkompositionen hatte sie mitgebracht: Die erste war im Zuge einer Amsterdamer Demonstration anlässlich der Bewegung „Black Lives Matter“ entstanden. Und die wachrüttelnden, kontrastreichen Klangbilder ließen deutlich spüren, wie betroffen Meijer die damaligen Ereignisse machten. Virtuos pulsierend, hämmernd, ja manchmal sogar im wahrsten Sinne des Wortes einschlagend, geradezu schneidend brachen die aufwühlenden Phrasen heraus, um – wie die Stimme von George Floyd – dann doch wieder verlöschen zu müssen. Die zweite Vertonung hatte die Künstlerin auf das Gedicht „Mom & Dad“ von Iggy Pop, dem „Father of Punkrock“, zum Tode seiner Eltern geschrieben.

Kurzfristig eingesprungen waren die Münchner Newcomerin Victoryaz und ihre Pianistin Nina, die überwiegend eigene Songs zum Besten gaben. Der gefühlvoll-soulige Sound der beiden erfüllte die Luft mit wohlig satter, melancholischer Stimmung. Schade nur, dass das Eintauchen darin durch einen allzu lauten Unterhaltungs-Geräuschpegel aus dem Hintergrund etwas getrübt wurde.

Als „Wiederholungstäter“ trat der ebenfalls aus den Niederlanden stammende, international gefeierte Pianist, Komponist und Arrangeur Pieter de Graaf auf, der bereits bei den vorherigen „Artmospheres“ zu Gast war und die Zuhörer begeistert hatte. Seine Improvisationen am offenen Klavier, bei der unter anderem auch Flaschen oder ein Glockenspiel zum Einsatz kamen, zogen sphärisch-geheimnisvoll in ihren Bann. Repetitive, meditative, gigantische Klangwanderungen, universal in sich kreisende, variierende Endlosschleifen, mal orgelhaft rauschend, mal akustisch verfremdet. Wunderbar zart entwickelte de Graaf, mit seinem ganzen Körper mitschwingend, da zum Beispiel eine romantisch anmutende Melodie, die plötzlich von abrupten Beats und Rhythmen durchbrochen, von wummernden PC-Einspielungen hochgeschaukelt wurde.

Wesentlich zu jenem besonderen, einzigartigen Flair des Abends bei trugen die magisch leuchtenden, fantasiereich changierenden Lichtinstallationen, mit denen Daniel Breining und Dominik Liebherr die mehrschichtigen Gaze-Vorhänge an den Bühnenseiten illuminierten. Obendrein wurde das Publikum nicht nur mit edlen Weinen und Getränken, sondern erstmals auch mit kulinarischen Köstlichkeiten verwöhnt.

Doch das Programm stand auch im Zeichen des wohltätigen Zwecks: Parallel lief eine digitale Versteigerung von Bildern des belgischen Fotokünstlers Bart Kuykens zugunsten der Institutionen Stelp aus Stuttgart und der Ingolstädter Straßenambulanz von Bruder Martin. Eine erneut geglückte, noch weiter vorangetriebene synästhetische Fusion des Kunstgenusses für Ohren, Augen, Gaumen – und Herz.

DK