Erstes Heimspiel gegen Straubing
ERC Ingolstadt will richtige Schlüsse aus Auftaktniederlage ziehen

20.09.2024 | Stand 20.09.2024, 21:00 Uhr |

Kein Glück im Abschluss: Gleich siebenmal versuchte Myles Powell (Mitte), Augsburgs Torhüter Strauss Mann zu überwinden. Doch der Goalie zeigte im Panther-Derby seine Klasse. Foto: Imago Images

Die Fans hoffen auf ein Eishockey-Spektakel und den ersten Saisonsieg: Der ERC Ingolstadt empfängt an diesem Sonntag (19.15 Uhr/Magenta Sport und DF1) die Straubing Tigers im 75. Derby zum ersten Heimspiel der neuen Saison der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Damit die Pläne aufgehen, müssen die Panther allerdings die richtigen Schlüsse aus der 2:3 (0:1, 0:0, 2:1, 0:1)-Auftaktniederlage nach Verlängerung in Augsburg ziehen.

  

Die Momente nach dem Ende der Partie waren für den ERC und seine zahlreich angereisten Fans fast noch schmerzhafter als die 60 Spielminuten zuvor. „Derbysieger, Derbysieger“ hallte es durch das ausverkaufte Curt-Frenzel-Stadion, und weil es gar so schön war für die in der vergangenen Saison so leidgeprüften Augsburger Fans, erhoben sie den letztjährigen Fast-Absteiger kurzerhand noch zum neuen „Spitzenreiter“.

Die Stimmung bei den Ingolstädter Anhängern schwebte nach der Derby-Niederlage, die immer besonders wehtut, irgendwo zwischen Gelassenheit angesichts des ersten Spiels einer langen Saison und leicht aufsteigender Unruhe, es könnte in der neuen Spielzeit wieder so laufen wie im vergangenen Jahr.

Schlechte Chancenverwertung wird zum Verhängnis



Denn der ERC zeigte nach einem vermasselten Start vor allem im zweiten und dritten Drittel seine spielerische Überlegenheit. Doch wie schon häufig in der vergangenen Saison wurde der Mannschaft von Trainer Mark French die schlechte Chancenverwertung zum Verhängnis. 49-mal schossen die Ingolstädter auf das Tor. Die Schusseffizienz betrug damit mickrige vier Prozent. Die Augsburger verzeichneten nicht einmal halb so viele Versuche (21) und holten am Ende doch einen Punkt mehr als die Gäste. Die mangelnde Effizienz des ERC zeigt sich auch in der Statistik der Expected Goals: Demnach hätten die Panther anhand der Qualität ihrer Chancen am Donnerstagabend 6,1 Tore schießen müssen.

Doch den Versuchen mangelte es häufig an Präzision, teilweise fehlte das Glück wie in der 42. Minute, als Myles Powell den Puck völlig frei nicht im leeren Tor unterbrachte (42.), einige Male zeigte auch der neue AEV-Torhüter Strauss Mann in seinem ersten DEL-Spiel seine Klasse, wie in der 26. Minute, als Powell alleine auf ihn zukam. Mit einer Fangquote von 96 Prozent feierte der US-Amerikaner einen traumhaften Einstand.

Kein Glück in der Verlängerung



Nachdem die Ingolstädter ab der siebten Spielminute einem Rückstand hinterhergelaufen waren, konnte Neuzugang Alex Breton, der fast 30 Minuten auf dem Eis stand, den starken AEV-Goalie erst sieben Minuten vor Schluss im Vier-gegen-Vier überwinden. Doch nur zwölf Sekunden später gingen die Schwaben durch Riley Damiani wieder in Führung. „Das war ein sehr schmerzhafter Moment für uns“, meinte French. „Aber wir haben mentale Kraft gezeigt, um ein zweites Mal zurückzuschlagen.“

Dies gelang Philipp Krauß, der selbst nicht erwartet hatte, dass sein Schuss aus spitzem Winkel im Tor landete (56.). Doch auch in der Verlängerung zauberte Mann gegen Daniel Pietta, und Cody Kunyk, der bereits das 1:0 erzielt hatte, traf zum 3:2-Endstand.

Für French zählten am Tag nach der dritten Auftaktniederlage in seinem dritten Jahr in Ingolstadt vor allem die Lerneffekte – nicht nur aus den vielen vergebenen Chancen, auch aus dem zu emotionalen Beginn seiner Spieler und der mangelnden Disziplin in den ersten zehn Minuten, die French zufolge der Aufregung geschuldet war und zu mehreren Strafzeiten führte. „Du möchtest natürlich gleich präsent sein, aber vielleicht waren wir ein bisschen übermotiviert“, meinte French. „Wir müssen versuchen, diese Dinge besser zu handeln. Wir haben jetzt das erste Spiel zu Hause, in dem die Emotionen wieder hochkochen werden.“

Selbstbewusste Straubinger zu Gast



Gegen Straubing soll seine Mannschaft deshalb die positiven Aspekte aus dem Eröffnungsspiel wiederholen: die Aggressivität, die Energie, die Kraft und Geschwindigkeit. „Wir haben das Spiel physisch vorangetrieben“, sagt French. „Es ist gut zu wissen, dass sich die Grundlagen, die wir in der Vorbereitung geschaffen haben, im letzten Drittel ausgezahlt haben.“

Die Tigers kommen mit großem Selbstbewusstsein in die Saturn-Arena: Nach der erfolgreichsten Saison ihrer DEL-Geschichte mit dem dritten Hauptrundenplatz und dem Einzug in das Play-off-Halbfinale zeigte das Team von Trainer Tom Pokel auch in dieser Saison bereits seine Stärke: In der Champions League schlugen die Tigers den tschechischen Vizemeister HC Dynamo Pardubice (3:2), den dänischen Champion SønderjyskE (3:0) und den schwedischen Meister Skellefteå AIK (3:2 nach Penaltyschießen). Nur beim 2:3 gegen den Schweizer Meister ZSC Lions mussten sie sich knapp geschlagen geben. In der DEL machte Straubing am Freitagabend zum Auftakt gegen die Düsseldorfer EG kurzen Prozess. „Die Champions-League-Spiele haben uns eine gute Einsicht gewährt, wie sie spielen werden. Der Stil und die Struktur haben sich nicht viel verändert“, sagte French.

Die Panther konnten die Straubinger, die wie der ERC zwölf neue Spieler im Kader haben, sogar bereits aus nächster Nähe beobachten, als sie sie im Halbfinale des Gäuboden-Cups mit 3:1 bezwangen. Wayne Simpson hatte die Ingolstädter Ende August in Führung gebracht – und baut nun auf die Unterstützung der ERC-Anhänger. „Wir haben am Donnerstag in Augsburg ein tolles Publikum erlebt“, meinte der Stürmer. „Aber wir haben die besten Fans der Liga.“

Artikel kommentieren