Ingolstadt
Die Wissenschaft treibt Blüten

Fuchsien bereichern für die nächsten drei Wochen den Arzneipflanzengarten an der Alten Anatomie

24.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:57 Uhr

Fuchsien im Arzneipflanzengarten: Im Deutschen Medizinhistorischen Museum ist am Mittwoch der Fuchsienhain eröffnet worden. Fotos: Hauser

Fuchsien gehören eigentlich nicht zu den Heilpflanzen. Trotzdem blüht im Arzneipflanzengarten hinter der Alten Anatomie in Ingolstadt derzeit ein ganzer Hain dieser farben- und formreichen Gewächse.

Die botanische Schau ist ein Beitrag des Deutschen Medizinhistorischen Museum zum Jubiläumsjahr „550 Jahre Wissenschaft in Ingolstadt“. Tatsächlich gibt es eine Verbindung zwischen den Fuchsien und Ingolstadt, wie Marion Ruisinger, die Direktorin des Museums, bei der Eröffnung des Fuchsienhains am Mittwochabend erklärte: Der Arzt und Botaniker Leonhart Fuchs – nach dem die Gattung der Fuchsien benannt ist – hat im 16. Jahrhundert an der Hohen Schule in Ingolstadt Medizin studiert und war später auch als Professor an der Medizinischen Fakultät tätig. Kulturreferent Gabriel Engert erinnerte in seiner Begrüßung daran, dass der Protestant Fuchs seinerzeit das gegenreformatorisches Ingolstadt verlassen musste und seine Forschungen in Tübingen fortsetzte. „Wir befinden uns hier im Zentrum der Wissenschaftsgeschichte Ingolstadts.“

Bei der Auseinandersetzung mit Leonhart Fuchs ergaben sich für das Team des Museums so viele inhaltliche Anknüpfungspunkte, dass daraus eine ganze Veranstaltungsreihe wurde, berichtete Daniela Hahn, die im Museum als wissenschaftliche Volontärin arbeitet, und für das Programm rund verantwortlich zeichnet. Zum „Sommer mit Leonhart Fuchs“ gehören Workshops und Vorträge und eine kostenlose, kleine Ausstellung im Museum, das Fuchs-Kabinett. „Wir wollen zeigen, wie Wissenschaft vor 550 Jahren funktioniert hat“, erklärt Hahn. Fuchs und seine forschenden Zeitgenossen stehen dabei für einen Paradigmenwechsel. „Die Botaniker der Renaissance suchten Wissen nicht mehr nur in Bibliotheken und Texten, sondern draußen in der Natur. Wichtig wurde die eigene Anschauung, das selber mit den eigenen Augen Sehen und Verstehen.“

Im neu geschaffenen Fuchsienhain im Arzneipflanzengarten kann man dieser Methode jetzt am lebenden Objekt nachspüren. Die Vielfalt der Formen und Farben ist dabei gerade für Laien bemerkenswert, wie die gut 50 Besucher nach den Eröffnungsreden erlebten. Die Variantenbreite der Fuchsien ist ein Aspekt, der auch Rosi Friedl begeistert. Die Gärtnerin und Fuchsien-Enthusiastin hat ihre Pflanzen dem Museum zur Verfügung gestellt. In ihrer Begrüßung berichtete sie, dass Fuchsien zwar nicht als Arzneipflanzen gelten, aber eine schmackhafte Marmelade und Likör ergeben. Vielleicht findet sich dabei ja doch auch noch eine medizinische Wirkung. Leonhart Fuchs würde sich bestimmt darüber freuen.

Der Fuchsienhain ist noch bis 17. Juli im Garten hinter der Alten Anatomie zu erleben. Am Sonntag, 3. Juli, ist von 10 bis 17 Uhr ein Fuchsienmarkt geplant, bei dem Rosi Friedl auch Tipps zur richtigen Behandlung der Pflanzen gibt. Das gesamte Programm des „Sommer mit Leonhart Fuchs“ findet sich auf der Homepage des Museums www.dmm-ingolstadt.de.