Von „Reingeschmölzt“ bis „Powell-Play“
Das Wörterbuch des ERC Ingolstadt: Wir erklären die wichtigsten Begriffe des DEL-Spitzenreiters

10.10.2024 | Stand 11.10.2024, 13:52 Uhr |

Viermal reingeschmölzt: In der vergangenen Woche präsentierte sich ERC-Stürmer Daniel Schmölz äußerst treffsicher. Foto: Traub

Wer den ERC Ingolstadt in dieser Saison verfolgt, stößt auf eine Reihe ungewöhnlicher Begriffe, die den Höhenflug des Teams perfekt beschreiben. Von „Reingeschmölzt“ bis zum „Powell-Play“ – wir erklären vor dem Heimspiel gegen die Grizzlys Wolfsburg die wichtigsten Ausdrücke, die den aktuellen Erfolg des DEL-Spitzenreiters definieren.

  

SCHMÖLZEN

Schön sind sie meistens nicht, das gibt Daniel Schmölz selbst zu. „Aber die zählen genauso am Ende“, meint der Stürmer. Und sie haben sogar einen eigenen Namen: „Reingeschmölzt“ nennt man die Treffer, wenn der 32-Jährige vor dem gegnerischen Tor lauernd den Schläger hinhält und den Puck über die Linie stochert. Schon in Nürnberg, wo der Allgäuer bis zum Frühjahr spielte, wurde der Begriff geprägt – und spätestens seit vergangener Woche wissen auch die ERC-Fans, was damit gemeint ist: Viermal hat Schmölz in den jüngsten drei Partien getroffen, dreimal drückte er dabei den Puck in typischer Manier über die Linie. „In Mannheim war es ein ganz schönes Tor, aber sonst waren es eher dreckige Nachschüsse oder Abfälscher“, sagt Schmölz. Gefeiert wird er dafür trotzdem, denn im Gewühl vor dem Tor muss man ordentlich einstecken können.

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CHAMPIONS FINISH

Trainer Mark French sprach von einer „Lektion der Beharrlichkeit“: Mit fünf Treffern fegten die Panther am 1. Oktober im letzten Drittel über die Schwenninger Wild Wings hinweg und gewannen am Ende mit 6:3. Nur zwei Tage zuvor hatten sie in Iserlohn ein ähnliches Kunststück geschafft und die Roosters trotz eines 0:3-Rückstands nach 40 Minuten noch mit 5:3 bezwungen. Mit 16:4 Treffern im letzten Drittel sind die Panther in dieser Statistik ligaweit ganz oben – und erinnern damit an die Vizemeistersaison 2022/23, als sie ebenfalls als Spezialisten für das „Champions Finish“ galten, wie French ein gewonnenes Schlussdrittel nennt. Dafür braucht es nicht nur Selbstvertrauen, sondern auch eine gute Form. „Wir mussten im August schon richtig dafür ackern, dass wir jetzt konditionell gut sind“, meint Schmölz, der die Tor-Explosion im letzten Abschnitt liebevoll „Ketchupflaschen-Effekt“ nennt.

WOOOOOOOO!!

Wer die Kommentarspalten des ERC-Profils auf Instagram verfolgt, weiß: So ganz weg war er nie. Mit einem feurigen „Woooooooo!!“ feiert Morgan Ellis die Highlights der Panther, seit er in der Saison 2020/21 zum ersten Mal das ERC-Trikot trug. „Das ist eine Art Insiderwitz von damals“, erklärt Ellis, den er als Gegenreaktion auf einen provozierenden Spieler eines Derby-Gegners entwickelt hat. „Vielleicht hat er nicht nur das gerufen, sondern noch ein paar andere Wörter – aber ich hab’ das ,Wooooo‘ rausgepickt“, fügt der Kanadier, der nach drei Jahren bei Meister Eisbären Berlin nun nach Ingolstadt zurückgekehrt ist, schmunzelnd an. Sein Ziel, die Panther damit aus dem Konzept zu bringen, hat der gegnerische Spieler jedenfalls verfehlt. „Wir fanden es einfach nur lustig“, sagt Ellis.

SPITZENREITER

Sieben Spiele, sechs Siege, 19 Punkte und ein Torverhältnis von 27:15 – den Panthern ist der beste Start in die Saison in ihrer DEL-Geschichte gelungen. Seit dem 5:3-Sieg in Iserlohn stehen die Ingolstädter erstmals seit zwei Jahren wieder an der Tabellenspitze. „Das Schöne daran ist, dass alle dazu beigetragen haben. Es ist nicht nur eine Reihe oder ein Spieler, jeder hängt sich rein“, sagt Ellis. Mit zwei weiteren Siegen an diesem Wochenende im Heimspiel gegen die Grizzlys Wolfsburg (Freitag, 19.30 Uhr) und bei den Kölner Haien (Sonntag, 16.30 Uhr) könnten sie ihre bislang längsten Siegesserien in der DEL aus den Spielzeiten 2003/04 und 2005/06 einstellen. „Wir werden niemanden auf die leichte Schulter nehmen, nur weil wir oben stehen“, verspricht Schmölz.

DER PROZESS

Natürlich freut sich auch French über die aktuelle Siegesserie seiner Mannschaft. Doch auch eine Niederlage ist für den Trainer verkraftbar – Hauptsache es stimmt der Prozess! Immer wieder betont der 53-Jährige, wie wichtig ihm die Entwicklung und der Lernfortschritt seiner Mannschaft sind. Aktuell geht der Prozess in die richtige Richtung: Sportdirektor Tim Regan stellte French ein Team aus schnellen Spielern zusammen – und der Trainer formte daraus wie in seinem ersten Jahr in Ingolstadt eine eingeschworene Mannschaft, die mit offensiv energiegeladenem und defensiv stabilem Eishockey überzeugt. Und wenn es doch mal Rückschläge gibt, wird French die Erkenntnisse aus der Niederlage erst mal ausgiebig „evaluieren“ – noch so ein Lieblingswort des Kanadiers.

POWELL-PLAY

Keiner schießt so häufig aufs Tor, keiner trifft so oft: Stürmer Myles Powell ist innerhalb einer starken Mannschaft eine der positivsten Überraschungen. Der quirlige Kanadier, der aus Schwedens zweiter Liga kam, ist mit neun Punkten (3 Tore/sechs Vorlagen) Ingolstadts Topscorer und beweist mit 29 Schüssen – Platz drei in der Liga – seinen Zug zum Tor. „Er ist ein cleverer Spieler, er läuft gut und er positioniert sich richtig. Vor allem aber ist er ein toller Kerl“, sagt Ellis. Apropos Powell-Play: Auch das Überzahlspiel des ERC hat sich im Vergleich zum Vorjahr mit einer Erfolgsquote von 16,6 auf aktuell 25 Prozent stark verbessert. In 32 Powerplay-Situationen trafen die Panther achtmal – beides sind Spitzenwerte in der Deutschen Eishockey-Liga.

ROTATION

Wer die Wahl hat, hat die Qual – und die Auswahl an Spielern ist für Trainer French so groß, dass er in jeder Partie fünf seiner Profis auf die Tribüne oder zu Kooperationspartner Ravensburg schicken muss. Die strategische Tiefe des Kaders spornt die Panther zu mehr Leistung an, macht die Mannschaft weniger berechenbar und verringert die Belastung der Spieler. Allerdings muss French all seine Profis bei Laune halten. „Wir müssen sichergehen, dass jeder sich als Teil der Mannschaft sieht, denn das ist er“, sagt Ellis. „Jeder muss sich bewusst sein, dass er in diesem Team wichtig ist – auf dem Eis genauso wie daneben.“

ERC Ingolstadt in Kürze



Personal: Es wird wieder spannend, welche Panther im Heimspiel gegen die Grizzlys Wolfsburg an diesem Freitag (19.30 Uhr) zuschauen müssen, denn ERC-Trainer Mark French stehen alle Spieler zur Verfügung.

Gegner: Fast wäre die Auswärtsmisere weitergegangen, doch dann gewannen die Niedersachsen am vergangenen Sonntag bei den Augsburger Panthern doch noch mit 4:3 und feierten ihren ersten Sieg auf fremdem Eis seit dem 25. Februar. Dabei hatte die Mannschaft von Trainer Mike Stewart nach 50 Minuten noch souverän mit 4:0 im Curt-Frenzel-Stadion geführt. In der Tabelle liegen die Grizzlys um Kapitän Spencer Machacek nur auf Rang sieben, doch überzeugend sind sie in den Special Teams: Sowohl im Powerplay (27,27 Prozent) als auch in Unterzahl (86,36) präsentieren sie sich als drittstärkstes Team der Liga. „Wir müssen uns tunlichst von der Strafbank fernhalten. Wenn uns das gelingt und wir mit unseren Special Teams dagegenhalten, haben wir gute Chancen, die Partie für uns zu entscheiden“, glaubt ERC-Verteidiger Morgan Ellis.

Fanzug: Wie der ERC bekanntgab, geht der Fanzug der Panther in dieser Saison nach München. Am Sonntag, 8. Dezember, fahren die ERC-Fans vom Ingolstädter Hauptbahnhof mit der DB Regio Bayern zum Duell mit dem EHC München im neuen SAP-Garden. Tickets dafür gibt es ab dem 17. November im Heimspiel gegen die Adler Mannheim.

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