Kaum mehr Baugenehmigungen
Bauen nur noch für Reiche? In Ingolstadt erst ab 6400 Euro Nettoeinkommen möglich

21.09.2023 | Stand 22.09.2023, 12:30 Uhr |

Baugebiet Etting: Hier entstehen noch Häuser. Doch laut einer Analyse geht der Eigenheimbau stark zurück. Foto: Eberl (Archiv)

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres gab es laut Pestel-Institut in ganz Ingolstadt lediglich 75 Baugenehmigungen für neue Ein- und Zweifamilienhäuser. Der Traum vom Eigenheim ist inzwischen nur noch für was für Reiche: Den Wissenschaftlern zufolge braucht man fürs Bauen hier mindestens 6400 Euro Nettoeinkommen.



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Die Wohneigentumsquote in Ingolstadt liegt bei rund 40 Prozent. Das geht aus einer Regional-Analyse zum Wohnungsmarkt hervor, die das Pestel-Institut (Hannover) im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel aktuell erstellt hat.



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Darin geben die Wissenschaftler eine eher düstere Prognose zum Wohneigentum in Ingolstadt: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres gab es laut Pestel-Institut in ganz Ingolstadt lediglich 75 Baugenehmigungen für neue Ein- und Zweifamilienhäuser. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2022 waren es noch 114.

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34 Prozent Rückgang in einen Jahr



„Damit ist der Eigenheimbau innerhalb von nur einem Jahr um 34 Prozent zurückgegangen“, sagt Matthias Günther, Leiter des Pestel-Instituts. Er fordert, der Staat müsse ein effektives Wohneigentumsprogramm auf die Beine stellen. Notwendig sei ein Bundes-Baudarlehen mit höchstens 1,5 Prozent Zinsen als Startkredit.

Der Staat sollte den festen Niedrigzins für 20 Jahre bieten – und das für einen Kredit in Höhe von bis zu 4000 Euro je Quadratmeter Wohnfläche, fordert der Wohnungsmarktforscher. Dadurch ließe sich auch in Ingolstadt der Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern, von Eigentumswohnungen und Reihenhäusern wieder pushen.

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Grenze liegt bei 40 Prozent vom Haushaltseinkommen



Die Grenze der monatlichen Belastung für die Finanzierung von Wohneigentum liege bei 40 Prozent vom Haushaltseinkommen. Die Pestel-Wissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass für einen privaten Haushalt in Ingolstadt demach die Grenze bei einem Nettoeinkommen von 6400 Euro pro Monat liegt: „Wer ein Einkommen in dieser Höhe hat oder darüber liegt und außerdem noch über ein Eigenkapital von mindestens 49.000 Euro verfügt, der sollte sich auch unter den aktuellen Bedingungen den Neubau des eigenen Reihenhauses in Ingolstadt leisten können.

Hier geht es allerdings um eine ‚Verdiener-Elite‘.“ Für alle anderen Haushalte sei Wohneigentum nur machbar, wenn der Staat dabei unter die Arme greift.

Das Pestel-Institut nimmt in seiner Untersuchung vor allem die 25- bis 40-Jährigen ins Visier: „Sie gehen beim Wohneigentum seit Jahren mehr oder weniger leer aus.

Dabei wäre es dringend notwendig, gerade der Nestbauer-Generation wieder eine Chance auf die eigenen vier Wände zu geben.“

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