Theatervorschau
Das Unvermögen zum Dialog

„Das ist keine Bank“: Leni Brem-Keils neue Produktion im Altstadttheater

13.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:02 Uhr

Jörn Kolpe und Martin Müller spielen in einer schwarzen Komödie über die Suche nach einem sicheren Ort. Foto: Wobker

Ingolstadt – Ein Mann sitzt auf einer Parkbank und weint. Als er am nächsten Tag wiederkommt, liegen Blumen auf der Bank. Am dritten Tag kommt es zu einer Begegnung zwischen Tom und Alex – und zum ersten Streit. Der eine sucht ein paar Minuten Ruhe auf dieser Bank abseits des Trubels. Der andere nutzt die Bank als Gedenkort. Weil beide die Bank für sich allein wollen, versuchen sie, ihren Anspruch darauf mit allen Mitteln durchzusetzen. Tag für Tag. Es kommt zu Wortgefechten, bis die Situation schließlich eskaliert. „Das ist keine Bank“ heißt das Stück von Keir McAllister, das Leni Brem-Keil für ihr Altstadttheater ausgewählt hat. Am Freitag, 17. März, ist Premiere.

Zwei Männer streiten sich um eine öffentliche Parkbank. Warum ist das ein guter Stoff fürs Theater? Leni Brem-Keil lacht: „Weil es zunächst mal eine ganz andere Konstellation aufweist als alle unseren bisherigen Stücke. Ich habe mich ganz bewusst auf die Suche nach einer neuen Figurenkonstellation begeben. Hier fand ich spannend, wie schnell so ein Konflikt eskalieren kann – aus einer Nichtigkeit heraus. Ich denke, das passt in unsere Zeit: Heute regt man sich viel schneller über irgendetwas auf und gerät in absurdeste Diskussionen. Und das bei Menschen, die sie sich überhaupt nicht kennen.“

Es würde zu weit führen, all die Wendungen, Finten und Clous aufzuzählen, die sich Autor Keir McAllister für seine Geschichte einfallen hat lassen. Und es wäre auch nicht fair, die Pointen zu verraten. Klar ist: Im Streit um die Parkbank ist es mit reden – egal in welcher Lautstärke – nicht getan. Über einen Zeitraum von neun Tagen, in denen sich die beiden Männer bei ihren kurzen Aufeinandertreffen alles mögliche an den Kopf werfen, nimmt der Konflikt immer abstrusere Formen an. Das ist ziemlich witzig gemacht. Und es verwundert nicht, dass der Autor dieser schwarzen Komödie ein Stand-up-Comedian ist. McAllister ist regelmäßiger Headliner bei einigen der besten Comedy-Clubs und Festivals Großbritanniens.

Es spielen Jörn Kolpe und Martin Müller. „Die beiden kannten sich zuvor nicht, sind aber auf der Bühne ein sehr gutes Team“, findet die Regisseurin. Dem Ingolstädter Publikum sind beide Schauspieler vertraut: Martin Müller aus der Altstadttheaterproduktion „Wir müssen was tun“, Jörn Kolpe aus verschiedenen Produktionen am Stadttheater wie „Spamalot“ oder „Ursprung der Welt“.

Würde das Stück auch mit zwei Frauen funktionieren? Die Regisseurin überlegt: „Ich möchte nicht in die Klischeefalle tappen, aber ich glaube, Männer streiten schnell lauter und direkter. Frauen reagieren eher beleidigt.“ Peu à peu erfährt das Publikum, was Tom und Alex wirklich umtreibt, dass beide durchaus sensible Seiten haben und sehr verletzlich sind. „Eigentlich liefern sie sich diesen Streit, weil sie beide wahnsinnig einsam sind – und in diesem Streit für den Moment so eine Art Lebensgrundlage finden.“

DK


Premiere ist am 17. März um 20.30 Uhr im Ingolstädter Altstadttheater. Karten gibt es unter kontakt@altstadttheater.de oder telefonisch unter (0176) 32607265.