Felix Breyer, der Geschäftsführer des Georgischen Kammerorchesters, konstatiert nüchtern: „Es ist das Schicksal von Kulturinstitutionen, dass sie als freie Ermessensausgaben schon in guten Zeiten um das Geld kämpfen müssen und dann in schlechten Zeiten die gleichen Sparbemühungen erwartet werden wie in allen anderen Bereichen. Das trifft uns natürlich überproportional.“
Das GKO ist von diesem Vorwurf besonders betroffen. Als es Ingolstadt gut ging, wurden rund zehn Jahre lang die Gehälter der Musiker nicht erhöht. Wahrscheinlich wurden an keinem Ort Deutschlands Musiker eines quasi städtischen Orchesters so miserabel bezahlt – weit entfernt von jedem Tarif. Als man sich dann vor drei Jahren entschied, das Orchester endlich in einen Tarif zu überführen, wurde die unterste Kategorie gewählt, die dem Leistungsniveau der Musiker kaum gerecht wird.
Nun, da die Gewerbesteuereinnahmen der Stadt wegbrechen, soll erneut gespart werden. Das erwartet die Stadtverwaltung, und das fordern auch zahlreiche Stadträte. Dabei arbeitet das GKO bereits seit Jahren in finanziell angespannter Lage. Gewisse Erfolge, die das Orchester mühsam erkämpft hat, stehen nun auf dem Spiel.
Dabei befindet sich das GKO spürbar im Aufwind. Die Zahl der Abonnenten ist deutlich gestiegen, ebenso die Einnahmen aus den Kartenverkäufen. „Wir haben eine zusätzliche erste Kategorie geschaffen, um die Einnahmen zu steigern“, erklärt Breyer. Diese würde hervorragend angenommen: „Die erste Kategorie ist eigentlich immer ausverkauft.“
Trotzdem bleibt die finanzielle Situation angespannt. Der Etat des Orchesters liegt in diesem Jahr bei rund 2,5 Millionen Euro. Etwa 1,3 Millionen Euro trägt die Stadt Ingolstadt bei, der Freistaat Bayern steuert 475 000 Euro hinzu. Der Rest muss durch Eigeneinnahmen und Sponsoring gedeckt werden. „Unsere Eigeneinnahmen machen etwa 30 Prozent des Gesamtetats aus. Das ist in der Branche ein guter Wert, es bleibt somit eine Herausforderung, diese Einnahmen weiter zu steigern“, so Breyer.
„Wir haben unsere grünen und gelben Sparpotenziale bereits ausgeschöpft“, betont Breyer, der damit auf ein Ampel-System für mögliche Haushaltskürzungen anspielt. Alles, was jetzt käme, liege im roten Bereich, also bei Maßnahmen, die das Orchester substanziell schädigen würden. „Wenn wir weiter sparen müssen, könnten wir gezwungen sein, Konzerte abzusagen. Das wäre ein herber Rückschlag, denn unsere Abonnementkonzerte sind unser Kernangebot.“ Derzeit gibt das Orchester zwölf Abonnementkonzerte, zusätzlich Konzerte für Jugendliche und Kinder. Und seit zwei Jahren existiert die Reihe „Barock in den Kirchen“ mit hervorragenden Solisten.Auch beim Personal ist die Lage angespannt. Das Orchester besteht aktuell aus 16 festangestellten Musikern – eine Untergrenze, die kaum Spielraum lässt. „Neue Stellen können wir derzeit nicht besetzen, obwohl einige Positionen vakant sind“, erklärt Breyer. Im Vergleich dazu arbeiten andere Kammerorchester mit deutlich größerem Budget und mehr Musikern.
Ein weiteres Problem ist der Name des Orchesters. Intern wird darüber diskutiert, das „Georgische“ im Namen zu ändern. „Das wird oft als folkloristisch wahrgenommen und schränkt uns vor allem im Gastspielbereich ein“, erklärt Breyer. Veranstalter würden Werke von Haydn oder Mozart nicht mit einem Orchester assoziieren, das vermeintlich auf georgische Volksmusik spezialisiert sei. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass in diesem Jahr bisher erst sieben Gastkonzerte geplant sind. Breyer wünscht sich mindestens doppelt so viele auswärtige Konzerte, was dem Orchester finanziell auch gut tun würde.
Beim Sponsoring setzt das GKO weiterhin auf Audi und die Sparkasse als verlässliche Partner. „Die Unterstützung dieser beiden Partner ist stabil, aber wir müssen auch neue Sponsoren gewinnen“, betont Breyer. Auch die Zusammenarbeit mit dem Stadttheater wird weiter ausgebaut. Das Opernprojekt 2023 war ein Erfolg, und ähnliche Kooperationen stehen auf der Agenda.
Für besondere Projekte gibt es derzeit kaum finanzielle Spielräume. Trotzdem steht eine CD-Aufnahme kurz vor der Veröffentlichung: Flötenkonzerte von Carl Philipp Emanuel Bach, eingespielt mit dem künstlerischen Leiter Ariel Zuckermann als Solist und Dirigent in Personalunion. „Eine CD stärkt die Marke und bietet Material für die Bewerbung. Es ist ein wichtiger Baustein, auch wenn es kein unmittelbares Geschäft ist“, sagt Breyer.
Das GKO kämpft um seinen Platz in der Kulturlandschaft Ingolstadts – und darüber hinaus. Mit eingeschränkten Ressourcen versucht es, seinen künstlerischen Anspruch zu wahren und gleichzeitig wirtschaftlich zu überleben. „Wir haben uns in den letzten Jahren nach oben gearbeitet. Es wäre ein großer Verlust, wenn diese Fortschritte durch weitere Sparmaßnahmen wieder zunichte gemacht würden“, warnt Breyer.
DK
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