Ingolstadt – „Ich kaufe weiter Bio. Auch wenn es mehr kostet. Dann esse ich eben weniger.“ Irene aus Gerolfing weiß, was sie will. „Wenn es so weitergeht wie in den vergangenen Monaten, habe ich vor zwei Jahren wohl aufs falsche Pferd gesetzt“, sagt dagegen Barbara Vogl vom Biohof Vogl aus Denkendorf. Der Bio-Regional-Fair-Tag am Samstag auf dem Rathausplatz und an sieben Stationen im Stadtgebiet hat gezeigt: Die Bio-Medaille hat zwei Seiten.
Dabei war der Tag nicht nur „Bio“ gewidmet. Was den ein oder anderen Bio-Landwirt störte: „Ich finde es nicht gut, dass neben uns Bio-Landwirten auch Landwirte mit konventionellem Anbau stehen – auch wenn sie aus der Region stammen“, sagte ein Landwirt, der nicht genannt werden will.
Sportlich auf dem Radl unterwegs
Sportlich wurde der Tag für alle, die die angebotene Bio-Erlebnis-Tour mit dem Radl absolvieren wollten. Vivienne Kleinschmidt aus Ingolstadt, die an der THI Neuburg studiert, trat trotz mittags aufkommendem Regen in die Pedale. „Die Tour ist super“, sagt sie. „So lerne ich Ingolstadt, die regionalen Höfe, die regionale und saisonale Landwirtschaft auch gleich ein bisschen besser kennen.“ Besser ausgeschildert hätte die Tour sein dürfen, gerne auch auf dem Flyer. „Bis i Eich gfunden hab, is ja dunkel“, raunte ein älterer Herr vom Radl runter.
Bei der Begrüßung betonte die Dritte Bürgermeisterin Petra Kleine, ein nachhaltiger Alltag sei wichtig, sie gab aber auch zu, das könne schwierig sein. Schön, dass Kleine trotz aller Diskussionen um Bio, nachhaltig, fair, regional oder auch konventionell zugab: „Wichtig ist auch der Genuss.“
Vogl wusste vorher, dass ,Bio‘ „ein wirtschaftliches Risiko“ darstellt. Trotzdem war die Motivation aus vielen Gründen groß. Derzeit sei der Biomarkt sehr angespannt und es werde alles teurer. Sie bekomme für ihre Waren aber nicht mehr, denn bislang hat sie ihre Preise noch nicht nach oben korrigiert. Nun hofft Vogl, dass es besser wird. Auch Peter Zauner vom Biohof Zauner aus Manching spürt einen geringen Rückgang. Noch nicht beängstigend für ihn: „Seit 15 Jahren bin ich nun Bio-Landwirt – aus Leib und Seele.“ Beim Anbau sei das ein ganz anderes Gefühl. Konventioneller Anbau sei für ihn keine Alternative mehr: „Auch wenn ich damit mehr Geld verdienen könnte.“
Das Angebot auf dem Rathausplatz war super: vom frischen Brot über Fruchtsäfte bis zu Rehsalami des Deutschen Jagdverbands. Von veganen Hotdogs über Sonnenblumenöl bis zu Blumen. Von gespendetem Obst und Gemüse über Honig bis hin zu Straußenfleisch. Beate Zimmermann aus Denkendorf verspricht: „Mindestens so zart wie Rundfleisch, vielleicht noch ein bisschen milder.“
DK