Ingolstadt
Die Ingolstädter IG Metall will 9,5 Prozent mehr

Delegierte positionieren sich für die Tarifverhandlungen

26.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:52 Uhr

Wieder da: Bayerns DGB-Chef Bernhard Striedl, bis vor wenigen Monaten noch erster Bevollmächtigter der IG-Metall-Geschaftstelle Ingolstadt (Mitte), sein Nachfolger Carlos Gil (rechts) und die zweite bevollmächtigte Tamara Hübner. Foto: Schwarz

Von Markus Schwarz

Ingolstadt – Wie heißt es so schön in dem grammatikalisch nicht ganz korrekten Spruch? „Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.“ An diese Weisheit erinnerten sich vielleicht einige am Samstagvormittag bei der Versammlung von 103 Delegierten der Industriegewerkschaft (IG) Metall im Sportrestaurant des TSV Nord in Ingolstadt. Für die anstehenden Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie legten die Vertreter aus den Betrieben der betroffenen Branchen in der Region die Latte schon mal relativ hoch: Man einigte sich darauf, 9,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt zu fordern. Darüber hinaus auf soziale Komponenten für die unteren Entgeltgruppen beim Abschluss und auf einen Bonus für die Mitglieder der Gewerkschaft, etwa in Form von Zuschüssen etwa für den Kauf von Fahrkarten.

Denn: „Jetzt ist Schluss mit Zurückhaltung!“, ereiferte sich Jörg Schlagbauer, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende bei der Audi AG. Während der Corona-Phase habe man sich bewusst zurückgehalten. Nun aber müsse „wieder Kohle rein“, so Schlagbauer. Er erinnerte vor allem an die unteren Lohngruppen, bei denen angesichts der derzeitigen Inflation der Lohn im Moment gerade eben so reiche. Scharf schoss Schlagbauer dabei gegen den deutschen Gesamtvorstand der IG Metall. Der hatte für die anstehende Tarifrunde vorgeschlagen, ein Lohnplus zwischen sieben und acht Prozent zu fordern. Dieser Vorschlag läge weit entfernt von den Forderungen, die aus den Betrieben kämen – vor allem aus denen in Ingolstadt und Umgebung, so Schlagbauer. Auch andere Delegierte wie Elvis Schwarzmair von Wacker-Neuson in Reichertshofen und Andreas Kraft von Scherm-Logistik in Karlskron stießen in das gleiche Horn. Und so gehen die Ingolstädter Metall-Gewerkschafter nun mit einer 9,5-Prozent-Forderung ins Rennen. Bis zur Sommerpause wird sich die IG Metall dann auf eine einheitliche Forderung festlegen; im September starten die Tarifverhandlungen.

Vor der Abstimmung hatte die Zweite Bevollmächtigte Tamara Hübner bereits kurz die Mitgliederentwicklung im Bereich der Geschäftsstelle Ingolstadt skizziert: Diese sei in den zurückliegenden vier Jahren zwar rückläufig (von rund 51000 auf rund 47000), aber inzwischen mache sich eine Trendwende bemerkbar, so Hübner. Und Carlos Gil, der erste Bevollmächtigte, hatte auf die erfolgreichen Betriebsratswahlen zurückgeblickt und auf die solide Finanzlage des nach Mitgliedern größten Geschäftsstellenbereichs in Bayern (und drittgrößten in Deutschland) hingewiesen.

DK