Schlauer nach Südtirol
FC Ingolstadt: Vier Erkenntnisse aus dem Trainingslager in Latsch

21.07.2024 | Stand 22.07.2024, 10:00 Uhr |

Die Youngster im Kader des FC Ingolstadt um Stürmer Deniz Zeitler (17 Jahre, links) und Verteidiger Luca Lechner (19) hielten im Trainingslager in Latsch gut mit den etablierten Kräften mit. Hier kämpfen sie selbst um den Ball. Foto: Schäfer

Sieben Tage Südtirol liegen hinter dem FC Ingolstadt. Die Schanzer Premiere in Latsch hat offenbart, woran die Mannschaft von Trainerin Sabrina Wittmann noch arbeiten muss.



Neben der neu geschaffenen Konkurrenzsituation im Kader fiel vor allem ein Routinier auf. Vier Erkenntnisse aus dem Vorbereitungscamp.

In der Offensive hakt es noch

Wittmann ließ viel für den Offensivbereich trainieren. Doch ob im Sechs-gegen-Zwei, im klassischen Elf-gegen-Elf oder bei Torabschlussübungen: Gemessen an der Anzahl an Situationen, die die Schanzer einstudieren, fallen noch viel zu wenig Tore. Die Abschlussqualität der Stürmer um Sebastian Grönning, Pascal Testroet und den kaltschnäuzigen Neuzugang Dennis Borkowski (von RB Leipzig) ist absolut vorhanden; doch häufig fehlt entweder das Tempo im Spielvortrag, oder die Ingolstädter wollen zu schnell zu viel – und technische Fehler schleichen sich in der Folge ein. Der zentrale offensive Mittelfeldakteur, der den Ball zügig und souverän nach vorne treiben kann, hat sich in Latsch noch nicht herauskristallisiert.

Wittmann fordert volle Überzeugung

Wittmanns Detailversessenheit trat einmal mehr zu Tage. „Wenn man anfängt zusammenzuarbeiten, ist das Wichtigste, dass man eine Steigerung sieht“, sagte die 33-Jährige vor dem Test gegen den FC Empoli. Sie fordert Emotionalität, Intensität sowie Mut ein und will das Zusammenspiel ihrer Mannschaft vorantreiben. Die Übungen zum Angriffspressing unterbricht Wittmann immer wieder. Dabei lobt und kritisiert sie, fordert von ihrer Mannschaft: „Für unser Spiel brauchen wir Überzeugung! Zieht das Pressing durch, sonst killt uns das!“

Neue Konkurrenz im FCI-Kader

Eine echte Konkurrenzsituation gibt es nicht nur auf der Torwart-Position zwischen dem bisherigen Stammkeeper Marius Funk und Neuzugang Simon Simoni (Leihe von Eintracht Frankfurt). Bei den Linksverteidigern bahnt sich gar ein Dreikampf zwischen den etablierten Leon Guwara und Moritz Seiffert sowie Neuzugang Niclas Dühring (FC St. Pauli II) an. Guwara, der sich für sein zweites Jahr bei den Schanzern deutlich mehr vorgenommen hat, ist der erfahrenste des Trios (63 Spiele in der 2. Bundesliga, 40 Einsätze in der 3. Liga) und am Ball am ruhigsten, fällt im Vergleich im Angriffsspiel aber ab. Am flexibelsten scheint Seiffert, er spielte bei Ex-Klub Viktoria Berlin auch schon im linken Mittelfeld. Den besten linken Fuß hat allerdings klar Dühring. Seine Standards und Flanken könnten für die Ingolstädter zur Waffe werden. Erfahrung auf Profiniveau fehlt ihm allerdings gänzlich.

Testroet will es noch einmal wissen

Testroet hat den überwiegenden Teil der Sommertrainingslager in seiner Karriere hinter sich – wohl auch beim FCI (er kam 2022, Vertrag bis 2025). Vor zwei Jahren in Vals (Südtirol) und 2023 beim Kurztrainingslager in Berching quälte er sich angeschlagen durch Laufeinheiten auf dem Nebenplatz – wenn er überhaupt trainieren konnte. In diesem Jahr will es der 33-Jährige offenbar noch mal wissen. Hat es dem gebürtigen Bocholter an Motivation sowieso noch nie gemangelt, sticht in Latsch bei der gesamten Mannschaft – aber besonders bei Testroet – ein exzellenter Fitnesszustand ins Auge. Ein Sprinter wird er zwar nicht mehr, aber mit seinem Hunger auf Tore, seinem Einsatz und der Freude, die er herausbrüllt, wenn ihm oder seinem Team in den Spielformen Aktionen gelingen, kann Testroet seine Kollegen mitreißen. Sein persönliches Saisonziel (Rang drei in der ewigen Torjägerliste der 3. Liga zu erreichen) wird für ihn in Trainingslagerform zum Selbstläufer. Testroet liegt mit aktuell 72 Toren nur drei Treffer hinter Adriano Grimaldo (75) – und der kickt in der 2. Bundesliga für den SC Paderborn.

Artikel kommentieren