Ein Interview mit unserer Frau beim Gipfel in Elmau

Kerstin Schaller, Vizepräsidentin des in Ingolstadt ansässigen Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord, sorgt beim G7-Gipfel für Sicherheit

26.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:52 Uhr

Einsatz beim Gipfeltreffen: Polizeivizepräsidentin Kerstin Schaller bei einer Lagebesprechung in der Führungsgruppe ihres Einsatzabschnitts in Garmisch-Partenkirchen. Foto: Pinta/Polizei

Frau Polizeivizepräsidentin Schaller, Sie sind gerade nicht wie sonst in Ingolstadt, sondern beim G-7-Gipfel in Elmau. Welche Aufgaben übernehmen Sie da?
Kerstin Schaller: Das Polizeipräsidium Oberbayern Nord leitet einen eigenen Einsatzabschnitt, der sich über 145 Kilometer vom Flughafen München bis in den Raum Garmisch-Partenkirchen erstreckt. Wir bedienen alle landespolizeilichen Aufgaben am Flughafen München sowie den Schutz der Streckenführung in und aus dem Raum Garmisch bis zum Flughafen München. In diesem Zusammenhang leisten wir auch alle verkehrspolizeilichen Maßnahmen. Meine Aufgabe war es, den Einsatzabschnitt mit einem Team vorzubereiten und nun auch zu leiten.

Mit morgens hin und abends zurück fahren ist es da sicher nicht getan. Wie lange müssen Sie vor Ort bleiben? Und wie lange haben für Sie die Vorbereitungen auf den „Gipfel-Dienst“ gedauert?
Schaller: Ja, das ist richtig, wir bleiben im Einsatzraum. Seit 18. Juni sind wir hier vor Ort und bleiben mindestens bis zum letzten Tag des G7-Gipfels am 28. Juni. Im Dezember 2021 war der Austragungsort in Elmau mit Entscheidung durch die Bundesregierung bekannt geworden. Im Nachgang wurden wir vom Bayerischen Innenministerium beauftragt, den beschriebenen Einsatzabschnitt nach dem G7-Gipfel 2015 erneut zu übernehmen. Im Januar haben wir unsere Vorbereitungen intensiv und mit einem festen Team in Ingolstadt begonnen.

Und jetzt mitten drin im Geschehen – spüren Sie da einen „Hauch von Weltgeschichte“ oder ist man so von seiner Arbeit absorbiert, dass man für solche Spitzfindkeiten keine Zeit hat?
Schaller: Ein G7-Gipfel ist in einer Polizeilaufbahn eigentlich ein einzigartiges Einsatzerlebnis, obwohl er jedes Jahr in verschiedenen Nationen stattfindet. Einen „Hauch von Weltgeschichte“ spüre ich nicht, dafür sind wir hier zu sehr auf unsere Aufgaben konzentriert. Unser Einsatzabschnitt umfasst neben eigenen Kräften aus Oberbayern Nord auch viele Einsatzkräfte aus anderen bayerischen Polizeipräsidien, auch mehrere Hundertschaften aus verschiedenen Bundesländern bis nach Hamburg unterstützen uns. Das nehme ich durchaus bewusst wahr und ich freue mich hier über die seltene Gelegenheit, mit so vielen verschiedenen Polizeiverbänden eng zusammenzuarbeiten. Was ich spüre, ist die Solidarität der Einsatzkräfte, den Einsatz gemeinsam zum Erfolg zu bringen und die Freundlichkeit großer Teile der Bevölkerung uns gegenüber, vom freundlichen Grüßen auf der Straße bis zum Verständnis für viele Einschränkungen.

Nun ist die weltpolitische Lage sicherlich um einiges angespannter als noch vor ein, zwei Jahren. Wahrscheinlich ist auch das Bedrohungsszenario größer. Sind Sie deshalb mehr nervös als sonst? Wie groß sind die täglichen Bedenken, dass man doch irgendwo irgendwas übersehen hat?
Schaller: Also, nervös sind wir als Polizei nicht. Das spüre ich nicht bei mir und auch nicht bei meinen Kolleginnen und Kollegen hier im Führungsstab oder unter unseren Einsatzkräften. Aber eine gesunde Anspannung gehört natürlich dazu. Ich merke auch seit einigen Tagen, dass sich unser gesamter Fokus ausschließlich auf den G7-Einsatz konzentriert. Alles Unnötige darum wird ausgeblendet. Ich habe ja auch schon erwähnt, dass unser Einsatzgebiet 145 Kilometer umfasst. Ich meine nicht, dass wir nach sechsmonatiger konzentrierter Planung etwas Entscheidendes vergessen haben könnten. Im Polizeiberuf ist es jedoch normal und wird auch von uns erwartet, dass wir auf unvorhersehbare Gegebenheiten schnell und professionell reagieren.

Andererseits können sich nun viele hochrangige internationale Gäste ein Bild davon machen, dass die Bayerische Polizei die beste Polizei der Welt ist. Es ist doch auch schön, dass man so etwas zeigen kann, oder?
Schaller: Wichtig und zugleich sehr beeindruckend ist hier im Großraum Garmisch das Teamgefüge. Es sind Polizeien aus ganz Deutschland hier. Auch mit den österreichischen Sicherheitsbehörden arbeiten wir eng zusammen. Die Bayerische Polizei ist hervorragend ausgebildet und ausgerüstet. Bei dem herausragenden Einsatz anlässlich des G7-Gipfels ist es wichtig, dass wir alle unsere Kompetenzen bündeln und auf ein gemeinsames Ziel ausrichten: einen sicheren Verlauf des G7-Gipfels und gerade in unserem Einsatzbereich eine möglichst störungsfreie An- und Abreise der G7-Staatsschefs und ihrer eingeladenen Partnerstaaten und –organisationen. Dabei ist es für mich nicht wichtig, wer die beste Polizei sein könnte, sondern dass wir alle zusammen eine herausragende Leistung abliefern.

Das Interview führteMarkus Schwarz.