Ex-Profi in der Kreisklasse
Der Bolzplatz-Kicker tanzt auf drei Hochzeiten – Herbert Paul nicht nur in Großmehring am Ball

13.09.2024 | Stand 13.09.2024, 11:00 Uhr |
Matthias Gabler

Auch wenn die Profi-Karriere beendet ist, Herbert Paul spürt weiterhin regelmäßig den Ball am Fuß. Foto: M. Schneider

Der Fußball-Kreisklassist TSV Großmehring hat zum Ende der Vorbereitung noch einen namhaften Neuzugang präsentiert. Ex-Profi Herbert Paul ist als spielender Co-Trainer zur Mannschaft gestoßen. Der 30-Jährige konnte beim TSV 1860 München und dem FC Ingolstadt (56 Einsätze) bereits viel Erfahrung in der 3. Liga sammeln und spielte außerdem in der Regionalliga (Greuther Fürth II, FC Bayern II, FC Schweinfurt, FC Pipinsried/140 Einsätze insgesamt) und in der österreichischen Bundesliga bei Austria Klagenfurt (11).

Beim FC Pipinsried war er in der Saison 2022/2023 zeitweise als Spielertrainer tätig, wo er bereits mit seinem Freund Atdhedon Lushi zusammenarbeitete, der seit Sommer Trainer beim TSV Großmehring ist. „Mit der Verpflichtung von Herbert Paul haben wir einen wichtigen Grundstein für den Erfolg und die Zukunft des TSV gelegt“, sagt Abteilungsleiter Sebastian von der Grün.

„Ich war fußballmüde“



Doch wie kommt es dazu, dass Paul, der vor einiger Zeit noch Profiambitionen hatte und vergangene Saison 26 Spiele für den FC Ingolstadt II (Bayernliga) und eines für die erste Mannschaft der Schanzer absolvierte, jetzt in der Kreisklasse aufläuft? „Ich hatte mich wieder an die erste Mannschaft ran gekämpft, doch dann hat mich Trainer Michael Köllner nach dem Winter wieder zur Reserve geschickt. Ich war im Sommer einfach fußballmüde und habe selber die Tür zum Profitum zugeschlagen“, erklärt Paul. Um fit zu bleiben, absolvierte er in der Vorbereitung dann beim TSV Großmehring einige Partien – und hatte Spaß daran.

Ein weiterer Grund für sein Engagement im Amateurfußball ist seine vor kurzem gestartete Fußballschule „Pro2be“. „Für unsere Camps brauchen wir natürlich Plätze in der Region und da ist es gut, wenn ich mit den Vereinen in Kontakt bin. Ich habe das Gefühl, dass die Bolzplatzmentalität, der Spaß am ,Vier gegen Vier’ oder ,Eins gegen Eins’ heute in der Ausbildung zu kurz kommen. Das möchte ich den Jugendlichen gerne wieder vermitteln“, erläutert Paul und man merkt, wie ihm dieses Thema am Herzen liegt. Er möchte die Fußballschule Schritt für Schritt aufbauen und natürlich seine Erfahrung weitergeben.

Paul spielt auch in der Icon-League



Der TSV Großmehring muss sich die Dienste seines hochkarätigen Neuzugangs allerdings mit der neu gegründeten „Icon-League“ teilen, denn auch hier ist Paul für den „Wontorriors FC“ am Ball. Teammanagerin und Namensgeberin ist TV-Moderatorin Laura Wontorra, Trainer der aktuell verletzte Profi Grischa Prömel von der TSG Hoffenheim. „Ich habe Laura Wontorra vor Jahren in München auf der ,Wiesn’ kennengelernt. Da im Sommer meine Zukunft in der Schwebe war, kam die Anfrage, ob ich Interesse hätte“, erzählt Paul.

Die Icon-League ist eine Hallenfußball-Liga, die 2024 unter anderem von Ex-Nationalspieler Toni Kroos gegründet wurde. Gespielt wird mit Bande, vier Feldspielern und einem Torwart. Dynamik und Unterhaltung stehen im Vordergrund. Die Spiele finden in Düsseldorf statt und sind live im Internet zu verfolgen (Twitch). Das Finale steigt dann am 15. Dezember in München. „Dieses Kicken auf dem Kleinfeld, auch auf dem Bolzplatz, habe ich immer schon am meisten geliebt, auch während der Profistationen“, schwärmt Paul.

Die ersten beiden Spiele hat er mit seinen Kollegen zwar verloren, aber „es wird immer besser“, wie er berichtet. Dass etliche Amateurvereine das Engagement ihrer Spieler in dieser Hallenliga kritisch sehen, weiß er. „Natürlich beißt sich das etwas. Diese Ligen sprechen aber eine andere Zielgruppe an, eben nicht nur die Fußballfans“, erklärt er. Kreisklasse, Fußballschule und Icon-League – auch wenn Paul seine Profiträume begraben hat, der Fußball bleibt weiter wesentlicher Bestandteil seines Lebens.

DK

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