ERC-Kapitänin im Interview
„Es ist frischer Wind reingekommen“ – Sorsha Sabus über ihre neuen Aufgaben und den umgebauten Kader

28.09.2024 | Stand 04.10.2024, 12:20 Uhr |
Martin Wimösterer

Übernimmt in der neuen Saison mehr Verantwortung: Sorsha Sabus wird die DFEL-Frauen des ERC Ingolstadt als Kapitänin aufs Eis führen. Foto: Traub

Sorsha Sabus führt die Frauen des ERC Ingolstadt als Kapitänin in die neue Saison der Deutschen Frauen-Eishockey-Liga (DFEL), die am kommenden Wochenende beginnt. Im Interview mit unserer Zeitung spricht sie über die Ziele, das neue Team und ihr Studium.

Frau Sabus, die Testspiele sind vorbei, die neue Saison startet. Ist das Kribbeln schon da?
Sorsha Sabus: Definitiv. Wir freuen uns alle, dass es losgeht. Wir hatten einige Trainingswochen und mehrere Testspiele, ich denke, es haben sich alle ganz gut eingelebt.

Sie sind neue Kapitänin der Panther. Wie schwer wiegt das „C“ auf dem Trikot?Sabus: Es ist eine Ehre, dass mir die Trainer und die Mannschaft das Amt zutrauen. Viel Erfahrung in diese Richtung habe ich noch nicht, aber ich übernehme die Aufgabe gerne. Es ist allerdings schon ein etwas anderes Gefühl, wenn man ins Spiel geht.

Wie meinen Sie das? Geht das über den Handschlag mit den Schiedsrichtern hinaus?
Sabus: Neben und auf dem Eis bin ich zum Beispiel beim Aufwärmen nun dafür zuständig, den Mitspielerinnen zu sagen, wann eine Übung zu Ende ist und wir die nächste anfangen. Ich koordiniere – das hat man als normale Spielerinnen gar nicht so auf dem Schirm und macht einfach immer mit (lacht).

Neben dieser Arbeit gehören auch zwei weitere Punkte zur Kapitänsarbeit. Zum einen haben Sie nun mehr mit dem Trainer-Duo Christian Sohlmann und Regina Egert zu tun, oder?
Sabus: Genau. Das haben wir auch schon besprochen, dass wir mehr kommunizieren und uns regelmäßig austauschen wollen, was gut und was weniger gut läuft.

Zum anderen gehört auch die Integration von neuen Spielerinnen zu Ihren Aufgaben. Da haben Sie heuer viel zu tun – die halbe Mannschaft ist neu.
Sabus: Ja, es gibt definitiv eine Menge neue Spielerinnen. Wir hatten aber schon einige Trainingseinheiten, bevor bekannt wurde, wer Kapitänin und wer die Assistentinnen sind – und da hat sich beim Thema Integration auch schon viel getan. Wir sind charakterlich alle auf einer Wellenlänge, waren in der Vorbereitung auch mal beim Bowlen und zuletzt auf Einladung zusammen im Kastaniengarten beim Essen. So etwas ist wichtig.

Die Spielerinnen lernen sich auf diese Art auch neben dem Eis gut kennen, zumal ja einige auch von auswärts nach Ingolstadt einpendeln. Wie ist das bei Ihnen?
Sabus: Bei mir ist das ein Hin und Her. Im Sommer bin ich bei meinen Eltern. Für die Saison bin ich wieder nach Ingolstadt gezogen.

Sie sind in Augsburg geboren.Sabus: Ja, aber wirklich nur geboren. Ich bin in Landshut groß geworden.

In Landshut findet im November wieder der Deutschland Cup statt. Die Teilnahme dort dürfte für Sie ein großes Ziel sein, oder?
Sabus: Es ist sicher ein Ziel, aber es wird sich zeigen, was mit einer Teilnahme wird. In diesen Wochen bin ich noch nicht zu Maßnahmen der Nationalmannschaft eingeladen worden. Vielleicht klappt es aber noch.

Gute Leistungen helfen, zumal der Bundestrainer Jeff MacLeod in Ingolstadt wohnt.
Sabus: Zuschauen tut er manchmal, ja (lacht).

Was sind denn Ihre Ziele mit den Panthern zu Saisonbeginn und mit Blick auf die Saison?
Sabus: Zuerst einmal wollen wir gut in die Saison starten. Wir hatten schon einige Testspiele gegen Gegner mit unterschiedlichem Niveau, Ligaspiele sind aber doch noch einmal etwas anderes. Wir werden versuchen, dass die Nervosität bei den Spielerinnen, die neu in der Mannschaft sind, nicht zu hoch wird. Auf die Saison gesehen wollen wir die Play-offs erreichen.

Auch andere Vereine haben sich verstärkt, zum Beispiel Ihr Auftaktgegner Eisbären Berlin, der zwei Nationalspielerinnen zu sich nahm. Wird es die ausgeglichenste DFEL aller Zeiten?
Sabus: Ich sehe es als positiven Aspekt, dass es solche Wechsel gab und nicht mehr der ganze Schwerpunkt der DFEL im Süden ist. Zudem ist mit HK Budapest ein starker Gegner dazugekommen. Das ist auch für uns gut, dass es nicht mehr ein spannendes Wochenende gibt und dann eines, das halt auch gespielt wird. Jetzt wird es spannend und das hilft uns.

Wie schätzen Sie HK Budapest ein?
Sabus: Das ist einer der stärkeren, wenn nicht sogar der stärkste Gegner in der neuen Saison. Ich schätze Budapest sehr stark ein, wobei die Voraussetzungen da andere sind, in Ungarn werden die Spielerinnen teilweise bezahlt.

Was darüber hinaus in der DFEL immer noch ein Traum ist. Was machen Sie neben dem Eishockey?
Sabus: Ich komme ins dritte Semester im Master Kommunikationswissenschaft. Ich habe noch ein Jahr bis zum Abschluss. Ich finde Marketing interessant und habe durch Praktika und Jobs neben dem Studium bereits Erfahrung gesammelt, zum Beispiel bei der Kampagnensteuerung des ADAC oder aktuell bei PwC.

Sie spielen bereits seit Jahren auf dem höchsten deutschen Niveau. Wie sieht Ihr Karriereplan im Eishockey aus?
Sabus: Ich bin fast fertig mit dem Studium, danach muss ich erst schauen, ob Beruf und Eishockey vereinbar sind. Ich fände auch noch mal eine Auslandserfahrung interessant.

Noch mal zurück in die Gegenwart: Sie sprachen vorhin die Nervosität zum Auftakt an. Wie wollen Sie diese reduzieren?
Sabus: Da spielt die Routine eine Rolle. Wichtig ist, dass wir nicht so viel anders machen als bei den Testspielen. Mit den richtigen Worten ans Team und der richtigen Einstellung aller steht einem guten Start nichts im Weg.

Ihre Mannschaft ist nun deutlich jünger. Mal abgesehen von der Musik-Playlist in der Kabine – merkt man das?
Sabus: Es hat immer schon junge Spielerinnen in der Mannschaft gegeben, im Großen und Ganzen ist es schon dasselbe. Es hatte sich in den vergangenen Jahren aber viel Routine eingestellt. Jetzt ist frischer Wind reingekommen.

Das Gespräch führteMartin Wimösterer

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