Ingolstadt
Der Frauentag stimmt nachdenklich

Für Geschlechtergerechtigkeit braucht es nach Ansicht der Gewerkschaften noch viele Kraftanstrengungen

08.03.2021 | Stand 23.09.2023, 17:16 Uhr
Verdeutlichten die frauenpolitischen Forderungen vor dem Gewerkschaftshaus: Vertreterinnen (und einige Vertreter) von Gewerkschaften in der Region. −Foto: Eberl

Ingolstadt - Der Weg bis zur Geschlechtergerechtigkeit ist noch weit: Darin waren sich die Redner vor dem Gewerkschaftshaus am Paradeplatz am Montagmittag einig.

Auch 110 Jahre nach der Einführung des "Frauentages" brauche es noch gewaltige Kraftanstrengungen für diesen Weg.

Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Steffi Kempe rechnete vor, dass die bestehende Lohnlücke zwischen Männern und Frauen rein rechnerisch erst in etwa 100 Jahren geschlossen sein würde - wenn es in dem Tempo wie bisher weitergeht. "Corona hat aufgezeigt, wie dringend notwendig es ist, hier durchzugreifen", hob Kempe hervor. Denn: Der Frauenanteil bei Minijobs betrage rund zwei Drittel. "Aufholen" sei die Devise.

Für DGB-Stadtverbandsvorsitzenden Bernhard Stiedl ist der Frauentag ein "nachdenklicher" Moment: "Schade, dass es so einen Tag überhaupt braucht. " Er plädierte für eine Frauenquote in Aufsichtsräten und Vorständen, machte aber zugleich deutlich, dass viel wichtiger wäre, bei den Lohn-Eingruppierungen nicht zwischen Mann und Frau zu unterscheiden. "Wir müssen das gesellschaftliche Bild umkehren", forderte Stiedl. Er verwies darauf, dass gerade in der Pandemie deutlich geworden sei, dass zwar die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gefordert werde, aber die Sache oftmals an den Frauen hängen bleibe. "Wir sind auf einem guten Weg, aber es steht noch viel bevor, das Ziel Gleichstellung zu erreichen", sagte Stiedl.

Gabi Gabler von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft trug ähnliches vor: "Den Frauentag werden wir noch sehr lange begehen müssen. " Veronika Scharf von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft forderte, immer und immer wieder "den Finger in die Wunde" zu legen. Und Vera Drazan von der IG Bergbau, Chemie, Energie schloss sich der Forderung Stiedls an, mehr Frauen in Führungspositionen zu bekommen. "Dafür braucht es verbindliche Regeln", so die Gewerkschaftssekretärin. "Wir stehen dafür ein, dass das auf allen Hierarchieebenen beachtet wird. " Gegebenenfalls brauche es Sanktionen.

Die Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt, Tamara Hübner, nahm das auf und sprach von "blankem Hohn", dass Unternehmen die Quote auf Null setzen könnten. Angela Merkel habe bewiesen, "dass auch Frau Kanzler kann". Frauen müssten "laut" sein und "Präsenz und Gesicht zeigen".

DK

Marco Schneider