Ingolstadt
„Ein Glück für Verein und Stadt“: TSV Nord feiert sein 125-jähriges Bestehen

20.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:07 Uhr

Ehrenurkunde (v.l.): BLSV-Kreisvorsitzender Tobias Nixdorf, Kloty Schmöller, Vorsitzende BLSV-Verbandsfrauenbeirat, TSV-Vorsitzender Christian De Lapuente und BLSV-Präsident Jörg Ammon.

Von Michael Brandl

Ingolstadt –Eineinviertel Jahrhunderte sind eine lange Zeit – auch für einen Ingolstädter Sportverein. Auf diese stolze Zeit des Bestehens kann der TSV Ingolstadt Nord blicken. Gebührend gefeiert wurde dies am Sonntag auf der Bezirkssportanlage an der Wirffelstraße. Mit dabei: Ein großes Aufgebot an Ehrengästen aus Sport und Politik, sowie von geistlicher Seite die Ökumene. Dazu fanden sich schon am Vormittag Besucher ein, die dem TSV Nord verbunden sind.
Zur sportlichen Verausgabung eignete sich der Tag angesichts der Hitze zwar nicht wirklich, das Feiern unter Sonnenschirmen und hohen Bäumen war aber möglich und erlebte seinen Auftakt mit einem ökumenischen Gottesdienst. Zelebriert wurde die Messe von Pfarrer Clemens Hergenröder (katholischen Pfarrei St. Konrad) und Pfarrer Stefan Köglmeier (evangelische Gemeinde Friedrichshofen). Den musikalischen Rahmen gestaltete der Meilinger Dreigesang mit der Waldlermesse.

„Sport ist eine Schulefür das Leben“

Dass zwischen Sport und christlichen Werten Parallelen existieren, hob Pfarrer Köglmeier in seiner Predigt hervor. Er zitierte den Fußballer-Schwur „Elf Freunde müsst ihr sein“ und übertrug diesen auf die Gemeinschaft im Glauben. „Jesus hatte zwölf Jünger, er hatte also noch einen Ersatzspieler eingeplant“, sagte der Geistliche humorvoll. Ein Verein wie der TSV Nord stehe für Vielfalt und das Erleben von Gemeinschaft. Durch den Vereinssport könnten Gesundheit, Seele und Geist gestärkt werden. „Sport ist eine Schule für das Leben“, so Köglmeier. Dies zeige sich darin, dass man lerne, sein Gegenüber im Augenblick des Sieges zu achten und seine Leistung im Falle der Niederlage anzuerkennen.

Vereinsvorsitzender Christian De Lapuente nahm das Publikum mit zu den Anfängen, als der Verein unter dem Namen Turnverein 1897 „Jugendhort“ gegründet wurde. Eine richtungsweisende Veränderung vollzog sich Anfang der 1980er-Jahre, als die konkurrierenden Vereine ESV Ingolstadt 1897 und die FT Ingolstadt 1918 zum TSV Nord fusionierten. „Dadurch wurde der Bau der Bezirkssportanlage Wirklichkeit“, sagte er. Prämisse sei jedoch gewesen, dass beide Vereine sich einig würden, was Dank der Vernunft der Funktionäre geklappt habe. „Der Bau der Anlage war ein Glück für Verein und Stadt“, so De Lapuente, der zugleich die große gesellschaftliche Bedeutung von Sportvereinen hervorhob, aber auch die Aufgaben, die damit verbunden sind. Demnach werde es gefühlt immer schwieriger, Menschen für das Ehrenamt, etwa als Übungsleiter, zu gewinnen. Nach der Pandemie, die keine leichte Zeit gewesen sei, aber auch keine große Austrittswelle beschert habe, seien die Wartelisten wieder gut gefüllt. „Wir bewegen uns immer zwischen 1000 und 1100 Mitgliedern“, sagte er mit Hinweis auf die größten Abteilungen Fußball und Turnen.

Finanzielle Situationoft Herausforderung

Wie viele andere Vereine auch habe auch der TSV Nord allerdings nicht nur gute Jahre erlebt. Die finanzielle Situation sei oft eine Herausforderung gewesen, räumte er ein. „Ein großes Vereinsheim ist nicht nur Segen, sondern es braucht Unterhalt – wenn es 40 Jahre alt ist, dann um so mehr“, sagte er. Mit viel persönlichem Einsatz sei es aber gelungen, das Haus auf gesunde Füße zu stellen. „Damit wir auch in den nächsten Jahrzehnten eine Anlaufstelle für viele Kinder und Jugendliche sowie für alle anderen Altersgruppen bleiben“, so der Vorsitzende.

OB Christian Scharpf, Schirmherr der Veranstaltung, stellte die vielfältigen Angebote im Verein, die von Abteilungen für Amateurfunk bis hin zu Sportarten wie Zumba reichen, heraus. „Sport im Verein ist Lebensqualität“, sagte das Stadtoberhaupt. Er wies aber auch auf die Herausforderungen hin, vor denen Sportvereine aktuell stünden und nannte als Beispiel den Mitgliederschwund, der auf zunehmende Ganztagsangebote in Schulen, alternative Freizeitangebote und nicht zuletzt auf die Pandemie zurückzuführen sei.

Auch Festredner Jörg Ammon, Präsident des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV), sah nicht nur wegen der Pandemie eine „herausfordernde Zeit“, in der sich die Vereine befänden, wie er sagte. So werde der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule das Vereinsleben diametral verändern. Künftige Aufgaben sah er darin, das ehrenamtliche Engagement zu stärken und den Breiten- und Gesundheitssport an die älteren Generationen heranzubringen. Dem Vorsitzenden überreichte er zum Jubiläum die Ehrenurkunde des BLSV. Eine ganze Reihe langjähriger Mitglieder wurde im Anschluss für ihre Vereinstreue geehrt. Am Nachmittag präsentierte der TSV Nord Sport aus seinen Abteilungen. Höhepunkt war ein Spiel des TSV Nord gegen Augsburg II. Es endete mit einem Kantersieg von 10:2 – für Augsburg.

DK