Die Bilanz des FC Ingolstadt nach sechs Spielen der Vorsaison? Ebenfalls sieben Punkte. Nur sieben Punkte, wie man angesichts des 2023/24 hinter vorgehaltener Hand und des heuer offensiv formulierten Aufstiegsziels bilanzieren muss.
Während Einsatz und die nackte Offensivbilanz (elf Tore) stimmen, ist die Lockerheit aus dem Sommer völlig futsch. Drei Auffälligkeiten vor dem Spiel des FCI an diesem Dienstag (19 Uhr/Magenta Sport) beim Spitzenreiter SV Sandhausen.
Eine Stammelf gibt es noch immer nicht
Das von Wittmann bevorzugte 4-2-2-2-System war schon früh in der Vorbereitung gut zu erkennen, eine Stammelf deutete sich in den fünf Testspielen aber nicht an. Den Konkurrenzkampf im Team bezeichnete die 33-Jährige als „absolute Luxussituation“, der von den Youngstern wie Felix Keidel, Max Plath oder Deniz Zeitler zusätzlich angefacht wurde. Entscheidungen zwischen den einzelnen Spielern sind offenbar nach wie vor so eng, dass es auch fernab verletzungs- oder krankheitsbedingter Wechsel beinahe wöchentlich Veränderungen in der Startelf gibt. Während die Viererkette jüngst gegen Rot-Weiss Essen (2:2) zum ersten Mal im Vergleich zur Vorwoche unverändert blieb (Marcel Costly, Ryan Malone, Simon Lorenz und Niclas Dühring), experimentierte Wittmann in der Offensive glücklos: So startete Maximilian Dittgen erstmals, während Benjamin Kanuric, zuvor fünfmal in der Anfangsformation, 90 Minuten lang auf der Bank schmorte. Sebastian Grönning, der bislang den gefährlichsten Eindruck aller Schanzer erweckte, pendelt zwischen Joker- und Startelfeinsätzen (jeweils drei). Yannick Deichmann könnte seine Kollegen durch seine kampfbetonte Spielweise mitreißen, der Allrounder im Kader kommt allerdings kaum noch zum Zug. „Man muss bei Yannick ein bisschen den Grat finden, wir können ihn nicht überall hinstellen. Er ist ein unfassbarer Teamplayer und trainiert wirklich gut. Es ist nicht so, dass er außen vor ist“, erklärte Wittmann.
Hohe Ziele scheinen den FCI zu lähmen
Überraschend offen und deutlich bekannten sich die Ingolstädter vor der Saison zum Ziel Aufstieg. Schonungsloser formulierte es Peter Jackwerth gegenüber unserer Zeitung. „Wir bewegen uns finanziell am Limit. Wenn es mit dem Aufstieg nicht klappt, steht uns ein Komplettumbruch bevor“, meinte der Vereinsboss. Bei den Schanzern ist Druck auf dem Kessel, der aufgrund der ausbleibenden Erfolgserlebnisse allmählich auch auf dem Platz spürbar wird. Die Leichtigkeit, mit der die Ingolstädter zum Start aufspielten, ist verflogen. Die Offensive wirkt gehemmt und ideenlos, die Spieler sind gedanklich zu langsam, die Schwächen in der Rückwärtsbewegung im Zentrum und auf den Flügeln offenkundig. „Wir sind derzeit in einer Phase, in der wir mehr arbeiten als im Flow spielen können“, räumt Lorenz ein.
Schanzer sind zu einer Schießbude geworden
Sechs Spiele, ein Dutzend Gegentore – eine Bilanz des Grauens und mit dem VfB Stuttgart II Negativwert der 3. Liga. Lorenz sagt: „Es gehören elf Spieler zum Verteidigen dazu, das ist die ganze Kette. Da haben wir in allen Spielen Phasen, wo das Zusammenarbeiten schon gut klappt, aber auch drei, vier oder fünf Situationen, wo wir uns einfach falsch verhalten, der Gegner in unseren Rücken und dann zu Chancen kommt.“ Auch Neuzugang Max Besuschkow ist klar, „dass wir auf Dauer auf jeden Fall Spiele zu Null brauchen. Die defensive Bereitschaft, das eigene Tor zu verteidigen, ist die Basis.“ Wittmann möchte ihren Spielern den Einsatz nicht absprechen und sieht den „Grund für die Gegentore nicht in der Struktur, also dass wir zu hoch oder zu tief stehen. Wir liegen in den Entscheidungen, die wir momentan treffen, nicht immer richtig – und das führt zu Gegentoren.“ Die Anfälligkeit kann ihr nicht gefallen, wohlwissend, dass dieses Problem auch auf sie zurückfällt. Die Trainerin macht einen zunehmend ungeduldigen Eindruck, weil ihr bewusst ist, dass auch sie trotz all ihrer Verdienste um den FCI unter Ergebnisdruck steht. Die Schanzer müssen wieder punkten – und brauchen dafür die Verlässlichkeit ihrer Führungsspieler. Doch gerade Akteure aus dem defensiven Zentrum wie Kapitän Lukas Fröde und Malone schwächelten zuletzt merklich. Ändert sich das derzeit schwache FCI-Defensivverhalten nicht schnell, ist das Ziel von der Rückkehr in die 2. Bundesliga bald nur noch eines: Wunschdenken.
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