Gaimersheim
Ein Kontrapunkt zum Wirtshaussterben

Biergarteneröffnung in Gaimersheim

26.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:52 Uhr

Seit Kurzem gibt es in Gaimersheim wieder einen gemütlichen Treffpunkt: Rufki Krasniqi betreibt als Pächter den Biergarten Angermühl-Wiesn. Foto: Raml

Von Anne Gülich

Gaimersheim – Passend zum Sommerstart gibt es einen neuen Ort zum Zusammenkommen und Entspannen in Gaimersheim: Vergangene Woche hat der Biergarten Angermühl-Wiesn seine Pforten geöffnet. Das Gelände am östlichen Ortsrand hat Flair: In allen Grünschattierungen ist es zugewachsen, hohe, alte Bäume spenden Schatten, eine wasserdurchlässige Kiesfläche bietet Biergartenfeeling und Platz für 100 Gäste, bunte Liegestühle auf dem Rasen laden zum Verweilen ein. Holzverkleidete Container, die Küche und Ausschank beherbergen, fügen sich gut ein ins Bild. Dazu praktisch: Anwohner gibt es nur wenige und der Retzbachpark ist gleich nebenan.

Schon lange vermissen die Gaimersheimer einen Biergarten in ihrer Marktgemeinde. Dies haben sie auch bei der Ortsentwicklungsplanung 2015 bekundet. Seitdem nun auch noch das Traditionsgasthaus Ledl am Marktplatz seinen Betrieb eingestellt hat, gibt es keine klassische bayerische Gaststätte mehr am Ort. Ist es die Nähe zu Ingolstadt, die bewirkt, dass das gastronomische Angebot in der 12500-Einwohner-Gemeinde generell klein ist? Vielleicht, aber sicher spielen auch die allgemeinen Gründe für die Probleme von Wirtinnen und Wirten in Bayern eine Rolle: lange Arbeitszeiten auch am Wochenende, zunehmende Bürokratie, hohe Hygiene- und Brandschutzvorschriften, Personalnot.

Das Wirtshaussterben als Kulturverlust – damit wollte sich Gemeinderätin Monika Raml nicht abfinden: „Der Gedanke, einen Ort zu schaffen, an dem alle Generationen sich wohlfühlen, einen unkomplizierten Treffpunkt auch als Anlaufpunkt für die Spaziergänger und Sportler im Retzbachpark, der hat mich nicht mehr losgelassen“, so Raml.

2019 ergriff sie die Initiative und stellte im Gemeinderat einen Antrag zur Errichtung eines saisonalen Biergartens in der Angermühle. Da das Wiesen-Grundstück bislang landwirtschaftlich genutzt worden war, war hierfür eine aufwendige Flächennutzungsplan-Änderung notwendig, außerdem mussten Natur-, Lärm- und Brandschutzgutachten eingeholt werden. „Die Auflagen waren immens und wir wollten dem Pächter gute Arbeitsbedingungen schaffen. So wurde aus den ursprünglich geplanten einfachen Containern zum Beispiel eine voll ausgestattete Gastro-Küche“, berichtet die 49-jährige Gaimersheimerin. Monika Raml und ihr Ehemann Walter packten in ihrer Freizeit selbst mit an: „Wir hätten nie gedacht, dass wir mal mit einer halbtonnenschweren Rüttelplatte Schotter planieren“, sagt Raml lachend. Roden, Zaunbau, Anlage der Blumenbeete, Hecken- und Bäumepflanzen bewältigten sie neben der Gesamtplanung des Projekts.

Jetzt sei seine Aufgabe allerdings erfüllt, hält das Ehepaar fest. Der tägliche Ablauf liege nun bei Pächter Rufki Krasniqi, der auch eine Pizzeria in Gaimersheim betreibt. Krasniqi freut sich, dass es nun richtig losgeht: „Der Sommer liegt vor uns und es ist wunderbar, dass sich alle wieder spontan treffen können. So soll es sein.“

Walter und Monika blicken täglich mit großer Freude auf den Biergarten: „Der ist genau das geworden, was wir uns gewünscht haben.“ Ihre Investition für Gaimersheim setzt einen Kontrapunkt zum Wirtshaussterben und den fehlenden öffentlichen Treffpunkten, sie ermöglicht einen Ort der Begegnung und des ungezwungenen Austauschs. Oder wie es Kabarettist Gerhard Polt zusammenfasst: „Wo Bier ausgeschenkt wird, kommen Menschen ins Gespräch, kommen sich näher und entwickeln interessante Gedanken.“

Momentan hat der Biergarten Angermühl-Wiesn täglich von 14 bis 22 Uhr geöffnet, Montag ist Ruhetag. Nach Möglichkeit wird versucht, künftig sonntags auch früher zu öffnen.

DK