Sabrina Wittmann führt den FC Ingolstadt als Cheftrainerin in die fünfwöchige Vorbereitung auf die neue Saison. Die 32-Jährige ist damit Vorreiterin im deutschen Profi-Männerfußball.
FCI-Cheftrainerin Sabrina Wittmann und ihr in Teilen umformiertes Trainerteam standen in sicherer Entfernung, als am Donnerstagnachmittag um Punkt 14.45 Uhr auf dem Trainingsplatz am Audi-Sportpark in Ingolstadt der Rasensprenger losging und einige Fotografen nass machte, die sich schon für das Mannschaftsfoto in Stellung gebracht hatten.
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Wittmann und Co. lachten, doch dann erfolgte der laute Pfiff der 32-Jährigen und die Schanzer schritten zur Tat. Lockere Stimmung auf der einen, klare Ansagen und Konzentration auf der anderen Seite – das war die Mischung des Schanzer Trainingsauftakts. Wittmann begrüßte insgesamt 30 Spieler, darunter die vier Neuzugänge und sechs Akteure aus dem erweiterten Kreis der FCI-Profis.
Wann und wie hat Sabrina Wittmann von ihrer Beförderung erfahren?
Bei einem Glas Wein im Büro von Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer und im Beisein von Grlic. „Nach den Gesprächen mit anderen Kandidaten war die Entscheidung relativ einfach, weil wir mit Sabrina schon das vor Ort haben, was wir uns vorstellen“, sagte Grlic zum Findungsprozess, „der für uns sehr wichtig war.“
Was bedeutet Wittmann die Pionierrolle als erste Cheftrainerin im Profi-Männerfußball?
„Jetzt ist der Punkt, dass ich diese Vorreiterrolle annehmen kann und sollte. Ich fühle mich auch voll bereit dazu. Es ist wichtig, diesen Weg zu ebnen – aber weniger mit reden, sondern mehr mit machen“, sagt Wittmann, die von der ersten U19-Bundesliga-Trainerin nun zur ersten Cheftrainerin im deutschen Profi-Männerfußball wurde. „Ich fühle mich auch nicht unwohl, dass viel um mich herum passiert. Ich habe um mich selbst nie ein großes Thema gemacht, nehme das aber gerne mit, wenn ich dazu beitragen kann, dass sich in Zukunft einige Dinge ändern. Ich erwarte nur, dass es schlussendlich irgendwann um Fußball geht und wir in einem Jahr hier sitzen und es um sportliche Dinge geht“, meinte die 32-Jährige und verhehlte nicht, dass die „unfassbar vielen Glückwünsche“ – sei es aus den eigenen Reihen oder von offizieller Seite – sie sehr stolz gemacht hätten.
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Muss der Verein mit Strafzahlungen rechnen, weil Wittmann noch nicht über die erforderliche Uefa-Pro-Lizenz verfügt?
Nach dem Hickhack um Unterhachings Marc Unterberger in der Vorsaison – die SpVgg musste 80.000 Euro Strafe für ihren Trainer wegen dessen fehlender Lizenz zahlen – gehen der FCI und Wittmann davon aus, dass die nun erfolgte Festanstellung der 32-Jährigen genügt, um einen Platz im nächsten DFB-Lehrgang zu bekommen und Strafzahlungen vermieden werden können. Der Lehrgang beginnt im Januar 2025 und dauert zwölf Monate. Wittmann wäre dann zweieinhalb Tage im Monat nicht beim Team.
Welche Rolle hat der FCI dem erfahrenen Co-Trainer Ilia Gruev zugedacht?
Der 54-jährige bulgarische Ex-Nationalspieler hat beim MSV Duisburg unter Sportchef Grlic als Co-Trainer und Chefcoach gearbeitet , später als Assistent in der Bundesliga (Werder Bremen, Arminia Bielefeld). „Wir brauchen einen erfahrenen Mann, der eine Bereicherung für uns ist und gut ins Team passt. Das heißt nicht, dass wir kein Vertrauen in Sabrina und Fabian Reichler haben“, erklärt Grlic. Wittmann freut sich auf die Zusammenarbeit. „Es war auch mein Wunsch, jemanden an meiner Seite zu haben, der meinungsstark und inhaltlich gut ist. Ich habe keine Angst vor Qualität und einem starken Mann an meiner Seite. Ilia hat mir vom ersten Tag an ein super Gefühl gegeben“, sagt die FCI-Cheftrainerin.
Wie soll der FCI-Fußball in Zukunft aussehen?
Die Mannschaft fünf Wochen auf das erste Pflichtspiel vorbereiten zu können, sei „schon ein bisschen reizvoller als nur ein paar Tage“ wie zu Beginn von Wittmanns Interimszeit im Mai. An der Ausrichtung soll sich aber gar nicht so viel ändern. Wittmann fordert Emotionalität, Intensität und Mut von ihrem Team. Wichtig ist ihr dabei, „dass wir diese Tugenden nicht nur im Spiel gegen den Ball zeigen“. Die erste Kostprobe wird das Testspiel gegen den VfB Eichstätt am 6. Juli (14 Uhr/Böhmfeld) liefern.
Auf welcher Position wird der FCI noch auf dem Transfermarkt aktiv?
Der dringendste Bedarf besteht auf der Position des Torwarts. Derzeit stehen mit Marius Funk und Maurice Dehler nach Markus Ponaths Leihe zum FV Illertissen nur zwei Keeper im Kader. „Könnte sein, dass wir auf dieser Position noch etwas machen“, meinte Grlic vielsagend. Anders als Michael Köllner im vergangenen Sommer vermied Wittmann, Funk öffentlich eine Stammplatzgarantie auszusprechen. „Ich möchte total unvoreingenommen an die Sache rangehen. Jeder wird seine Chance bekommen“, sagte die Trainerin. Zudem könnten die Schanzer im Angriff nachlegen und den Erlös, den ein Verkauf von Drittliga-Torschützenkönig Jannik Mause in die Kassen spülen würde, reinvestieren.
Wie lautet das Saisonziel in der neuen Spielzeit?
„Ich zähle uns absolut zu den Mannschaften, die oben dabei sein wollen“, sagt Wittmann forsch und begründet ihren Optimismus mit den guten Voraussetzungen. „Es wäre schlimm, wenn wir mit der Mannschaft, von der ich absolut überzeugt bin, und dem Setting, das wir hier haben, nicht ambitioniert in die Saison gehen würden. Das Ziel wollen wir mit der Mannschaft noch klar ausformulieren.“
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