Drei Jahrhunderte am Ort
Die Weidenhillers sind seit 26. Januar 1723 in Etting ansässig

26.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:37 Uhr |

Der Schlepper Primus war Anfang der 50er-Jahre der ganze Stolz der Familie. Zu sehen sind (von links) die früheren Besitzer Franziska und Josef Weidenhiller, deren Töchter Theresia und Franziska sowie am Steuer Austragsbauer Josef Weidenhiller als Bub. Daneben drei Mägde des alten Hofs. Fotos: Pehl/Weidenhiller

Stolz sind sie schon. Vor allem darauf, dass es weitergeht. Und das dürfen Josef und Maria Weidenhiller auch sein. Der Austragslandwirt und seine Frau sind die achte Generation der Weidenhillers auf der Hofstelle, die in den 60er- und 70er-Jahren noch am Ortsrand von Etting war und inzwischen in der Mitte der früher selbstständigen Gemeinde liegt.

Heute haben sie einen weiteren Anlass zum Feiern, und zwar einen äußerst seltenen. Auf den Tag genau sind es 300 Jahre, dass die Familie Weidenhiller den Hof bewirtschaftet – mittlerweile von Sohn Michael, der neunten Generation.

Angefangen hat alles mit Johannes Spreng aus Mühlhausen, der 1665 nach Etting kam und die ortsansässige Walburga ehelichte, hat Nichte Andrea Seißler erst vor Kurzem herausgefunden. Seinen Bauernhof übernahm die jüngste Tochter Maria. Sie heiratete am 26. Januar 1723 Matthias Weidenhiller aus Nassenfels. Auf ihn folgten Jacobus, Matthias, Joseph, Lorenz, Josef (ledig), sein Neffe Josef, der jetzige Austragsbauer Josef und seit 2005 dessen Sohn Michael.

Josef Weidenhiller hat den Hof früh an seinen Sohn übergeben

„Ich habe früh übergeben“, erinnert sich Josef Weidenhiller, der damit dem Vorbild seines Vaters gefolgt ist. Sohn Michael, der früher bis zur Besteuerung von Kraftstoff aus Raps eine Ölmühle betrieben hatte, ist mit seinem Wohnhaus und einer Halle mittlerweile ausgesiedelt. Seit Anfang der 90er-Jahre ist der Hof viehlos, es wird vorwiegend Heu produziert, das verkauft wird.

Fast schon kurios ist, dass sich der Hausname „Beim Spreng“ erhalten hat, obwohl nur eine Generation vor über 300 Jahren diesen Namen führte. „Ältere Ettinger sagen immer noch Spreng“, erzählen die Weidenhillers lachend. Viele wussten früher nicht einmal, dass die Familie offiziell Weidenhiller heißt, so gebräuchlich waren über Jahrhunderte hinweg am Land die Hausnamen.

Alter Zehentstadel heute noch erhalten

Während von der alten Hofstelle nichts mehr steht, hat sich der alte Zehentstadel erhalten und wird zur Lagerung von Heu benutzt. Das mächtige Gebäude war einst Teil des Zehenthauses, der örtlichen Einnahmestelle für Steuern, und wurde Mitte der 90er-Jahre aufwendig renoviert. Nicht nur das äußere Erscheinungsbild, auch das Innere orientiert sich so weit wie möglich am historischen Vorbild.

Josef Weidenhiller war übrigens vor vielen Jahren rein zufällig in der Erzbischöflichen Bibliothek Freising auf Dokumente gestoßen, die die Bauzeit des Ettinger Stadels in etwa auf das 15. Jahrhundert datieren, während die bayerische Denkmalliste als Datum „wohl 1735“ nennt. Zu den geschichtlichen Ursprüngen und zu Details des früheren Zehentwesens in Etting gibt es hingegen nur sehr unvollständige Quellen. Als gesichert gilt jedoch, dass Papst Gregor IX. im Jahr 1239 dem Kloster Niederalteich die Steuerrechte in Etting und Gaimersheim zugesichert hatte. Im 15. Jahrhundert ging dieses Privileg dann auf den Bischof von Eichstätt über.

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