Ingolstadt
Drei Konzerte auf einmal

Audi-Bläserphilharmonie feierte „Vorweihnacht der guten Herzen“ sowie ihr 60-jähriges Bestehen

31.10.2022 | Stand 22.09.2023, 3:56 Uhr

Die Audi-Bläserphilharmonie begeisterte bei ihrem Konzert im Festsaal des Stadttheaters. Fotos: Haberl

Von Heike Haberl

Ingolstadt – Was sich Chefdirigent Pietro Sarno da einfallen ließ, ist schon gigantisch. Für das Benefizkonzert zur Spendenaktion „Vorweihnacht der guten Herzen“ des DONAUKURIERR – gleichzeitig auch Geburtstagsfeier zum 60-jährigen Bestehen der Audi-Bläserphilharmonie – stellte er gleich drei völlig unterschiedliche Programmblöcke zusammen, in denen das Blasorchester seine bewundernswerte Vielseitigkeit, seine künstlerische Bandbreite und sein gesamtes Können zeigte.

Begrüßt wurde das Publikum im Festsaal des Stadttheaters durch die Blechbläserformation, die von der Empore farbenprächtig die orientalisch-persisch angehauchte Fanfare aus dem Ballett „La Péri“ von Paul Dukas schmetterte. Auf abenteuerliche Weltreise machte sich das gesamte Orchester in Otto M. Schwarz' „Around the World in 80 days“an. Die filmmusikalische Charakterisierung der einzelnen Länder und Fortbewegungsmittel gelang mit eindrucksvoller Plastizität. Ob Ferner Osten oder Wilder Westen, die Italien-Hymne oder die „Marseillaise“, die Glocken des „Big Ben“ oder Frank Sinatras „New York, New York“, arabische Impressionen oder japanische Pentatonik: Die Bläserphilharmonie spielte das unter dem punktgenau ausgeloteten Dirigat von Pietro Sarno mit enormem Facettenreichtum, meisterte die vertrackten Tempoübergänge und verschachtelten Endsätze in flexibler Wendigkeit. Weiter ging es mit „Arsenal“, einem Marsch von Jan Van der Roost. Diese Auftragskomposition für das Blasorchester des belgischen Eisenbahnarsenals bestach in der Interpretation der „musizierenden Audianer“ durch würdevolle Festlichkeit, durch eleganten Schwung.

Ganz anders beim Arrangement „Charles Chaplin“ von Marcel Peeters, das die besten, selbst geschriebenen Melodien des legendären Stummfilm-Stars vereint: Hier bewies der Klangkörper sein launig-komödiantisches Geschick, sein fein-ironisches Gespür für slapstickhafte Clownereien – aber auch für die melancholischen, tiefer gehenden Stimmungen dahinter.

Ernsthafter wurde es im zweiten Teil des langen Abends: Stille Emotionalität, erhabene Schönheit und elegische Romantik verströmte die Bläserphilharmonie in Eric Whitacres zauberhafter, zeitlich perfekt passender Tondichtung „October“. In so feierlicher Atmosphäre bot sich Gelegenheit für Andreas Zelzer (Leiter Personal und Transformation der Audi AG), Jörg Schlagbauer (stellvertretender Betriebsratsvorsitzender) und Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll, dem Blasorchester ihre Anerkennung auszusprechen, das kulturelle Engagement zu würdigen, wichtige Schlaglichter Revue passieren zu lassen und zum Geburtstag zu gratulieren.

Nun war die Bühne bereit für den Instrumentalsolisten des Konzerts – Johannes Fischer, ein wahrer Klangmagier der Perkussionskunst. In Menno Bosgras klug-kompakt gesetztem „Concertino for Percussion and Band“ warteten drei Setups darauf, von ihm bespielt zu werden. Und das tat er grandios! Zunächst am klassischen Schlagzeug-Instrumentarium aus Pauken, Triangel und Tamburin, an denen er mit überwältigender, geradezu militärisch-archaischer Kraft agierte. Als Zugabe demonstrierte Fischer zur Verblüffung des Auditoriums, was er an raffinierten, flirrenden Sounds und Rhythmen alles aus der ausrangierten Felge seines alten Audi A6 herausholen kann. „Wenn nicht jetzt und hier, wann dann?“

Ihre Experimentierfreudigkeit bewies die Bläserphilharmonie bei ihrem Auftritt mit dem Singer-Songwriter Kaled. Wie sehr der Funke zwischen ihm und dem Orchester schon damals übergesprungen sein muss, wurde vom ersten Moment an hörbar. Eine Mixtur aus cooler Lässigkeit und elektrisierenden Vibes, der man sich nicht entziehen kann. So hat man einen Auftritt der Audi Bläserphilharmonie, die dem Ganzen in beflügelnd-satter orchestraler Dichte neue Dimensionen verlieh, hier wohl noch nie erlebt. „Geballte Bläserpower“, wie es BR-Klassik-Moderatorin Annekatrin Hentschel formulierte, die fachkundig und in Künstlergesprächen durch den Abend führte.

Am Ende stand der ganze Saal, klatschte und wippte im Takt. Oder um es in den Worten auszudrücken, mit denen sich Kaled verabschiedete: „Es war der Wahnsinn! Es war geil!“

DK