„Als Musiker lernt man nie aus“
Die Audi-Bläserphilharmonie wird 60 – Ein Gespräch mit dem ältesten und jüngsten Mitglied

11.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:41 Uhr

Musiker aus Leidenschaft: Stefanie Zieglmeier und Anton Hartmann sind begeisterte Mitglieder der Audi-Bläserphilharmonie – die Dauer der Zugehörigkeit spielt dabei keine Rolle. Foto: Hammer

Nur wenige Unternehmen haben ihr eigenes Orchester – und schon gar nicht ein derart renommiertes. Die Audi-Bläserphilharmonie feiert heuer ihr 60-jähriges Bestehen. Für ein Gespräch mit dem DONAUKURIER kamen zu diesem besonderen Anlass zwei genauso besondere Mitglieder zusammen. Das älteste und das jüngste aktive Orchestermitglied.

Anton Hartmann, genannt „Toni“, musiziert bereits seit 1984 – Stefanie Zieglmeier dagegen erst wenige Monate, sie kam im Mai 2022 dazu. Zwischen beiden liegen mehr als 40 Jahre, er ist 69, sie 27 – und doch teilen sie eine gemeinsame Leidenschaft: die Musik. Hartmann spielt Posaune, Zieglmeier Klarinette.

Moderner und professioneller

Anton Hartmann hatte schon privat musiziert, als er sich 1984 bewarb und für das Werkorchester, wie es damals hieß, genommen wurde. Der gelernte Lackierer fing als Erste Posaune an, später spielte er dann Bassposaune. „Die Art von Musik war damals eine völlig andere als heute“, erinnert sich der 69-Jährige. „Märsche, Polka, Walzer – sehr traditionell.“ Heute hingegen gehe es wesentlich moderner zu – und auch professioneller. „Wir waren damals weit entfernt von dem, was wir heute sind“, meint Hartmann. „Man muss heutzutage schon deutlich mehr können – von der Qualität her eine enorme Steigerung.“ Enorm verbessert hat sich im Laufe der Zeit auch die Ausstattung: Während das Werkorchester früher noch in der Kantine proben musste, steht den Musikern heute ein professionell ausgestatteter Probenraum zur Verfügung. In den 80er-Jahren seien Konzerte in der Fußgängerzone oder an den Werkstoren Alltag gewesen. Die anspruchsvollere Phase hingegen begann in den 90ern: „Konzertante Blasmusik, Ouvertüren – es ging steil bergauf.“ Durch sein Ehrenamt – für das er, wie er betont, gerne viel Freizeit geopfert hat – habe er auch viele interessante Reisen erleben dürfen. Besonders nach dem Mauerfall sei der Köschinger viel herumgekommen. „Berlin (vor der Wende über die abenteuerliche Transit-Strecke), Suhl, Zwickau – das war schon eine tolle Zeit.“ Anton Hartmann ist auch außerhalb der Audi-Bläserphilharmonie engagierter Musiker – er spielt bei den Schanzer Musikanten und in der Blaskapelle Ernsgaden. Auch nach unzähligen Konzerten – pro Jahr sind es etwa zehn – könne ein Musiker nie ausgelernt haben, findet er. „Man entwickelt sich immer weiter.“

Auch Amateurmusiker außerhalb von Audi spielen mit

Seine junge Kollegin Stefanie Zieglmeier kam relativ spontan zu der Musikergruppe, in der auch Amateurmusiker außerhalb von Audi mitspielen. „Ich wurde im März bei einem Benefizkonzert auf die Bläserphilharmonie aufmerksam und dachte mir, das ist eine tolle Sache“, erzählt die 27-Jährige. „Ich habe mich dann gemeldet und wurde gleich für die Klarinette genommen.“ Während ihrer Schulzeit am Gnadenthal-Gymnasium habe sie schon gespielt – für sie sei das nun die perfekte Gelegenheit, wieder regelmäßig zu musizieren. Seit Mai durfte Zieglmeier ihr Talent schon bei fünf Konzerten unter Beweis stellen. „Es war immer schon mein Traum, auf einer größeren Bühne zu spielen“, meint die Ingolstädterin, die bei Audi 2013 eine Ausbildung gemacht hat und nach ihrem Studium seit 2020 im Nachhaltigkeitsmanagement und der internen Kommunikation tätig ist. „Und dieser Traum hat sich jetzt voll und ganz erfüllt.“ Ihr erstes Konzert war gleich die Königsdisziplin „Audi-Sommerkonzerte“. Für diesen anspruchsvollen Einsatz gab es großes Lob vom Dirigenten, erzählt Stefanie Zieglmeier stolz. Sie finde es toll, Teil eines bunt gemischten Teams zu sein. „Bei uns sind alle gleich“, betont sie. „Wir sind alle leidenschaftliche Musiker, der berufliche Status spielt da keine Rolle.“ Die 27-Jährige freut sich schon sehr darauf, am 28. Oktober beim Benefizkonzert dabei zu sein.

Neue Mitglieder sind immer gern gesehen

Zieglmeier und Hartmann sind ihrem Arbeitgeber dankbar dafür, was er ihnen als Laienmusikern ermöglicht. Eine solche Unterstützung sei alles andere als selbstverständlich. Pressesprecher Sebastian Fischer weißt darauf hin, dass neue Mitglieder immer gerne gesehen seien. Regelmäßig werden bei der Audi-Bläserphilharmonie Stimmen frei – wer Lust hat, sollte also nicht zögern, sich zu melden. Perfekt sein müsse dafür niemand. „Es gibt keine schlechten Musiker“, meint Anton Hartmann schmunzelnd. „Nur gute und noch bessere.“

DK