Viele Eishockey-Profis steigen nach ihrer aktiven Laufbahn ins Trainergeschäft ein – darunter auch ehemalige Ingolstädter Panther wie Brett Olson. Was sie antreibt.
In der Kabine der Waterloo Black Hawks, etwas mehr als 7400 Kilometer vom Herzen Bayerns entfernt, geht es neben Taktiken, Aufstellungen und Trainingssteuerung auch „immer mal wieder um Weißwürste und Brezen“, sagt Brett Olson und lacht. Mit dem früheren Münchner Verteidigerhünen Matt Smaby und Olson, vor fünf Jahren der Top-Center des ERC Ingolstadt, geben beim Nachwuchsklub aus dem US-Bundesstaat Iowa zwei frühere DEL-Legionäre die Kommandos. Sie haben nach der Spieler- die Trainerlaufbahn eingeschlagen.
Es ist ja eine Kernfrage, die Spieler jenseits der 30 Jahre umtreibt: Wie geht es weiter, wenn man den Helm vom rauchenden Kopf nimmt und in den Spind ablegt, zum letzten Mal in der Karriere? Ausgesorgt haben am Ende der Spielerlaufbahn in der Deutschen Eishockey-Liga mit ihrem derzeitigen Durchschnittsgehalt von 175 000 bis 200 000 Euro die wenigsten, im Idealfall planen sie ihren Abschied vom Eis mit längerem Vorlauf. Gerade Importspieler stecken sich oft früh einen Zeitplan, um die Rückkehr in die Heimat flüssig zu gestalten.
Olsons plötzliches Karriereende
Für Olson kam der Abschied von der Spielerkarriere frappant. 2022, Olson war erst Mitte 30, durchkreuzte Corona auf seiner Station Düsseldorfer EG die Pläne. Die Ärzte entdeckten ein Blutgerinnsel in seiner Lunge, wie Olson unserer Zeitung erzählt. „Es hat sich im Sommer noch nicht richtig angefühlt und ich wusste nicht, ob ich noch mal in Form käme.“
Olson, zumal Familienvater, machte sich nach zehn Profijahren Gedanken. Er hatte an der Michigan Tech Bewegungswissenschaften studiert. „Da braucht man aber fortwährende Weiterbildung, ich hätte da noch mal zur Schule gehen müssen.“ Da tat sich die Option Waterloo auf. Er hatte von 2005 bis 2008 für den Klub in der starken Nachwuchsliga USHL gespielt.
„Wir sind in Kontakt geblieben und haben zu Beginn meiner Profikarriere auch Sommer-Camps ausgerichtet“, berichtet er. Parallel zu seinen drei Jahren in Ingolstadt veranstaltete er in seiner Heimatstadt Nachwuchs-Camps. Etwas, das ihn erfüllte, zumal er schon in der Kindheit von seinem Vater, einem Baseball-Coach, „die Mentalität aufgesogen“ hatte. Olson stieg also 2022 bei den Black Hawks als Co-Trainer ein und arbeitet dort bis heute.
Warum wollte Olson Trainer werden?
„Jeder will es mal in die NHL schaffen“, meint Olson, auch im Trainerbereich. Doch auch das gut ausgestattete College-Eishockey sei etwa eine erstrebenswerte Route. Olson ist auch in Waterloo zufrieden, die Arbeit gehe über einen regulären Job hinaus. Er könne der Eishockey-Gemeinschaft so etwas zurückgeben, der nächsten Generation etwas beibringen – und auch selbst „jeden Tag etwas Neues lernen“, sich entwickeln. „Wer nicht dazulernt, bezahlt es teuer“, sagt Olson.
In der zweiten Karriere fangen viele von vorne an: Polizei, Mountys, Feuerwehr – teils mit längeren Bewerbungsprozessen verbunden – sind beliebte Anlaufstellen. Manche reizt die Selbständigkeit als Handwerker, Physiotherapeut oder TV-Experte. Weitere arbeiten in der Immobilienbranche, andere jonglieren mit Aktien oder spekulieren mit Krypto (das ist bei zumindest einem Ex-Panther schon schiefgegangen).
Wie Olson haben aber viele nach ihrer Spielerzeit (beim ERC) auch die Trainerlaufbahn eingeschlagen. Jüngst zum Beispiel Benedikt Kohl, der nun heimatnah an der Red-Bull-Eishockey-Akademie Kinder anleitet. Auch Andy McDonald, Stéphane Julien, Pat Cannone, Darin Olver, Terry Campbell und viele weitere engagieren sich im Trainerbereich. Längst vor allem mit dem Coaching verbindet man Kurt Kleinendorst und Ilpo Kauhanen, als Torhütertrainer nun zurück in der Schanz.
Der Gang auf die Trainerbank liegt mit den Erfahrungen und Verbindungen im Eishockey nahe. Olson kann sich auch vorstellen, dass die Eindrücke seiner Europa-Stationen hilfreich sind für eine Trainerkarriere. Nicht nur die Erinnerungen an Weißwürste und Brezen, die ihn und seinen Trainerkollegen Smaby verbinden, sondern auch dank der erweiterten Perspektive aufs Leben und Einblicken, wie in Europa das Eishockey funktioniert. Olson betont: „Das sind wertvolle Erfahrungen.“
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