Eisgala in Saturn-Arena
Deutsches Spitzenpaar will Ingolstädter an seiner Liebe zum Eistanz teilhaben lassen

22.12.2024 |

Weltspitze im Paarlauf: Minerva Hase aus Berlin und ihr russischer Partner Nikita Wolodin, der spätestens für Olympia die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten will. Foto: Imago Images

Sie sind die große Hoffnung des deutschen Eissports – und an diesem Sonntag sind sie in Ingolstadt zu sehen. „Bei einer Eisgala können wir Emotionen zeigen, da kommt es nicht so auf die Elemente unserer Kür an“, betont Minerva-Fabienne Hase im Interview.

  

Die 25-jährige Berlinerin, die mit Nikita Wolodin in der Saturn-Arena auftritt, freut sich auf das Publikum, das solange ohne die Traditionsveranstaltung auskommen musste. „Ich habe schon so viel Gutes gehört, ich bin begeistert, dass ich in Ingolstadt laufen kann“, verrät Hase im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie spricht auch von ihrem „Wackel-Sprung“, von Vorteilen, als Profisportlerin einen Profisportler als Freund zu haben und von der kurzen Weihnachts-Pause.

Wo Hase/Wolodin antreten, sind sie Favoriten



Frau Hase, Sie haben seit dem vergangenen Jahr fast alle Wettkämpfe gewonnen, an denen Sie mit Nikita Wolodin teilgenommen haben. Zuletzt nach 2023 erneut das Grand-Prix-Finale mit den sechs weltbesten Paaren. Ob Sie wollen oder nicht: Sie beide sind Top-Favoriten im Paarlaufen.

Minerva Hase: Ja, 2023 waren es sechs Siege bei acht Wettkämpfen, heuer waren es vier von fünf.

Sie sorgen bei den Fans und bei sich selber für ordentlich Erfolgsdruck.

Hase: Wir versuchen es nicht, aber die Latte liegt inzwischen höher.

Was haben Sie als Nächstes im Auge?

Hase: Der Europameister-Titel im Januar wäre cool. Auch, weil wir 2023 das Podium verpasst haben.

Da hat ein „Wackel-Sprung“ eine bessere Platzierung vermasselt?

Hase: Das lag an mehr als nur an einem Wackel-Sprung.

Die Todesspirale als Wackelelement der Kür



Haben Sie noch einen solchen Sprung?

Hase: Ja, die Todesspirale in der Kür ist noch ein Problemkind. Da müssen wir noch viel daran arbeiten. Aber wir sind guter Dinge. Sonst sind wir mit den Elementen relativ sicher aufgestellt.

Nach der EM ist vor der WM?

Hase: Es wäre schön, wenn wir bei der WM unseren dritten Platz aus dem Vorjahr verbessern könnten.

Es gibt aber ein noch größeres Ziel: Anfang 2026...

Hase: Das ist Olympia. Eine Medaille mit nach Hause nehmen zu können, wäre für uns das Tüpfelchen auf dem i.

Olympia ist mehr wert als eine WM?

Hase: Auch eine WM-Medaille ist super. Wir haben heuer die Chance, ganz vorne mitzumischen. Aber Olympia findet nur alle vier Jahre statt, man muss auf den Punkt fit sein, es gibt den Olympischen Gedanken, das Miteinander. Daher ist es etwas Besonderes. Aber noch wichtiger ist es, dass wir verletzungsfrei bleiben, dass wir den Spaß an unserem Sport nicht verlieren.

Nikita Wolodin büffelt fleißig Deutsch



Für einen Start bei Olympia muss ihr Partner Nikita aber Deutscher sein.

Hase: Nikita übt schon fleißig, damit er Deutsch lernt. Seit Mai nimmt er Deutschstunden, muss Hausaufgaben machen.

Das geht zeitlich?

Hase: Es bedeutet viel Arbeit neben dem Leistungssport. Wir hoffen, dass er den Deutsch-Test beim ersten Mal schafft. Er gibt jeden Tag sein Bestes.

Sie haben einen Trainer in Ungarn, sie leben und trainieren in Berlin. Ist das nicht ein wenig umständlich?

Hase: Mit unserem deutschen Trainer Knut Schubert trainieren wir in Berlin. Mit Dmitri Savin, der eigentlich in Sotschi trainiert und viele internationale Paare betreut, sind wir in Trainingslagern und auf Wettkämpfen – auch gerade bei der Deutschen Meisterschaft in Oberstdorf. Weil er ein ungarisches Paar betreut, ist er oft in Ungarn unterwegs.

Ein Basketballer von Alba Berlin fiebert mit



Es ist kein Geheimnis, dass Ihr Freund Profi bei Alba Berlin ist, Jonas Mattisseck. Erleichtert es die Partnerschaft, wenn beide Profisportler sind?

Hase: In meinem Fall ja. Wir hatten zu ähnlichen Zeitpunkten ähnliche Erfolge. Wir haben parallel gelernt, mit Druck umzugehen oder mit der Aufmerksamkeit, die wir durch unsere Erfolge erzeugen.

Aber gerade im Winter sind Sie ja viel unterwegs, die Basketballer auch. So richtig oft sehen Sie sich nicht.

Hase: Diese Saison hatten wir bisher Glück, dass wir oft zu ähnlichen Zeiten unterwegs waren. Man weiß, es wartet nun keiner zuhause, wenn man unterwegs ist. Gemeinsame Zeit ist knapp, dementsprechend auch wertvoller.

Apropos freie Zeit: Weihnachten kommt, was machen Sie?

Hase: Wir sind kurz Zuhause, trainieren aber weiter. Nach den Feiertagen wartet noch die Show mit Daniel Weiß (ehemaliger deutscher Eiskunstlaufmeister aus Ingolstadt und der Eisgala-Initiator und -Veranstalter, Anm. d. Red.) in Oberstdorf. Danach machen wir aber ein paar Tage frei.

Und Weihnachten gibt es eine Gans und viele Plätzchen?

Hase: Die darf man sich auch mal gönnen – alles in Maßen. Also ein Stück Ente oder Gans sind okay. Und durch zwei Tage, an denen man mal etwas anderes isst, gerät man auch nicht gleich außer Form.

In Ingolstadt geht es ja nicht um Medaillen. Was ist für Sie bei so einer Gala anders?

Hase: Hier geht es um die Emotionen, wir wollen unsere Gefühle nach außen tragen, die Zuschauer begeistern. Aber es ist nicht so einfach umzuswitchen vom Wettkampf und perfekten Elementen zu Emotionen. Das wird spannend, ist aber eine schöne Abwechslung.

Wiedersehen mit Pavlova/Sviatchenko



Und Sie haben Zeit, so ohne Wettkampf, sich mit anderen Sportlern ohne Druck zu unterhalten.

Hase: Ja, zum Beispiel sind Mariia Pavlova und Alexei Sviatchenko, die für Ungarn starten und auch bei Savin trainieren, in Ingolstadt. Mit den beiden sind wir befreundet und es ist schön, sie in Ingolstadt zu treffen.

Was sehen wir von Ihnen in Ingolstadt?

Hase: Hoffentlich ganz viele Emotionen. Wir zeigen zwei eher ruhigere Programme. Natürlich wollen wir auch mit dem einen oder anderen Dreifachwurf überzeugen. Auf jeden Fall versuchen wir, die Zuschauer teilhaben zu lassen an der Liebe zu unserem Sport.

DK

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